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Reinhard Jirgls vorletzter Tag
Zum Abschied zieht Jirgl ein positives Fazit. Seine anfängliche Angst, in eine neue Umgebung und in neue soziale Verhältnisse „umgetopft“ zu werden, habe sich nicht bewahrheitet. Der in Berlin lebende Schriftsteller habe insgesamt etwa ein halbes Jahr in Bergen-Enkheim verbracht und fühle sich jetzt mit dem Ort vertraut. Er sieht die Attraktivität des Preises darin, dass man als Schriftsteller nicht „angekettet“ werde, sondern einfach frei und ohne Verpflichtungen seiner Arbeit nachgehen könne. Neben Lesungen und anderen Veranstaltungen, habe er als Stadtschreiber sein Manuskript zu seinem Roman „Die Stille“ fertig stellen können.
In Frankfurt habe es ihm gefallen. Vor allem das Zusammenspiel von Stadt und Land habe ihn inspiriert. Das „Promenieren“ in seiner Umgebung diene ihm schon immer als Vorarbeit zum Schreiben. Am Enkheimer Ried oder im Vilbeler Wald, wo er der Natur nahekam und die Skyline am Horizont betrachtete, habe er sich wie im Publikumssaal eines Theaters gefühlt. Diese Verbindung zwischen Stadt und Land habe ihn an die Nahtstelle zwischen Bewusstsein und Unbewusstheit erinnert. „Die Bergen-Enkheimer Umgebung ist nun von meinen Gedanken zersiedelt“, stellt Jirgl zufrieden fest.
Am kommenden Freitag findet in Bergen-Enkheim das Stadtschreiberfest statt. Hier wird alljährlich der alte Stadtschreiber verabschiedet und der neue vorgestellt.
Die Auszeichnung wird seit 1974 vergeben. Sie ist in diesem Jahr mit 20.000 Euro dotiert und gibt dem Preisträger die Möglichkeit, für ein Jahr in der Wohnung des Stadtschreibers in Bergen-Enkheim zu leben und zu arbeiten. Wie auch Jirgl betont Kulturdezernent Felix Semmelroth die Zwanglosigkeit des Preises. Jörg Steiner, der Stadtschreiber von 1997/98, habe hierfür die richtigen Worte gefunden: „Wer es annimmt, lässt sich darauf ein, hier nichts müssen zu müssen, aber aus freiem Entschluss alles dürfen zu dürfen.“
Text: Almut Siefert
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