Die Leidenschaft für Frankfurter Büdchen

Hubert Gloss: "Wasserhäuschen gehören zur Stadtkultur"

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In zahlreichen Stadtführungen bringt Hubert Gloss seinen Gästen die Geschichte der Trinkhallen und Wasserhäuschen näher. Doch das Frankfurter Kulturgut ist bedroht, gleichzeitig entwickelt sich ein Büdchenhype.

Nicole Brevoord /

Früher, als Supermärkte noch nicht abends spät aufhatten und Tankstellen weniger Einkaufsmärkten ähnelten, da war das Büdchen um die Ecke nach Feierabend oder an den Wochenenden oftmals die Rettung in letzter Not. Wer mit dem Frankfurter Unikum Hubert Gloss bei seinen Stadtevents-Führungen durch Frankfurt zieht, der lernt eine Vielzahl an unterschiedlichen Wasserhäuschen und Trinkhallen kennen, die oftmals ein ganz erstaunliches Warenangebot fernab von Kippen und Bier oder einer gemischten Süßwarentüte bereithalten. Gloss hat eine große Bandbreite an historischem Wissen und Anekdoten über die Kultbüdchen parat, er hat bereits in den 90er-Jahren die oftmals historischen Trinkhallen fotografiert und er ist Mitherausgeber des Wasserhäuschen-Quartetts und des Gedächtnisspiels „Das Frankfurter Wasserhäuschen Duett“. Anlässlich unserer Titelstory in der aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT, in der wir ein paar ganz besondere Wasserhäuschenexemplare vorstellen, haben wir den aus Funk und Fernsehen bekannten Experten Hubert Gloss zu seiner Leidenschaft befragt.

Was ist so toll an den Wasserhäuschen?
Daran begeistert mich die Vielfalt und die Freiheit der Rede. Denn jeder, der sich benimmt, ist willkommen am Büdchen. Mir gefällt es, wenn die Preise niedrig und die Sortimente groß sind und es ordentlich zugeht. Es geht bei den Wasserhäuschen um die Freiheit an der frischen Luft ungezwungen sein Getränk zu sich zu nehmen. Wasserhäuschen gehören zur Frankfurter Stadtkultur, sie sind ein Kulturgut, sie beleben Plätze und manchmal die ganze Nachbarschaft. Da trifft der Banker auf den Arbeitssuchenden – da begegnet man sich, rückt in typisch Frankfurter Manier wie im Apfelweinlokal auch zusammen und kommt ins Gespräch. Manches Gespräch am Wasserhäuschen ersetzt den Psychologen.
 
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Trinkhalle, Kiosk und Wasserhäuschen?
Trinkhalle ist mehr ein Überbegriff, den man auch aus dem Kurbetrieb kennt. Damit verbindet man eine Art Pavillon und eine Schanklizenz. Kioske sind mehr to go, oftmals darf man dort sein Bier nicht trinken. Trinkhallen gibt es auch andernorts, Wasserhäuschen sind aber eine Frankfurter Besonderheit, das ist die Kneipe des kleinen Mannes, ein gesellschaftsübergreifender Treffpunkt mit Schalterverkauf und einem gewissen Sortimentstandard. Wasserhäuschen sind meist freistehende Büdchen.

Wie kommt es zu der Rückbesinnung aufs Büdchen?
Wasserhäuschen gehören zu einer sterbenden Alltagskultur. Der Feind des Wasserhäuschens ist das Stadtplanungsamt, das eine cleane Stadt will. Viele Büdchen sind in den vergangenen Jahrzehnten verschwunden. Dabei sind sie eine kulturelle und soziale Bereicherung, gerade in einer Bankenstadt und das haben einige Leute erkannt. Mittlerweile gibt es aber eine innovative Pächtergeneration, wie man beispielsweise am „Fein“ sieht.
 
Auf seinen Touren erklärt Gloss, wie sich in Frankfurt überhaupt erst Wasserhäuschen etabliert haben. Hier finden Sie eine kleine Übersicht: www.frankfurter-stadtevents.de/wasserhaus .Viel Informatives zum Wasserhäuschenkult lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT!


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