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Ungewisse Zukunft des Rebstocksbads

20 Millionen Euro investiert – und dennoch eine Bruchbude

Nach 35 Jahren ist das Rebstockbad ein Sanierungsfall. Und das, obwohl seit der Eröffnung schon 20 Millionen Euro investiert wurden. Nun soll eine Machbarkeitsstudie aufzeigen, ob das Bad neugebaut oder saniert werden soll.
Das Rebstockbad ist in die Jahre gekommen, an manchen Stellen erkennt man es, da ist beispielsweise mal eine Kachel kaputt, doch die größten Problempunkte, die sieht der Badegast in der 35 Jahre alten Schwimmkathedrale nicht. Denn die von der hohen Luftfeuchtigkeit, der Wärme und dem Chlor angegriffenen Holzbalken der Decke, die sind hinter einer Verkleidung versteckt. Dass etwas im Argen liegt, sieht man am Gerüst, das an der Fassade in Richtung des Außenbeckens fest installiert ist. Das soll das Dach außen stützen. Wenn das Rebstockbad vom 14. August bis zum 6. Oktober geschlossen ist, werden Ertüchtigungsmaßnahmen ergriffen, damit die Sicherheit auch für die kommenden Jahre fünf Jahre gewährleistet ist.

„Wir leisten uns einiges, um die Tragfähigkeit herzustellen“, sagt Frank Müller, der Geschäftsführer der BäderBetriebe Frankfurt. Konkret sollen es 400.000 bis 450.000 Euro sein, die in 27 Stahlstreben investiert werden, die die geschädigten Deckenträger stabilisieren sollen. Seit der Eröffnung des Freizeitbades 1982 wurden bereits 20 Millionen Euro in Instandhaltungsmaßnahmen investiert, doch vor allem die Hallendecke bleibt ein Problem. Handlungsbedarf besteht aber auch bei den Fassaden, beim Dachrand, den Fliesen, dem Beton und bei den technischen Anlagen, die sehr hohe Energiekosten verursachen. So wird es auf Dauer nicht weitergehen, weshalb derzeit im Gespräch ist, das Rebstockbad neu zu entwickeln. Das kann eine umfassende Sanierung oder auch ein Neubau sein. Mit Kosten von bis zu 85 Millionen Euro wird gerechnet. Eine Machbarkeitsstudie soll ausloten, welche von neun groben Varianten die für die Stadt wirtschaftlichste und für die Badegäste vorteilhafteste ist.



Neubau oder Sanierung? Sport- und Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU) bleibt diplomatisch, denn nicht nur der Aufsichtsrat, sondern auch die Stadtverordneten sollen die anstehende Entscheidung über die Zukunft des Bades mittragen. Frankfurt habe in den vergangenen zehn Jahren 70 Millionen Euro in die insgesamt 13 Bäder investiert. „Ziel ist es, einer wachsenden Stadt weiterhin ein gutes Schwimmbadangebot zu machen.“ Das sehe man auch an den kreativen Plänen des Familienbads an der Eissporthalle, das einmal das Panoramabad ersetzen soll. „Wir wollen diesen Ort zum Schwimmen erhalten“, sagt Frank bestimmt, nur wie, das gilt es zu entscheiden. Schwimmbäder sind kostspielig. Die BäderBetriebe Frankfurt haben im vergangenen Jahr insgesamt 2,4 Millionen Gäste gezählt und 11 Millionen Euro Umsatz gemacht. Klingt gut, das Jahresdefizit aber beträgt 25,5 Millionen Euro. Dennoch gelten die Schwimmbäder als förderungswürdig, weil sie dem Schul- und Vereinssport dienen, die Gesundheit und das Wellnessgefühl unterstützen und ein attraktives Freizeitangebot darstellen. Im insgesamt 22.000 Quadratmeter großen Rebstockbad mit seiner 2800 Quadratmeter umfassenden Wasserfläche haben sich in den vergangenen 35 Jahren 20 Millionen Badegäste vergnügt. Doch sind es derzeit 600.000 Besucher im Jahr, so waren es nach der Eröffnung des damals noch innovativen Bades noch 900.000 Besucher. Das Betriebsergebnis für das Rebstockbad liegt bei Minus 3,2 Millionen Euro, jeder Gast muss damit mit fünf bis sechs Euro von der Stadt bezuschusst werden. Andere Städte im Umland hätten in der Zwischenzeit Bäder eröffnet, die Publikum abziehen. Markus Frank hat allgemein in der Bundesrepublik längst attraktive, moderne Freizeitbäder ausgemacht, die so ganz anders strukturiert sind als das Rebstockbad, in dem so viele unterschiedliche Nutzer unter einem Riesendach vereint sind – vom disziplinierten Sportler über den Ruhesuchenden bis zum spaßorientierten Teenager. Das möchte er in einer Entscheidung über die Zukunft des Rebstockbades berücksichtigt wissen. Das klingt nach einem Neustart.



Bauingenieur Hans Klein vom Büro Engelbach & Partner kennt die Konstruktion des Rebstockbades seit geraumer Zeit. Problem sei, dass an den Dachkanten die warme feuchte Luft des Innenbereichs auf die kühle Luft draußen stoße, es komme zur Kondensation und vor allem im Winter bedeute das, dass die Holzbalken dauerhaft durchfeuchtet und somit faul würden. „Seit 2009 zeigt sich das Schadensbild deutlich“. Regelmäßige Wartungsintervalle sorgen für Sicherheit, betont Bäderchef Frank Müller. Aber noch in diesem Jahr soll über die Zukunft des Rebstockbades entschieden werden. Die Bauplanung brauche ein bis eineinhalb Jahre Vorlauf, geschlossen wäre das Rebstockbad dann für zwei bis drei Jahre. Gut, dass dank der Instandhaltungsmaßnahmen im anstehenden Sommer ungefähr fünf Jahre Zeit gewonnen werden. „Eine Sanierung wäre ein Blindflug. Oft stellt sich erst währenddessen heraus, was noch alles zu machen ist“, entweicht es Markus Frank, dessen Position doch recht deutlich wird. Doch wohin mit den 600.000 Besuchern während der mehrjährigen Bau- oder Sanierungszeit? Frank und Müller haben da schon Ideen. Ähnlich wie das Riedbad eine Traglufthalle habe, müsse nun geprüft werden temporär das Freibad Hausen zu überdachen, so dass Nutzer des Rebstockbades eine Ausweichmöglichkeit geboten werde. Wenn es nur so einfach wäre.



Immerhin: 2018 soll der Baubeginn für das neue Panoramabad neben der Eissporthalle sein. Die Bauzeit wird zwei bis zweieinhalb Jahre betragen. „Hier sind viele Fragen schon geklärt“, zeigt sich Bäderchef Frank Müller zuversichtlich. Jetzt muss nur noch für sein selbst ernanntes „Flaggschiff“, das Rebstockbad, eine wasserdichte Lösung her.
 
Fotogalerie:
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30. Mai 2017, 11.13 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
 
 
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