Schon mit ihren ersten Platten bei Sony Music Anfang der Neunziger waren The Slags Kult. Vier Frauen aus Frankfurt ließen den Geist des Punks wiederaufleben. Gut ein Vierteljahrhundert später präsentieren sie sich unplugged, aber nicht minder energisch.
Detlef Kinsler /
Dass es The Slags heute unplugged gibt, hat einen traurigen Hintergrund. Als ihre Bassistin Anja Kraft nach einer Lungen-OP im Januar in der Batschkapp ihren ersten Geburtstag nach gelungener Transplantation feierte, spielten ihr Sängerin Bine Morgenstern, Gitarrist Conni Maly und Schlagzeugerin Suse Michel ein akustisches Ständchen. „Das komplette Bandpaket mit Schleppen von Verstärkern und Boxen, üben in dunklen Proberäume, das war damals nicht nur Anja too much“, erinnern sich die Musikerin an die Geburtsstunde der Slags unplugged. „Aber akustisch, die Slags auf den Spuren der Basics ihrer selbst geschriebenen Songs und aufs Wesentliche reduziert, diese Idee fanden alle toll.“ Im Juli spielten sie zu viert einen begeisternden Auftritt – wegen des Publikumsandranges – vor dem Waggon am Offenbacher Mainufer und alle Anwesende waren sich einig: Auch ohne Strom haben The Slags so viel Power wie in den alten, krachigen Tagen. Nur dass man endlich auch die Schönheit der Songs erst richtig erkennen konnte. Leider blieb es bei diesem einen Auftritt, denn Anja starb am 1. Oktober. Seitdem spielen Bine, Conni und Suse – auch im Andenken an ihre Freundin – ihre Stripped-to-the-Bone-Versionen bei passenden Gelegenheiten. Ende letzten Jahres beschlossen sie, unter dem Motto „The Slags forever“ mit Bassist Daniel Schröter ins Studio zu gehen, um alte und neue Songs bei Oli Rüger im Tonstudio Bieber für ihr sechstes Studioalbum aufzunehmen. Um das zu finanzieren, läuft seit Januar ihre Crowdfunding-Kampagne. Noch fehlt eine allerdings überschaubare Summe zum Fundingziel, aber unter www.startnext.com/the-slags-die-neue-cd kann man bis 3. März noch teilhaben am Projekt. Von 15 bis 400 Euro kann man aufs Konto einzahlen, sich die neue CD so schon mal sichern oder gar ein Wohnzimmerkonzert buchen.
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.