Machen wir uns doch nichts vor – Frankfurt ist nicht Berlin. Während das Nachtleben in der Hauptstadt quasi überall passiert, wo sich ein leer stehendes Haus auftreiben lässt, spielt sich das Geschehen am Main beinahe ausschließlich in eng umgrenztem Raum ab – genauer: der Handvoll etablierter Clubs. Die Line-ups in Robert Johnson, U 60311 und Co. können sich dabei durchaus hören lassen, aber irgendwann möchte man auch mal ein wenig Abwechslung. Gerade rechtzeitig zum Wochenende landet da ein gelb-schwarzer Flyer auf dem Redaktions-Schreibtisch: Dancing Lesson 1 – der Rave im Tanzstudio. Also geschwind nach Hause und chic gemacht, eine neue Party-Stätte will erschlossen sein.
Vorsichtig tappe ich die schlecht beleuchtete Kruppstraße hinunter. Hier mitten im Gewerbegebiet soll es sein? Plötzlich lässt sich aus der Ferne ein dumpfes Stampfen vernehmen. Bin ich also doch auf der richtigen Fährte! Der Hinterhof der Hausnummer 114, den ich als Geräuschquelle ausmache, ist in das flackernde Licht brennender Mülltonnen getaucht, an denen sich einige rauchende Partygäste die unbehandschuhte Zigarettenhand wärmen. „Da geht`s rein, mein Freund.“ Fröstelnd betrete ich das in einer ehemaligen Industriehalle untergebrachte Tanzstudio und schaue mich um. Direkt hinter dem Eingang lockt eine gemütliche Lounge, von der Decke hängen mannshohe ballonförmige Lampions, die bunte Strob-Blitze auf die Tanzfläche werfen. A propos Tanzfläche: Diese besteht aus einem Schwingfußboden, der beim Steppen schön federt, und ist von einer meterlangen Spiegelwand gesäumt. Trotz bester Stimmung sind die beiden Floors leider nicht annähernd ausgelastet. Vielleicht ist die Location doch etwas zu abgelegen? Am Line-up mit insgesamt elf DJs liegt es wohl kaum – Kris Broderick und Michael Kohlbecker (beide U 60311) folgen auf Dr. Flow (Cantina), Grille und MRM von der Toxic Family.
Als die ersten Töne von Prodigys „Firestarter“ einsetzen, gibt’s schließlich auch noch was zum Gucken. Zwei Go-Gos der Tanzschule vertreiben Hysterik-Klamour-Primadonna Pia Pimpinella von der Bühne, um die Crowd mit einer heißen Choreographie zu unterhalten, die beweist, dass man keine Model-Maße braucht, um richtig sexy zu sein. „Eigentlich wollte ich auch noch ein Pferd durch die Halle galoppieren lassen“, verrät Walter Baumilas, der Inhaber der Tanzschule, als ich ihn an der Bar abpasse. „Vielleicht beim nächsten Mal.“
Fazit: Schöne Location, überwiegend gute Musik, angenehme Party. Bleibt nur zu hoffen, dass zur Tanzstunde Numero 2 einige zusätzliche Toiletten installiert werden. Und ein paar zusätzliche Nachtschwärmer den Mut fassen, neue Party-Gestade anzusteuern. Infos zu gegebener Zeit unter www.toottoot.de und www.tanzstudio-move.de.