Um es vorab klarzustellen: Eigentlich komme ich aus der Literaturwissenschaft. Weil ein Großteil meiner Lieblingsbücher aber Erstlingswerke sind – man denke an den überschäumenden Werther oder die energiegeladenen Räuber –, lag es nahe, einmal den Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen und die Erstsemester-Ausstellung an der Hochschule für Gestaltung zu besuchen. Was von den Studierenden aus den Fachbereichen Visuelle Kommunikation und Produktgestaltung in der Schlossstraße 31 zu sehen war, verlangt zuerst einmal Respekt und lässt uns auf kommende Produktionen freuen.
Manches erinnerte an Fischli und Weiss, ein Künstlerduo, das in seinen Arbeiten mit Vorliebe Alltagsgegenstände verwendet, um sie in die Welt der Kunst integrieren. (Auf den ersten und zweiten Blick sieht das häufig nach Gerümpel aus, bei dem die meisten Menschen – mich eingeschlossen – einfach vorbeilaufen würden, wenn es ihnen nicht in einem Museum oder einer Galerie begegnete. )
Anderes widmete sich alptraumhaften Szenen.
Und schließlich gab es Werke, die wie, nun ja, hingeschissen aussahen – selbstverständlich mit voller Absicht.
Die Courage, etwas wirklich Schönes zu schaffen, hatten nur wenige.
In dem Moment aber, in dem die ersten Klavierklänge von Hoodwink durch die Flure hallten, zog es die Besucher wie magisch in das Foyer. Zu sehen war dort nicht eben viel: Die Musiker zogen es vor, sich hinter einer mit riesigen Schmetterlingen bedruckten Schattenwand dem Blick des Publikums zu entziehen. Aber zu hören! Zum sanft angeschlagenen Piano gesellte sich ein warmer Bass und eine verträumte Bratsche, die mit dem schneller werdenden Takt kontrastierte. Als nach einer guten halben Stunde die letzten Töne verklangen, ließen sie die Zuschauer mit einem Lächeln im Gesicht zurück. Und das – so wissen es alle Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Unterhaltung verdienen – ist wahrscheinlich die größte Kunst.