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Zoff um Entwürfe der Kornmarkt Arkaden

Investoren und Stadt sind sich bei Bundesrechnungshof uneins

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Der beim Architektenwettbewerb zum Bundesrechnungshofs drittplatzierte Entwurf von KSP Jürgen Engel (Foto) ist nun der Favorit der Investoren, die Stadt ist anderer Meinung.
Offenkundig knirscht es gewaltig hinter den Kulissen: Das was einmal die innerstädtische Wunde zwischen Berliner und Bethmannstraße schließen soll, beschäftigt nicht nur die Projektentwicklern Fay und OFB, sondern auch die Stadt. Und dabei kommt es aufgrund unterschiedlicher Interessen zu heftigen Reibungen. Fest steht: Auf dem 30 000 Quadratmeter großen Areal des 1953 fertiggestellten und seit dem Jahr 2000 leerstehenden Bundesrechnungshofs sollen mithilfe eines Gesamtinvestitionsvolumens von 120 Millionen Euro ein 2-Sterne-Hotel mit 450 Zimmern, sowie rund 30 Eigentumswohnungen und Büroflächen entstehen, gerne auch mit etwas Einzelhandel im Erdgeschoss. „Kornmarkt Arkaden“ haben die Investoren mit Blick auf die Historie das Gelände genannt. Noch in diesem Jahr wollen die Investoren den Antrag für den Abriss einer Gebäudeteile einreichen, wenn nicht schon mit dem Abbruch beginnen, Ende 2016 soll der fertige Gebäudekomplex dann nutzbar sein. Doch all das ist noch Zukunftsmusik. Denn der noch Ende Juni, bei der Vorstellung der drei bestprämierten Entwürfe des Gutachterverfahrens, von den Investoren und dem Stadtplanungsdezernenten Olaf Cunitz versprühte Optimismus ist dann doch dem Realismus gewichen. Am Montagmorgen herrschte bei der Präsentation des neuen Zwischenstandes eine etwas frostige Atmosphäre.

Wir erinnern uns: Im Juni teilten sich die Architektenbüros Stefan Forster (Frankfurt) und Auer+Weber+Assoziierte GmbH aus Stuttgart den zweiten Platz und der Entwurf von KSP Jürgen Engel Architekten landete abgeschlagen auf dem dritten Rang. Dabei herrschte relative Einigkeit bei der Jury. Insgesamt hatten zehn Büros ihre Entwürfe für das Areal des Bundesrechnungshofs eingereicht, viele scheiterten damals an den Vorgaben des Denkmalschutzes und auch die drei übrig gebliebenen Büros wurden gebeten, ihre Entwürfe anzupassen.

Mit einem überraschendem Resultat: Plötzlich favorisieren den Investoren den erheblich modifizierten Entwurf von KSP Jürgen Engel, während Vertreter des Ortsbeirats und des Magistrats eher den den Jurywünschen entsprechenden und im Vergleich zum Erstplatzierten ganz anders gearteten Entwurf von Stefan Forster den Vorzug geben. „Es liegt in der Natur der Dinge, dass es zwischen den Investoren und der Stadt unterschiedliche Ansichten gibt,“ versucht Olaf Cunitz (Grüne) die Wogen zu glätten. „Für die Stadt sind die Stadtplanung und die Architektur entscheidend, die Investoren begutachten ein Projekt hingegen nach seiner Wirtschaftlichkeit und Funktionalität“. Seiner Meinung nach sei das von KSP Jürgen Engel geplante Wohnhaus faszinierend, bei Forster sei der Umgang mit dem öffentlichen Raum interessant. Während der nun erstplatzierte Entwurf Durchgänge zwischen den einzelnen Gebäudeteilen vorsieht und sich dabei auf historische Wege bezieht, hat das Büro Stefan Forster kleine Plätze vorgesehen. Letzterer hat die Spitze des Gebäudekomplexes etwas runder und gefälliger gestaltet, während das konzipierte Gebäude von KSP Jürgen Engel laut Investoren die Fläche besser nutzt, aber auch funktionaler und kühler wirkt. „Wir wollten uns nicht mit dem Denkmal verbinden, weil es dem Denkmal nicht entspricht“, sagt Architekt Jürgen Engel, der damit begründet, warum er das Areal durch Fugen in drei Gebäude unterteilt hat. Ausgefallen ist auch sein Wohnkonzept. „Wohnhäuser in der Innenstadt sollen auf sich aufmerksam machen und können daher durchaus unterschiedlich aussehen.“

Etwas fassungslos wirkte Stefan Forster ob der Gesamtentscheidung. „Wir wollen uns mit der Sprache der Umgebung beschäftigen und wir haben uns mit den städtischen Vorgaben auseinandergesetzt. Wir haben – und das ist für uns entscheidend – eine Aussage zum öffentlichen Raum hin.“ So habe es in der ersten Phase des Wettbewerbs Kritik an dem „rabiaten Umgang mit dem Denkmalschutz“ gegeben. Nun habe man alle Punkte, die kritisiert worden sind, ausgeräumt. „Für mich ist das Ergebnis schockierend. Man kann ein Gebäude nicht wie einen Fallschirm abwerfen.“

Wie dem auch sei, der nächste Schritt wird sein, dass beide Entwürfe von den Investoren im Hinblick auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft werden. „Es handelt sich um ein Stück Stadtreparatur. Dafür müssen wir uns einfach die nötige Zeit geben. Der Wille ist vorhanden eine einvernehmliche Lösung zu finden“, sagt Olaf Cunitz. „Man muss sich auch immer die Frage stellen: ’Ist das die richtige Antwort für einen Ort?’.“

Alle Entwürfe des Gutachterverfahrens sind ab sofort bis zum 19. September im Atrium des Planungsdezernats, Kurt-Schumacher-Straße 10, zu sehen. Die Ausstellung kann von Montag bis Freitag von 8.30 bis 18 Uhr besichtigt werden.


Welcher Entwurf gefällt Ihnen am Besten? Schreiben Sie uns! Gerne auch an redaktion@journal-frankfurt.de
 
Fotogalerie: Bundesrechnungshof
 
26. August 2013, 12.31 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
 
 
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