Dirty Dabbes-Debüt

Gebrauchtwagenhändler

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Nach der CD als The Knebells hat Badesalz-Hälfte Gerd Knebel mit „Putzintensiv“ ein zweites Album auf dem eigenen Frau Batz Records-Label veröffentlicht. Mit DJ Mädness firmiert Knebel als Dirty Dabbes und frönt diesmal auch dem Rap.

Detlef Kinsler /

JOURNAL FRANKFURT: Vielleicht liegt es ja an der Medienpräsenz zum 20. Todestag von Falco, aber wenn man „Finger da weg!“ von eurem Album hört und dann liest, dass Dirty Dabbes die Fortsetzung von Flatsch! mit (gar nicht so wesentlich) anderen Mitteln ist, dann habt ihr Falco damals irgendwie schon vorweggenommen?

Gerd Knebel: Ich denke nicht, dass wir Falco vorweggenommen haben, ich glaube es gab ihn schon vor uns, Auf jeden Fall war er definitiv einer der ersten deutschsprachigen Rapper. Aber das gesprochene Wort gibt es ja in der Musik schon seit Urzeiten. Schon immer gab es Menschen die ohne zu singen, nur mit ihrer Sprechstimme ihre Texte vortrugen. Lou Reed zum Beispiel babbelte doch auch eine Menge soweit ich mich erinnere. Auch Ian Dury sprach ganze Parts in seinen Songs.

Bei The Knebells als familiär erweitertes Ego hast Du schon verschiedene Stilistiken zusammengepackt, Rock, Soul, Pop, Klamauk mit Tendenz zu Hard’n’Heavy, was fehlte war – für einen Mann des auch gesprochenen Wortes wie gerade schon erwähnt ja nicht so weit weg – der Rap. Hattest Du da schon immer eine Affinität, was reizte Dich an diesem Flirt, wie kam es zur Zusammenarbeit mit Mädness und wo sind die erwähnten offensichtlichen Gemeinsamkeiten von euch Zwei?

Ich las vor vielen Jahren mal ein Interview, das mit Marco alias Mädness geführt wurde. Dort antwortete er auf die Frage mit wem er außerhalb der Rap-Szene gerne mal etwas machen möchte, mit Badesalz. Das fand ich damals sehr nett und dachte mir: Na ja, wer weiß, vielleicht klappt es s ja mal und siehe da ... Gemeinsamkeiten gibt es eine ganze Reihe: ein ähnliches Humorverständnis, die Sicht auf bestimmte Dinge in dieser Welt, die Bereitschaft sich den unterschiedlichsten Musikstilen zu widmen und natürlich was mit fast das Wichtigste ist: Wir waren beide große Fans der Eppertshäuser Band Fatzo.

Stichwort Hessen und seine Humortradition, das viel zitierte Schlappmaul. Wie wirkt sich das auf euer „Storytelling“ und die Themenwahl – der Alltag, die Provinz im Wechsel mit Weltphänomenen – aus?

Die hessische Sprache bietet die Möglichkeit, Dinge auch mal auf eine etwas rauhere Art und Weise zu sagen, ohne dass sie zu verletzend wirken, da die bewusst spaßige Übertreibung immer durchschimmert, zumindest für diejenigen, die Humor haben. Den anderen kann man eh nicht helfen, muss man auch nicht.

Es gibt ja auch eine Reihe klanglicher wie optischer Zitate. Auf den Pressefotos entdeckt man ja auch durchaus Accessoires aus der Gangsta-Rap-Szene, die aber gepaart mit der Rückkehr des Pepitahütchens (Parodistische gehört also zum Konzept) und auch Selbstreferenzielles etwas in „But My Mudder“. Erbarme, zu spät, die Hesse komme immer noch und immer wieder ...

Laut Wikipedia heißt to rap ja plaudern oder schwätzen und der Rap wird als ein schneller, rythmischer und markanter Sprechgesang definiert. Somit war Heinz Schenk, den schon die Rodgau Monotones als unseren David Bowie besangen, eigentlich eher unsere Äppelwein-Version von Snoop Dog. Optisch orientieren wir uns weniger an die Gangster Rap Szene, sondern eher an die hessische Gebrauchtwagenhändlerszene.

Irish Folk trifft auf Reggae – No Gos gibt es wohl keine für euch?

Wir hoffen, dass unser irisches Trinklied „Guinnessbär“ Millionen deutscher Pärchen Mut macht, trotz hämischer Kommentare weiterhin Abend für Abend in ihr geliebtes Irish Pub zu gehen, um sich dort zu betrinken, zuzuqualmen, zuzuquatschen und zuzusingen, auch wenn wir wissen, dass dies aus krankenkassentechnischen Gründen moralisch natürlich nicht vertretbar ist.

Was will uns der Bandname in seinem Mix aus Englisch und Hessisch sagen? Der ungeschickte Schmutzfink oder was?

Der Name Dirty Dabbes will niemandem etwas sagen, wir finden aber, dass er gut zu uns passt.

Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.
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