Top-Location, grandiose Kulisse, Klasse-Künstler – das 1. Musikfestival Riedberg – Live im Park am Wochenende lockte die Frankfurter in den Norden der Stadt. Und sogar das Wetter spielte mit bei Open Air-Event.
Detlef Kinsler /
Am Freitagvormittag zogen noch dunkle Wolken auf und heftige Windböen zerstörten einen Teil der Zeltkonstruktion der Bühne. Doch schnell klarte es auf und bevor am späten Nachmittag die ersten Musikfans auf den Riedberg pilgerten, erstrahlte der Platz oberhalb des Bonifatiusbrunnen mit dem Skylineblick und dem Amphitheater-Charakter im hellsten Sonnenschein. Der Sänger und Gitarrist Ivan Santos hatte seinen brasilianischen Landsmann Márcio Tubino an Saxophon und Flöten mitgebracht und eröffnete den Abend mit seinen eigenen Songs und lockte die Besucher, die im Schatten Platz genommen hatten, näher an die Bühne. Gaby Moreno heizte dann mit ihrer dreiköpfigen Band die Stimmung weiter an. Der sympathische Lockenkopf aus Guatemala City überzeugte mit einem Mix aus Latin Music und Blues, mal englisch, mal spanisch gesungen, und ihre deutsche Band brachte als Sahnhäubchen noch Beatles-Harmonien mit ein. Die Band der Braslianierin Bê kam komplett weiß gewandet auf die Bühne. Jetzt war Tanzen angesagt. Dazu musste die klassische Schönheit mit ihrem streng zum Zopf zurück gekämmten Haaren niemand animieren. Ihre „Rhythms Of The Sea“ sorgten fast zwangsläufig für Bewegung. Und beim Sergio Mendes-Evergreen „Mas que nada“ gab es kein Halten mehr und alle sangen mit, Ein gelungener Einstieg.
Auch am Samstag bei noch mehr Hitze und Freibadwetter kamen die Musikbegeisterte schon früh auf den Hügel über der Stadt und so hatte auch Casey Keth schon seit Publikum. Allein mit Stimme und akustischer Gitarre zog er das Publikum schnell auf seiner Seite. Bei ihrem ersten Auftritt seit drei Jahren überzeugte die Frankfurter Sängerin und Pianistin Ellen Klinghammer mit ihren Musikern Katharina Gross an E- und Kontrabass und Michl Fischer an Schlagzeug und Percussion und einem wirklich dynamischen, souveränen wie emotionalen Auftritt. Was für ein aufmerksames Publikum auf den Riedberg gekommen war, zeigte sich vor allem bei dem solo vorgetragenen, einzigen deutschen Lied im Klinghammer-Repertoire „Wenn ich wollte“. Spätesten jetzt war klar, dass das Konzept der Festivalinitiatoren, der Hessen Agentur und der Brotfabrik, kein Straßenfest-Programm mit Coverbands, sondern Originäres und Anspruchsvolles zu präsentieren, voll aufgegangen war. Die Begeisterung, mit der Sophie Hunger als absoluter Headliner mit ihrer ganz speziellen Singer/Songwriter-Musik, in deren Arrangements für viele überraschend die Posaune eine tragende Rolle spielt, gefeiert wurde, unterstrich das zum Abschluss der beiden Abende nur noch. Ihren Gitarristen/Pianisten/Flötisten Christian Prader stellt sie brav als Frankfurter vor und kommentierte leicht süffisant: „Er muss hier nicht wohnen, er will es...“. Prader studiert an der Hochschule Barockflöte.
Da es keine gesicherten vergleichwerte gibt, konnte eine glückliche und zufriedene Martina Birkelbach von der Brotfabrik den Ansturm nur schätzen, in dem sie die Treppen zählte und wie viel Leute auf einer Stufe saßen. So kam sie schon auf gut 1.000 Menschen, dazu der ganze Bereich zwischen Treppen und Bühne, die beiden „Galerien“ und die Wiesen, sodass man von gut der doppelte Anzahl ausgehen durfte.