Der Frankfurter Saxophonist Emil Mangelsdorff feiert am 11. April seinen 88. Geburtstag. Jürgen Leinhos widmet einem der bekanntesten deutschen Jazzmusiker dazu einige Zeilen ...
Jürgen Leinhos /
Die Begegnung mit dem Jazz begann für Emil Mangelsdorff bereits in der nationalsozialistischen Diktatur. Seine Faszination und die Auseinandersetzung mit dieser Musik bestimmen seither sein erfülltes Leben.
“Emil Mangelsdorff zählt zu den profiliertesten, vielseitigsten Solisten und Komponisten des deutschen Jazz“, schreibt Martin Kunzler im Jazzlexikon, „seine feinziselierten Linien, getragen von einem grossen, klaren Alto-Ton, erweisen ihn als souveränen Musiker, der die gesamte Tradition, vor allem Cool-Einflüsse, mit Blues-Gefühl und Sophistication zu einer musikalisch schlüssigen Synthese zu bringen versteht”. Gleichrangig sieht er seine Gesprächskonzerte “swing tanzen verboten”, in denen er über Zeit des NS-Regimes redet und sein Publikum, vor allem Jugendliche, über die NS-Terrorherrschaft informiert.
Seine Berichte drehen sich um seine Jugend in der Zeit des NS-Regimes und die Entdeckung seiner Liebe zum Jazz. Als Teil der Frankfurter „Swing Jugend“ gehörte Mangelsdorff zu einer aktiven Gegenkultur zum System des Dritten Reiches, deren Mitglieder Repressalien und Verhaftungen von Seiten der Gestapo über sich ergehen lassen mussten. Nachhaltig begeistert der Musiker das Publikum mit seiner eindrucksvollen, lebendigen und humorvollen Erzählweise, die enorm dazu beiträgt, sich mit diesem düsteren Abschnitt deutscher Geschichte auseinanderzusetzen. Mit stehenden Ovationen pflegt das Publikum Emil Mangelsdorff und seine exquisite Band mit Janusz Maria Stefanski (Schlagzeug), Thilo Wagner (Piano) und Vitold Rek (Bass) zu verabschieden.
Allein im Jahr 2012 wurden acht Gesprächskonzerte, eine Ausstellung und zusätzliche Gesprächsrunden ermöglicht. Als wir im Mai 1985 mit dieser Reihe von Gesprächskonzerten mit Emil Mangelsdorff begannen - unter dem Arbeitstitel "Swing tanzen verboten - als Jazzmusiker im III. Reich" - konnte niemand diese Resonanz erahnen. Mehrere Generationen haben seitdem Emil als Musiker und Zeitzeugen erlebt. Und auch mit 88 wird Emil auf Festivals und im Haus am Dom konzertieren und unvermindert seine Gesprächskonzerte fortsetzen.