Klaus ist dann mal weg (VI)

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Klaus /

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¡Hola, alle miteinander!
20.4. Azufra - Santo Domingo de la Calzada (15 km)
Unser Grafiker Klaus Berger hält sich noch immer wacker auf der harten Pilgertour in Spanien... Hier seine aktuellsten Worte:
Ja heut warn wir schlapp. Es fing schon alles damit an, dass Friedrich und ich verpennt haben und erst gegen halb neun wach wurden. So ein segen die earplugs sind, manchmal wacht man eben auch nicht auf. Und nach unserem opulenten gestrigen abendmahl und "hoch die tassen + so young we will never get together" - naja ihr ahnt es schon. Unser erster dialog = friedrich: "Du hast ganz schoen geschnarcht!", ich: "Du aber auch, dann sind wir ja quitt." Zum fruehstueck gab es schwarzen tee (mit milch), das ist der vorteil, wenn man mit englisch gepraegten kanadiern wie dave + linda unterwegs ist. Hinter azufre hat friedrich, 67 jahre, eingefleischter hagestolz und mitglied einer freikirche (oder mehrerer - ich wurde nicht so ganz schlau draus) den turbo eingelegt und war hinter dem naechsten berg verschwunden, bevor ich "steinmaennchen" sagen konnte, das bild vom friedhof der steinmaennchen koennt ihr hier sehen.
Also habe ich mich ein bisschen zurueckfallen lassen und wurde dann von maria, linda + dave eingeholt mit denen ich in ciriñuela erst mal paeuschen gemacht habe. Es gab einen guten cafe con leche, aber einen berg calamares hatte ich, glaube ich, noch nie zum zweiten fruehstueck. Sie schmeckten nicht, wie bei uns, nach dichtungsringen, lagen mir aber schwer im magen. Jetzt sind wir einem traditionsalbergo gelandet, das war 2 jahre geschlossen und wurde letzte woche neu eroeffnet. Alles riecht nach noch nicht getrockneter farbe, der schlafraum ist wieder mal riesig (ich glaube 20 plaetze - nee ich mochte nicht zaehlen), ich liege im doppeldecker oben, aber immerhin am fenster - und ich werde eisern darueber wachen, dass es ueber nacht offen bleibt.
Vorhin habe ich mit maria einen zug durch die gemeinde gemacht, war natuerlich alles zu. Vor allem die kirche des santo domingo, an deren westwand ein kaefig mit weissem hahn und henne haengt. Wenn man die kirche betritt und der hahn kraeht, bringt das glueck fuer die pilgerfahrt. Hape kerkeling soll ca. 20mal zur tuer rein und raus sein, bis der gickel endlich loslegte.
Heute abend bekocht uns dave mit pasta und ich muss wieder zum einkaufen mitgehen und dolmetschen. Ueberhaupt die sprachen: Verkehrssprache unter den pilgern auf dem camino ist englisch, was zum einen daran liegt, dass unglaubliche viele englisch-muttersprachler unterwegs sind (kanadier, aussies, iren - den einzigen englaender, den ich bis jetzt getroffen habe, fuhr im mobilhome), japaner und koreaner koennen auch englisch und zwar verdammt gut, italiener, spanier und skandinavier unterhalten sich ebenfalls in der neuen lingua franca (und en pasant, franzmann und -frau sprechen nur franzoesisch und looken doof out of their clothes).
Erstaunlich viele pilger sind nicht aus religioesen oder spirituellen gruenden unterwegs. Einige schon, iss ja klar, aber viele aus dem europaeischen (und amerikanischen) kulturkreis sehen sich in der nachfolge einer (durchaus) christlich-abendlaendischen tradition (mi tambien). Da mag manch einer laecheln, aber das sind unsere wurzeln und im gegensatz zu einer anderen (abrahamitischen) weltreligion hat das christentum die aufklaerung seit gut 200 jahren hinter sich. Ich hoffe doch instaendig, wenn heute irgendwer mit "deus es volt" ankaeme, wir nicht nur laecheln, sondern ihn lauthals auslachen.
Mit diesen frommen wuenschen verbleibe ich so long & hasta luego, bis zum naechsten mal!


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