Zwar ist Frankfurt mit rund 670.000 Einwohnern keine große Metropole, dennoch hat der Finanzstandort durchaus globale Bedeutung. Das zeigt sich auch an den insgesamt 14 Partnerstädten weltweit. Seit 20 Jahren unterhält Frankfurt auch freundschaftliche Kontakte zur chinesischen Stadt Guangzhou. Angesichts der steigenden Bedeutung Chinas als Wirtschaftspartner für Deutschland, hat Frankfurt mit den guten Kontakten zu der Elf-Millionen Stadt einen strategischen Vorteil gegenüber anderen Städten.
Dass eine solche Freundschaft jedoch nicht nur Vorteile sondern auch Verpflichtungen mit sich bringt, wird derzeit am Tibetkonflikt deutlich. Zum Nationalfeiertag der Tibeter am 10. März hatte Frankfurt aus Angst vor diplomatischen Spannungen zum ersten Mal seit 1998 auf das Hissen der tibetischen Flagge verzichtet. Zum Eintreffen des Olympischen Feuers in Peking am 31. März hingegen, beteiligte sich die Stadt wie viele hessische Rathäuser und Landratsämter an der Solidaritätsbekundung an Tibet und dem Protest gegen das harte Vorgehen der Chinesen gegen die dortige Bevölkerung. Allerdings wehte die Flagge wieder nicht offiziell am Rathaus, sondern nur am Fahnenmast in der Nähe des Gerechtigkeitsbrunnens.
Heute nun startet Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) anlässlich der 20-jährigen Städtepartnerschaft zu einem fünftägigen Besuch nach Guangzhou. Und sie hat sich vorgenommen die Menschenrechtsverletzungen in Tibet anzusprechen. Sicherlich keine leichte Aufgabe – jedoch eine klare Verpflichtung der Politik einer westlichen Demokratie ungeachtet der Gefahr für wirtschaftliche Beziehungen. Eine Freundschaft muss auch klare Worte vertragen können. Man darf gespannt sein, ob Roth sie findet.