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Trauer
Trude Simonsohn ist tot
Die Holocaust-Überlebende Trude Simonsohn stirbt am 6. Januar im Alter von 100 Jahren. Sie setzte sich viele Jahre als Zeitzeugin für die Erinnerungskultur ein. Wegbegleiter würdigen die Frankfurter Ehrenbürgerin.
Wer das Glück hatte, Trude Simonsohn zu treffen, wird sich an ihr Lächeln erinnern. Warmherzig und ansteckend war es. „Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr wir Trude vermissen werden“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn. „Wir verlieren ein Vorbild im Kampf für die Erinnerung an die Shoah und gegen heutige Formen von Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Und wir verlieren eine enge Freundin“, so Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, deren Gründungsmitglied Trude Simonsohn war. Trude Simonsohn engagierte sich stark in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und war von 1989 bis 2001 Gemeinderatsvorsitzende. Seit etwa 1975 berichtete sie unter anderem an Schulen regelmäßig als Zeitzeugin über ihre Erlebnisse im „Dritten Reich“.
Trude Simonsohn wurde am 21. März 1921 in Ohlmütz, Mähren, geboren. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht im Zuge der deutschen Annexion der Tschechoslowakei und der späteren Umwandlung in das Protektorat Böhmen und Mähren wurde ihr als Jüdin eine Berufsausbildung verweigert. Sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter starben in Konzentrationshaft in Dachau und Auschwitz. Sie selbst geriet 1942 wegen Hochverrats und illegaler kommunistischer Tätigkeit in Haft, wurde in das Ghetto Theresienstadt gebracht, wo sie ihren Mann Berthold Simonsohn kennenlernte. Das Paar heiratete kurz vor der bevorstehenden Deportation nach Auschwitz 1944 rituell. Am 9. Mai 1945 wurde sie durch die Rote Armee im KZ Merzdorf, einem Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen, befreit. Ihr Mann überlebte den KZ-Außenlagerkomplex Kaufering, eine Außenstelle des KZ Dachau. Nach dem Krieg arbeitete das Ehepaar Simonsohn zunächst in der Schweiz, 1955 kamen sie nach Frankfurt am Main.
Der Weg nach Deutschland sei ihr zuerst nicht leichtgefallen. In Frankfurt jedoch habe sie zum ersten Mal seit Kriegsende wieder das Gefühl, zu Hause zu sein. Die Stadt mit ihrer Liberalität und Weltläufigkeit scheint zu ihr zu passen, schreibt Ulf Baier in einem Porträt über Trude Simonsohn. Als sie 95 Jahre alt wurde, folgte die Stadt Frankfurt dem Vorschlag der früheren Bürgermeisterin Jutta Ebeling und der Stifterin Helga Dierichs, Trude Simonsohn zur Frankfurter Ehrenbürgerin zu ernennen. Im Oktober 2016 erhielt sie in der Paulskirche von Oberbürgermeister Peter Feldmann die Urkunde, als erste Frau in der Liste der Frankfurter Ehrenbürger, eine Anerkennung für ihr lebenslanges Wirken. „Trude Simonsohn war unsere Ehrenbürgerin – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn es war eine Ehre, dass sie bei uns in Frankfurt lebte. Dass sie unserem Land, unserer Stadt nach allem, was wir ihr und ihrer Familie angetan haben, eine zweite Chance gab, ist für mich bis heute ein unbegreifliches Geschenk“, sagt Peter Feldmann.
Trude Simonsohn wurde am 21. März 1921 in Ohlmütz, Mähren, geboren. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht im Zuge der deutschen Annexion der Tschechoslowakei und der späteren Umwandlung in das Protektorat Böhmen und Mähren wurde ihr als Jüdin eine Berufsausbildung verweigert. Sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter starben in Konzentrationshaft in Dachau und Auschwitz. Sie selbst geriet 1942 wegen Hochverrats und illegaler kommunistischer Tätigkeit in Haft, wurde in das Ghetto Theresienstadt gebracht, wo sie ihren Mann Berthold Simonsohn kennenlernte. Das Paar heiratete kurz vor der bevorstehenden Deportation nach Auschwitz 1944 rituell. Am 9. Mai 1945 wurde sie durch die Rote Armee im KZ Merzdorf, einem Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen, befreit. Ihr Mann überlebte den KZ-Außenlagerkomplex Kaufering, eine Außenstelle des KZ Dachau. Nach dem Krieg arbeitete das Ehepaar Simonsohn zunächst in der Schweiz, 1955 kamen sie nach Frankfurt am Main.
Der Weg nach Deutschland sei ihr zuerst nicht leichtgefallen. In Frankfurt jedoch habe sie zum ersten Mal seit Kriegsende wieder das Gefühl, zu Hause zu sein. Die Stadt mit ihrer Liberalität und Weltläufigkeit scheint zu ihr zu passen, schreibt Ulf Baier in einem Porträt über Trude Simonsohn. Als sie 95 Jahre alt wurde, folgte die Stadt Frankfurt dem Vorschlag der früheren Bürgermeisterin Jutta Ebeling und der Stifterin Helga Dierichs, Trude Simonsohn zur Frankfurter Ehrenbürgerin zu ernennen. Im Oktober 2016 erhielt sie in der Paulskirche von Oberbürgermeister Peter Feldmann die Urkunde, als erste Frau in der Liste der Frankfurter Ehrenbürger, eine Anerkennung für ihr lebenslanges Wirken. „Trude Simonsohn war unsere Ehrenbürgerin – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn es war eine Ehre, dass sie bei uns in Frankfurt lebte. Dass sie unserem Land, unserer Stadt nach allem, was wir ihr und ihrer Familie angetan haben, eine zweite Chance gab, ist für mich bis heute ein unbegreifliches Geschenk“, sagt Peter Feldmann.
7. Januar 2022, 10.30 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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