In neuem Glanz erstrahlte die Oscar-Nacht 2009 mit einer prunkvollen, glitzernden und wie meist etwas kitschigen Bühne. Auf dieser legte Hugh Jackman, Moderator des Abends, mit einer vollen Stimme und beeindruckenden Tanzeinlagen seine Bühnen-Show hin, ohne auch nur den geringsten Zweifel aufkommen zu lassen, dass er das nicht jeden Tag täte. Woher er das Talent hat? In den 90ern spielte er am Broadway, unter anderem Musicals wie „Die Schöne und das Biest“ und „Sunset Boulevard“. Das erklärt so einiges, Mr. Jackman.
Doch auch wenn er dem ein oder anderen mit seinem charmanten Lächeln und treffenden Witzen die Show gestohlen hat, auch andere hatten ihre Sternstunde. Der Film „Slumdog Millionaire“ derer gleich acht. In einem Marathon, dass es fast schon wieder langweilig wurde, räumte er jeden Oscar ab, für den er nominiert war. Damit ist er auch der beste Film des Jahres 2009 und Benjamin Button der Verlierer des Tages. Der Favorit konnte lediglich die Oscars für Ausstattung, Make-up und Spezialeffekte abräumen, und die großen Ehrungen blieben aus.
Wiedermal ausgestochen hat die atemberaubenden Leistung von Kate Winslet in „Der Vorleser“ (Foto). Sie räumte verdient den Oscar als beste Hauptdarstellerin ab. Diesmal etwas souveräner als beim Golden Globe, bedankte sich fassungslos, aber authentisch bei ihren Zuhörern und Kollegen. Es fällt schwer, sie nicht zu lieben.
Eine durchaus große Überraschung gab es bei der Vergabe des Oscars für den besten Hauptdarsteller. Mickey Rourke, für sein großes Comeback in „The Wrestler“ in den Himmel gelobt, versteckte sich hinter seiner Sonnenbrille. War da ein Funken Enttäuschung als er verliert? Schwer zu sagen. Als Gewinner trat Sean Penn für seine Rolle als Harvey Milk auf die Bühne. Es ist sein zweiter Oscar in der Hauptrolle, Ersteren gewann er für den Film „Mystic River“. Von seinem Freund Robert De Niro in einer bewegenden Rede über seine Einzigartigkeit als Schauspieler und Mensch gelobt, vergaß er nicht, Mickey Rourke mit einigen Worten die Ehre zu erweisen. Damit geht dieser zwar nicht in goldener Begleitung nach Hause, doch ein Gewinner bleibt er trotzdem.
Als beste Nebendarsteller wurden die vollblütige Penelope Cruz für Vicky Christina Barcelona und der verstorbene Heath Ledger ausgezeichnet. In diesem Fall lässt sich mit Bestimmtheit sagen, dass nicht nur sein Tod, sondern auch tatsächlich seine Leistung honoriert wurde. Als düsterer, spielerisch genialer Joker hätte er sich wohl auch selbst mit dem Oscar in der Hand bedanken können, würde er heute noch unter uns weilen.
Die glitzernde Welt der Hollywood-Stars kommt mir aber meist gestellt und oberflächlich vor. Unbezahlbare Kleider, funkelnde Diamanten und ein falsches Lächeln lassen die Schauspieler und Fädenzieher der Industrie unecht erscheinen. Doch man kommt nicht umhin: Wenigstens in dieser einen Nacht sind sie alle eine große Industrie-Familie. Die Stars wirken wie ganz normale Menschen, wenn sie auf der Bühne stehen und die Tränen laufen, obwohl es ihnen kein Drehbuch vorschreibt. Für diese eine Nacht muss ich mich bekennen: Ja, ich liebe Hollywood.