Der Mann hat viel zu erzählen

Zingler liest im Transnormal

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Im intimen Ambiente des Lädchens Transnormal, in dem Manuela Mock sonst Männer in Frauen verwandelt, wird der Frankfurter Drehbuchautor und Schriftsteller Peter Zingler am Freitagabend Literarisches aus 30 Jahren vortragen.

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Es soll durchaus frivol werden, steht in der Ankündigung der Lesung. Am Freitag will Peter Zingler aus dem literarischen Vollen schöpfen, der Drehbuchautor und Schriftsteller versteht es vortrefflich, Geschichten zu erzählen und seien es nur welche aus seinem eigenen bewegten Leben. Gut möglich, dass er aber auch einfach den Tod des Schamhaares beklagen wird, auch darüber hat er schon mal etwas geschrieben.

Für alle, die Peter Zingler nicht kennen, der 74-jährige Frankfurter hat mehr als 80 Drehbücher für Folgen von „Tatort“ und „Ein Fall für zwei“ geschrieben. Die Geschichten seien immer nah am Leben, inspiriert von realen Personen, nicht zuletzt ihm selbst, sagte uns der Tausendsassa. Zingler ist ein Meister der realistischen, flüssigen Dialoge und er macht keinen Hehl daraus, dass er selbst schon einiges auf dem Kerbholz hatte. „Ich stehe zu meinem Vorleben, ich war zwischen 1959 und 1986 zwölf Jahre im Knast. Was soll ich bereuen?“, sagte er uns einst im Interview. Vor mehr als 40 Jahren kam der gebürtige Chemnitzer vom Rheinland nach Frankfurt. Hier habe man als Einbrecher gutes Geld machen können: Teppiche, Pelze, große Einbrüche.  Schon als Kind habe er in der schlechten Zeit alles gehamstert, gegen Kaffee und Zigaretten getauscht und Lob bekommen, das präge. Während der Schulzeit erfuhr er dann noch, dass seine „Mutter“ eigentlich die Großmutter war und die „Schwester“ die Mutter. Er sei das Ergebnis eines One-Night-Stands während des Fliegeralarms. Als Bub habe er sich Geld im Kino fürs Filme rollen dazuverdient. „Mir wurde klar, dass mein Leben Scheiße ist, aber im Film war alles toll.“ Er wollte wie Eddie Constantine mit einer Blondine Cabrio fahren, klar knackte er ein Auto. 1959 meldete er sich von der Schule ab, er wollte Brigitte Bardot in Frankreich kennenlernen und spürte sie tatsächlich auf. „Ich war enttäuscht, wie klein sie war und neben ihr lief eine andere Blondine, ein Lichtdouble. 30 Jahre später stellte mir Mario Adorf seine Frau vor, die Blondine von damals.“ Doch zuvor begann die Knastkarriere mit süßen 15 Jahren. „Schuld und Sühne“ habe er hinter Gittern gelesen, wie auch alles andere in der Bibliothek. Später verfasste er im Knast erotische Literatur, die er sogar an Playboy, Penthouse und Lui verkaufen konnte. „Den Leuten hat gefallen, was ich schreibe.“ Es folgten erste Bücher und eine Stern-Reportage über Hemingway. 1986 dann der erste „Ein Fall für zwei“ mit Zingler-Drehbuch. 17 Fassungen brauchte er und bekam 25.000 Mark fürs Drehbuch und Geld für jede Wiederholung der Folge. Seine wahre Bestimmung hatte der nun schon sechsfache Vater gefunden.

Und ein paar Anekdoten aus seinem Leben wird Zingler bestimmt auch am Freitag um 20 Uhr im Transnormal, am Baseler Platz 8, zum Besten geben, wo Gastgeberin Manuela Mock in den Salon bittet.


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