U-Bahnkontrollöre: Das Allerallerletztemal

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Detlef Kinsler /

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Ein ganzes langes Jahr waren sie auf Abschiedstournee, jetzt, als das allerletzte Konzerte nähe kam, wollte niemand so wirklich wahrhaben, dass die U Bahnkontrollöre tatsächlich aufhören. Da haben sie zuletzt sogar mal in der wunderschönen Jahrhunderthalle gesungen, und wo findet das finale Konzert statt? Auf dem Fussballplatz an der Ginnheimer Woogstraße, in einem Festzelt, der neuen, wenn auch nur temporären Premium-Spielstätte des Rock'n'Roll-Tempels Batschkapp. The Times They Are A-Changing. Immerhin: das Zelt war ein ganz neues, frisch ausgepackt, sauber und adrett. Aber wenn - ausverkauft natürlich - 2000 Menschen sich im Innern drängeln, hat das Ganze dann schon was von Dippemess, Kirmes und Oktoberfest light. Na ja, vielleicht wollte man uns auf diesen Weise den Abschied leichter machen.

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Musikalisch zogen die fünf A Capella-Artisten noch einmal alle Register, eine Drei-Stunden-Show mit nur kurzer Pause. Obwohl die U Bahnkontrollöre mit zu den erfolgreichsten musikalischen Botschaftern der Stadt gehörten (und das 17 Jahre lang), sah man keinen offiziellen Vertreter der Stadt, aber auch keine Musikerkollegen. Man mag es als Ignoranz empfunden haben, aber vielleicht war es den Fünfen eher recht so - keine Ansprache vom Kulturdezernenten, keine musikalischen Gäste aus der Stadt auf der Bühne. Die Gäste hatten sich die Frankfurter selber eingeladen: die medlz aus Sachsen und VivaVoce aus Franken, einmal Fräuleinwunder ohne Instrumente (aber viel zu lauten, agressiven, alles überdeckenden Discobeats), zum zweiten einen A-cappella-Boyband. Die zollten den scheidenden Helden Tribut. Und dazu gab es noch Grußbotschaften nicht nur aus der A-cappella-Szene, sondern auch von der Comedy-Fraktion mit Bastian Pastewka und Bernhard Hoecker oder Herbert Feuerstein. Vokalakrobatik und Wortwitz, Komik und Kabarett, alles, wofür die Fans zu U Bahnkontrollöre liebten, gab es am 1. Mai noch mal in XXL-Format. Natürlich auch ein paar sentimentale Worte, die aber dann schnell wieder ironisch gebrochen wurde oder mit boshaften Erinnerungen durchsetzt wurden, etwa: "Wir haben in den 17 Jahren so viel gesehen und so viele Leute kennen gelernt, auch die falschen Titten von Lilo Wanders und die echten von Ottfried Fischer. Und wir haben keinen Unterschied gemerkt!" Was die Musik betraf, so gab's ein Best-of aus "Röslein auf der Heide" und Rammstein, Pink Floyd und Earth, Wind & Fire, der "Biene Maja" und Tears For Fears, den Don Kosaken und Dschinghis Khan. Und Kermit der Frosch mutierte unter schwarzer Tarnung dank Matthias Kellers Stimme zu Jan Delay. Da blieb kein Auge trocken. Fünf Zugaben erklatschten sich die Fans. Und auch alle Autogrammwünsche wurden noch erfüllt. Die eigene Aftershowparty im Elfer, ab Mitternacht angesetzt, konnte warten. Bis Dreiveirtelzwo jedenfalls waren die Musiker da noch nicht aufgetaucht.

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Fotos: Detlef Kinsler


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