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Wo Goethe chillte

„Ich rate euch, nach dem Wasserhof zu gehen“

Die „Interessengemeinschaft Neue Wasserhofstraße“ hat ihren Entwurf für den Wiederaufbau des historischen Areals präsentiert: Café, Hotel und Hofladen könnten hier in Oberrad entstehen.
Es sei ein Unding, wie stiefmütterlich die Stadt mit den historischen Relikten in Oberrad umginge, so Norbert Scherlitz, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Neue Wasserhofstraße beim dritten Forum zum Thema Wasserhof. Es geht um das kürzlich denkmalgeschützte Areal gegenüber der geschichtsträchtigen Gerbermühle, in Richtung des Oberräder Stadtkerns. Die Gerbermühle werde immer in Zusammenhang mit Goethes Besuchen in Oberrad erwähnt, sei aber eigentlich „nur“ Bestandteil des bisher geschichtlich stark vernachlässigten Wasserhofs, erklärte Scherlitz. Bei der Veranstaltung am Dienstag informierte Architekt und Stadtplaner Jochem Jourdan seinen Entwurf für das im Krieg zerstörte, einst prächtige Gebäudeareal. Das oberste Ziel sei es, Investoren für das Projekt zu finden. Die Stadt habe dem Wasserhof bisher zu wenig Bedeutung beigemessen. Oberbürgermeisterin Petra Roth hat zwar die Schirmherrschaft für die Interessengemeinschaft übernommen, entschuldigte sich jedoch in einem Brief für ihr Fernbleiben. Auch Planungsdezernent Edwin Schwarz konnte nicht zum Termin erscheinen. Es sei sehr traurig, dass sich die „Goethe-Stadt“ um den Wiederaufbau der Altstadt kümmere, das Interesse für den Wasserhof in Oberrad jedoch „recht überschaubar“ sei, so Scherlitz.
Nach langem Kampf der Interessengemeinschaft hatten es Scherlitz und seine Mitstreiter im vergangenen Sommer immerhin geschafft, die historische Relevanz der Anlage deutlich zu machen und die Gebäudereste für denkmalgeschützt erklären zu lassen. Gerholfen hat ihnen dabei des Zitat aus Goethes Faust I: „Ich rate euch, nach dem Wasserhof zu gehen“. Jourdans Entwurf umfasst eine Rekonstruktion des Herrenhauses, auch ein Neubau mit Küche, Lagerräumen und weiteren Hotelzimmern ist angedacht. Der noch erhaltene Keller soll als Weinkeller genutzt werden und einen „Gebäudeaufsatz“ auf die noch erhalten Substanz erhalten. „Wir wollen die Gebäude wieder so aufbauen, wie es Goethe zu seiner Zeit gesehen hat“, erklärt der Architekt. Zur Seite der Gerbermühlstraße könnten Restaurant oder Café und Hotelzimmer entstehen. „Insgesamt umfassen die Pläne für die Gebäude Platz für etwa 70 Doppelzimmer“, so der renommierte Architekt. Die Fassaden der Gebäude sollen nach alten Zeichnungen Johann Kaspar Zehenders rekonstruiert werden. Im Innenbereich eines weiteren Gebäude sei dann die Nutzung eines Hofladens vorgesehen, der ganz nach Oberräder Tradition Grüne Soße und die dafür notwendigen Kräuter anbieten soll. Darüberhinaus umfassen die Pläne einen kleinen Parkbereich im Innenhof des Areals mit einem großen Vogelhaus, hier könne man einen gemütlichen Biergarten einrichten, eventuell umrahmt von einem Wassergraben.
Laut Jourdan gibt es bereits drei ernstzunehmende Investoren, die sich an der Rekonstruktion beteiligen wollen. „ Es wäre wünschenswert wenn sich die Stadt ihrer Verantwortung für die Erhaltung kulturellen Erbes an dieser Stelle bewusst wäre“, so Norbert Scherlitz. Die wirtschaftliche und gastronomische Nutzung eines rekonstruierten Wasserhofs sei attraktiv, demnach sei es besonders bedauerlich, wenn sich die Stadt an dieser Stelle wie von der OB angekündigt „nur ideell“ in das Projekt miteinbrächte. „Frankfurt ist Goethes Heimat, nicht Weimar, eine geschichtliche Aufarbeitung und Erhaltung seines Denkmals ist kulturtouristisch lukrativ und geschichtlich relevant. Das Vorbild Weimars beweist dies“, sagte der Vorsitzende der Interessensgemeinschaft abschließend.
 
Fotogalerie:
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16. Februar 2011, 11.31 Uhr
Franziska Jung
 
 
 
 
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