Dosch@Berlinale 2011: Die Berlinale ist bekanntlich ein „A-Festival“. Und auf einem solchen erwartet man natürlich auch A-Promis. Die sind zwar nicht zwingend nötig, sorgen dann aber doch fürs nötige Salz in der Glamoursuppe. Und einmal Jeff Bridges in lebend zu sehen, wenn auch nur von weitem, das hat ja schon was.
Andreas Dosch /
Oder seinen Kollegen Kevin Spacey, von dem man zwar schon länger nichts mehr hörte bzw. sah, der aber dieses Jahr mit dem cleveren Finanzkrisenfilm „Margin Call“ von Debütregisseur JC Chandor einen wirklich starken Wettbewerbsbeitrag mitbrachte – und dazu auch noch namhafte Mitstreiter wie Zachary Quinto (der Spock aus dem neuesten „Star Trek“), Paul Bettany („Dogville“, „Legion“, „Der Da Vinci Code“) und Jeremy Irons, den ich wohl mindestens fünf Jahre auf keiner Kinoleinwand mehr gesehen habe. Das war's dann aber auch schon mit den bekannten Hollywood-Namen anno 2011, denn die Traumfabrik macht sich in Berlin ziemlich rar; wahrscheinlich, weil man zuhause gerade genug mit den eigenen Oscar-Vorbereitungen um die Ohren hat, um mal eben über den großen Teich zu jetten, in die Kamera zu grinsen und dumme Journalistenfragen zu beantworten.
Immerhin gab es Madonna, sodass die Boulevardpresse doch noch was zu tun kriegte. Ja, tatsächlich: Madonna war wohl persönlich da. Auch wenn sie keiner wirklich zu Gesicht bekam, weil sich die Diva – die man ja nun getrost einen A-Promi nennen kann – dafür entschieden hatte, 10 Minuten ihrer neuen Regiearbeit einem extra dafür eingeflogenen Häufchen potenzieller Käufer unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich finde, sie sollte ihre filmischen Machwerke, ob selbst gedreht oder nicht, gleich ganz vor den Kinogängern verborgen halten, dann bliebe diesen sicher einiges erspart. Und sich ansonsten auf das konzentrieren, was sie auch nicht besonders kann: gute Musik machen. Ist aber nur meine Meinung. Immerhin musste der Festivalchef Dieter Kosslick diesmal nicht – wie noch vor zwei Jahren, wo ihr erster Regie-Erguss im Panorama gezeigt wurde – für die Schnepfe den gesamten Potsdamer Platz absperren lassen, weil ihm sonst die Fans und Schaulustigen die Bude eingerannt hätten.
Einer, dem man sogar eine Ehrenbrigarde hätte bereitstellen sollen, ist dagegen Harry Belafonte. DAS ist für mich ein Weltstar. Einer, der auch noch mit 80 nicht müde wird in seinem Bestreben, sich für das Gute einzusetzen. Einer, der die letzten 60 Jahre (nicht nur) amerikanischer Geschichte miterlebte und teilweise auch mitprägte. Einer, der nur zum Telefon greifen musste, dass Leute wie Marlon Brando, Sidney Poitier, Tony Curtis und Charlton Heston mit ihm für die Bürgerrechte demonstrieren gingen. Belafonte ist einfach eine große Persönlichkeit. Wer von diesem Mann nur den „Banana Boat“-Song kennt („Daaay ooo“ – undsoweiter), der sollte sich vielleicht mal den aufschlussreichen Dokumentarfilm „Sing Your Song“ angucken (falls er denn überhaupt bei uns anläuft) und der in Berlin natürlich auch gezeigt wurde. Hier erfährt man viel über Belafontes begwegte Karriere, sein ungebrochenes politisches Bewusstsein und lernt nebenbei auch noch manches über die USA-Historie – wobei das meiste davon mit rassistischer Ungerechtigkeit zu tun hat. Solch einen Typen auf der Berlinale zu haben, das schlägt dann schon zehn abgetauchte Madonnas, fünf fehlende George Clooneys und – sorry! – 100 Kevin Spaceys (na ja – sagen wir 75). Von Moritz Bleibtreus etc. wollen wir gar nicht erst reden. Deutsche Bundespräsidenten? Ha ha ha!
Ach, übrigens: Liam Neeson und Diane Kruger kommen demnächst auch noch zu den Filmfestspielen! Super, oder? Okay, ich merke schon: tierische Begeisterung ...