Die 10. Nacht der Museen hat sicher Einigen, die sich in Form eines regelmäßigen Hin und Wieder fragen, warum in der Stadt leben, in einer großen dazu und dann ausgerechnet in Frankfurt, eines der neben den vielen alltagstauglichen Antworten, die dann immer schnell gefunden sind, qualitativ wirklich nachvollziehbaren Argumente für diese Stadt geliefert. Eines dieser Feste, die dem Frankfurter Gelegenheit geben, sich von seiner besten, seiner interessierten, seiner für Neues offenen Seite zu zeigen, um seiner Neigung zur Selbstdarstellung im Rahmen einer gesteigerten Selbstwahrnehmung nachgeben zu dürfen. Tausende Neugierige aus Stadt und Umlang bevölkerten die 46 an dem Fest teilnehmenden Museen, sowie die Straßen, Brücken und Verkehrsmittel dorthin. Angefangen haben wir unsere Tour de Culture in der frisch renovierten Villa Metzler, mit ihren – „schau mal, dass sind echte Tapeten“ – neu eingerichteten Epochenräumen, die, soweit es die Räume selbst betrifft, noch ganz ohne Patina einen Eindruck davon vermittelt haben, wie es gewesen sein mochte, im 19. Jahrhundert in ein neues Domizil mit frischen, leuchtenden Farben an den Wänden und hellen Holzböden zu ziehen.
Auf der anderen Seite dann, im Obergeschoss des Museums für Angewandte Kunst, ging es weiter mit der bestens besuchten Ernst & Young-Benefizauktion, bei der Kunstwerke von Studenten der Städelschule und der HfG unter dem zustimmenden Applaus u. a. auch der Oberbürgermeisterin an die Meistbietenden versteigert wurden. Dann – diese Ausstellung hatten wir vorher noch nicht besucht – nochmals rauf aufs Rad und zum Städel gefahren, um bevor es noch zu den für diesen Abend berüchtigten Warteschlangen am Einlass kommen konnte, den Caravaggio mitzunehmen, den einen, wie sich zeigte, der das Ausstellungssegment eröffnet, das die Kunstwerke all der holländischen Maler zeigte, die heute dieser Malschule zugerechnet werden. Das ganze Haus pulsierte bereits im „Italienfieber“ und auch wenn wir an den Zeichnungen von Michelangelo einfach nicht vorbeikamen (die Grotesken in Rötel sind schließlich auch ein Must), mussten wir uns angesichts des zunehmenden Gedränges die Bottichellis für ein andermal aufheben. Auch gut – ein wesentlicher Aspekt dieser ganzen Museumsexpedition ist doch die Lust auf mehr und – ja wo wir bei dem Thema schon mal sind - den Appetit zu befördern. Also raus auf ein Häppchen und dann wieder ein Stück den Main hinauf ins Museum der Weltkulturen mit einer wirklich sehenswerten Ausstellung von historischen Fotografien aus dem Iran der Zeit der Kadscharen-Dynastie. Dies war – wenn ich jetzt zurückfühle, allerdings der Zeitpunkt, da die Füße begannen sich zu melden. Zeit für eine erste Bilanz des Abends und eine Neubewertung unserer Pläne. Hatten wir ursprünglich noch vor, im Westhafen einen Blick vom Tower auf das nächtliche Frankfurt zu werfen, sahen wir von weitem schon die Schaulustigen, die es geschafft hatten sich an die Fensterfronten heran zu kämpfen, weithin sichtbar mit ihren fortgesetzt ins Nachtdunkel hineinblitzenden Digicams, und ließen es gut sein. Nach einem Stop im wirklich einzigartig ausgeleuchteten Karmeliterkloster und einen Rheingau-Riesling ging es zurück zur Schirn an die Eismauer in der Performance-Zone, an der sich – Kunst zum Anfassen - die Sinnfröhlichen aus dem Publikum die Hände verkühlen wollten.
Das Alles unter der akustischen Glocke der Percussionrhythmen, von denen sich die Tänzer des Antagontheater im Archäologischen Garten antreiben ließen. Durch die Äste hindurch gelang uns auch ein Blick auf den Tanzkreis, denn alle anderen Plätze ... aber das Thema hatten wir bereits. Alles in Allem ein Abend an dem wir das weitaus Meiste nicht haben wahrhaben können und der uns trotzdem ein gutes, ein sehr gutes, ein echt Frankfurter Gefühl mit nach Hause gegeben hat. Ein wirklich gelungenes Unternehmen – und Journal geprüft dazu.