32. Fantasy Filmfest

Zurück zur alten Location

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Nachdem die Feuerprobe im Januar mit den „White Nights“ erfolgreich bestanden wurde und die schon länger existierenden „Nights“ im Mai etwas unter dem Biergartentemperaturen litten, findet nun das erste reguläre „Fantasy Filmfest“ im großen Saal der „Harmonie“-Kinos statt.

Gregor Ries /

Zurück zu den Anfängen lautet der Kurs der Veranstalter Rosebud Entertainment, die nun auf das inzwischen umgebaute Foyer mit Bar und Café setzen dürfen. In den ersten beiden Frankfurter Jahren wurde sogar noch der kleine Saal mit Klassikern des übersinnlichen Kinos bespielt.

Vom Donnerstag, den 20., bis Sonntag, den 30. September, kann man sich mit rund 50 Filmen und dem Kurzfilmprogramm „Get Shorty“ auf die Spuren des cineastischen Grauens begeben. Zwischen Horror, Thriller und Science Fiction, zwischen Arthouse-Kino und gradlinigen Schockern findet man bei der 32. Auflage erneut zahlreiche Werke, die ansonsten nie den Weg auf die große Leinwand schaffen würden.

Im Eröffnungsfilm „Mandy“ mit Nicholas Cage als Holzfäller auf blutigem Rachefeldzug liefert Regisseur Panos Cosmatos gar den Spagat zwischen hartem Thriller und surrealem Trip samt dröhnendem Metalscore. Eingängiger, wenngleich nicht weniger intensiv verknüpft das skandinavische Centerpiece „Border“ eine Außenseiterstudie mit den Ermittlungen gegen einen Kinderpornoring. Die missgebildete Zollbeamtin Tina mit siebtem Sinn für Schmuggler begegnet eines Tages ihrem männlichen Ebenbild, zu dem sie sich seltsam hingezogen fühlt. Perfekt mixt Ali Abbasi Sozialkritik, Fantasy und Krimispannung mit schwarzem Humor.

Der Abschlussfilm „Anna and the Apocalypse“ (Foto) bewegt sich einmal mehr auf den Spuren des Komödienhits „Shaun of the Dead“, indem Regisseur John McPhail die „Highschool Musical“-Reihe mit reichlich Blut und Gedärmen aufmischt. Es erfolgt ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie Provokateur und Stilist Gaspar Noé („Climax), Komödienspezialist Quentin Dupieux („Keep An Eye Out“) oder Nicolas Pesce mit seinem zweiten Werk. Nach dem verstörenden Schwarzweißdrama „The Eyes of My Mother“ liefert er in „Piercing“ ein schwarzhumoriges, wendungsreiches Katz- und Maus-Kammerspiel zwischen einem Killer in spe und einer Prostituierten. Großartig fielen schon der Vorspann im verrauschten VHS-Stil und der Siebziger-Score aus, das abrupte Ende erfreut dagegen weniger.

Wie schon auf der Berlinale dürfte Kim Ki-Duks „Human, Space, Time and Human“ als einer von nur sechs asiatischen Beiträge die Meinungen spalten. Als ein Kreuzfahrtschiff sich plötzlich in die Wolken erhebt und die Vorräte knapp werden, bricht unter Passagieren und Besatzung ein rabiater Kleinkrieg aus. Während einer Berlinale-Diskussion wurde der umstrittene Regisseur gefragt, warum bei ihm alle Männer Schweine und alle Frauen Miststücke seien, worauf er antwortete, genau dies sei ein Bild der aktuellen koreanischen Gesellschaft. Leider fehlen in dem Sozialschocker die poetischen Elemente seiner früheren, gefeierten Arbeiten fast ganz.

Ein präziser Kommentar zu Trumps Amerika liefert beiläufig „Bomb City“ nach dem realen Fall eines Hassverbrechens an einem jugendlichen Punk in den Neunzigern. Jameson Brooks intensives, in Rückblenden erzähltes Drama belegt, dass sozialkritisches Kino beim „Fantasy Filmfest“ ebenfalls seinen Raum besitzt.


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