So ihr lieben, weiter gehts: 17. April, von los arcos - viana (20 km)
Eine unruhige nacht verbracht. Das liegt daran, dass die unterkuenfte jeder beschreibung spotten. Soetwas wuerde in D keine noch so bestechliche behoerde durchgehen lassen. Diesmal ein raum mit 20 qm, 12 leute im doppeldecker (ich versuche immer nach unten zu kommen). Natuerlich fenster zu. Ich hatte allerdings mit meinen "amigos de camino" stefan und wilfried dermassen viel knoblauch gegessen (stefan hat hier gekocht, spaghetti, lammkoteletts etc.) und lag an der tuer, dass irgendeine arme seele nachts wenigstens die tuere aufgelassen hat. Schlafen geht hier nur mit augenbinde und ohrenstoepsel (grundausstattung!!). Diesmal hatte ich einen franzosen im zimmer, der schnarchte, dass das bett gewackelt hat. Ich bin gefuehlte 20mal aufgewacht und habe ihn noch durch die earplugs gehoert.
Und dann um 5.30 uhr geht das theater los: knistertueten und stirnlampen raus und dann wird gepackt. Da kann der froemmste nicht in frieden schlafen! Jaja, okay, ich war am abend in der pilgermesse - was soll man auch abends sonst tun ausser quatschen und saufen. Wir haeuflein pilger haben das durchschnittsalter in der kirche drastisch gesenkt, wenn man bedenkt, dass wir auch nicht mehr die juengsten sind. War eine schoene veranstaltung mit pilgersegen in allen sprachen. Also um 7 uhr bin ich auch aufgestanden und war um 8 auf dem camino. Dieses morgendliche laufen ist fuer eine alte nachteule wie mich eine ganz neue erfahrung. Hinter mir geht langsam die sonne auf, beleuchtet olivenhaine und weinberge, in der ferne faellt ein lichtstrahl auf ein kleines dorf, rechts die zacken des corbres-gebirges mit, ueber die sich wolken schieben - einfach nur gut! Durch mein fernglas kann ich in der ferne stefan und wilfried im sauseschritt entschwinden sehen und ich laufe + laufe + laufe und nicht ich denke, sondern es denkt in mir, crazy.
Gegen 10 ist der naechste ort erreicht. Cafe con leche und ein bisschen rasten. Hier treffe ich ann + kathrin, zwei topsuesse aeltere australierinnen wieder und gehe mit ihnen bis nach viana. Am hauptplatz vor der kirche mit dem borgiagrab (das ich besuchen will, natuerlich ist die kirche geschlossen!!!) ein koestliche bocadillo mit ruehrei und champignons.
Ich bleibe in viana und suche die staedtische herberge auf. Ein neues kapitel im gruselkabinett der pilgerunterkuenfte tut sich auf: 2 x 15 qm, getrennt durch eine halboffene wand und darin, sage und schreibe 18 schlafplaetze in DREIstoeckigen betten. Um das mass vollzumachen, werde ich in das zimmer des schnarchfranzosen von gestern abend eingeteilt - freie bettenwahl iss hier nich! Nach vielem hin + her, "es ce possible", "po r favor" und knierutschen komme ich in ein anderes zimmer und kriege (da hier nach dem windhundprinzip verfahren wird) ... das bett ganz oben! Eine qual, eine blase habe ich noch am grossen zeh und damit muss ich mich dann eine huehnersprossenleiter hochhangeln. Weiter im text: Spanien isst fruehestens um halb neun, da kann der papst kommen. Also gibt es das pilgermenue auch erst um 8.30 uhr! Aber nicht meine meine neue wandertruppe (ralf, friedrich, maria, linda + dave) und ich holen uns was aus dem supermercadeo (u.a tomaten und erdbeeren!) und essen so zu abend. Noch ein bisschen wein und unterhaltung um 10 uhr licht aus und feierabend