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Projekt in der B-Ebene am Hauptbahnhof

Mit Kunst, Musik und Engagement gegen Angst-Räume

Zwei Wochen lang soll ein Teil der B-Ebene des Frankfurter Hauptbahnhofs mit ehrenamtlichen Auftritten von Chören, Bands und Künstlern bespielt werden. Das Ziel der Aktion: Die in Verruf geratene B-Ebene "positiv zu besetzen".
Mittwochmittags in der B-Ebene am Frankfurter Hauptbahnhof am Ausgang zur Mannheimer Straße. Ein paar junge Männer drücken sich ganz lässig herum, würde man stehen bleiben, man könnte vermutlich Dealern bei der Arbeit zusehen. Unbehelligt. Von Sicherheitskräften fehlt in dem Moment jede Spur. Wenige Minuten später, ebenfalls in der B-Ebene am Ausgang Düsseldorfer Straße: Während an einer Ecke Studierende der Fachhochschule alles für ihre anstehende Performance „High Life“ vorbereiten und der Künstler Oguz Sen ein Wandbild anklebt, umkreist ein Mann, der auf einem Reinigungsfahrzeug sitzt, die Künstler und putzt den Boden, während zwei Sicherheitsmänner der Bahn mit Hund schon zum dritten Mal binnen weniger Minuten die Studierenden umrunden. So werden wir, Vertreter der Medien, zum Beobachter zweier Parallelwelten. Die düstere Seite einerseits, die jeder Pendler täglich am Hauptbahnhof miterlebt, über die in den vergangenen Wochen viel in der Presse zu lesen war und die diverse Dezernate und nicht zuletzt die Polizei beschäftigen. Und dann gibt es in dem vermeintlichen Angstraum, der B-Ebene also, einen Lichtblick: Eine zwei Wochen dauernde Aktion, die gute Stimmung verbreiten und Ängste nehmen will, die den Unort in eine schöne Erfahrung wandeln will.

Das Dezernat für Personal und Gesundheit, das Drogenreferat der Stadt und die Deutsche Bahn haben für das Projekt „Für ein Miteinander –  wir nehmen uns den Raum“ an einem Strang gezogen und binnen drei Wochen ein beeindruckendes Kulturprogramm auf die Beine gestellt, das Fahrgäste und Passanten vom 7. bis zum 22. Dezember nahe des Aufgangs zur Taunusstraße täglich erleben können. So wird der Künstler Oguz Sen mehrere Tage lang an einem Wandbild arbeiten, am Freitag tritt ab 15 Uhr eine Percussionsgruppe mit Saxophon des Frankfurter Vereins für soziale Heimstätten auf, am Montag spielt um 19.30 Uhr eine Trompetengruppe der Musikschule, am 13.12. Veranstaltet der Cäcilienchor um 17 Uhr einen Flashmob, ab 19 Uhr folgen dann Hip Hop, Samba und Salsa-Performances. Seien es Fadomusik oder Weihnachtsweisen, das Programm der kommenden 14 Tage wird zumindest immer für wenige Stunden abwechslungsreich. Die Künstler, ungefähr 200 Mitwirkende, verzichten auf eine Gage, sie engagieren sich ehrenamtlich.

„Wir wenden uns gegen Pauschalverurteilungen“, sagt Regina Ernst, Leiterin des Drogenreferates, das eine Menge leisten muss und mit dem ehrenamtlichen Projekt noch eine Schippe drauflegt. „Negative Presseberichte haben eine Stimmung der Angst ausgelöst und wir wollen mit der positiven Aktion das Gegenteil bewirken.“ Wenngleich das Gefühl der Unbehaglichkeit in der B-Ebene wohl kaum allein durch Zeitungsartikel rührt, so ist das Projekt zumindest der Versuch, etwas zu unternehmen. Ein kleiner Baustein. Man engagiere sich für ein besseres Miteinander, für einen toleranteren Umgang und auch für den Respekt gegenüber suchtkranken Menschen, deren Lebensmittelpunkt nun mal hier sei. „Das Projekt gibt die Möglichkeit, in der B-Ebene innezuhalten, Luft zu holen und sich über das Dargebotene zu freuen.“

Hartmut Schwarz, Leiter des Bahnhofsmanagements, ist von der Zusammenarbeit mit der Stadt angetan, gemeinsam könne man positive Erlebnisse in der B-Ebene realisieren. Immerhin sei der Frankfurter Hauptbahnhof „einer der schönsten, schicksten Bahnhöfe Deutschlands“. Die B-Ebene soll ja künftig auch umgestaltet werden, wovon sich die Stadt wie die Deutsche Bahn eine allgemeine Aufwertung erhoffen. Mit den sichtbaren Bauarbeiten soll aber erst Ende 2018 begonnen werden.

Das Projekt sei ganz typisch für Frankfurt, es sei zivilgesellschaftlich angelegt und nur mit Polizei und mehr Ordnungskräfte bekomme man die Probleme nun mal nicht in den Griff, sagt Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne) . „Man setzt damit ein Zeichen und überlässt nicht den Dealern den Raum, aber man lässt auch nicht die Polizei allein die Arbeit erledigen. Wir mischen uns selber ein.“ Nach den zwei Wochen könnte sich der Leiter des Bahnhofsmanagements vorstellen, weitere ähnliche Projekte in der B-Ebene laufen zu lassen. Doch in einem wird Stefan Majer mit Sicherheit Recht behalten: „Wir können die Probleme nicht wegsingen.“

Denn auch mit der Aktion TAB sollte in der Kaiserpassage mitinitiiert von Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU) zeitweilig Raum für Kultur geschaffen werden, um die Taunusstraße nicht mehr nur den Dealern zu überlassen. So schön das kulturelle Angebot und das gesellschaftliche Engagement auch war und auch von den Menschen angenommen wurde, die Dealer hat das nicht weiter beeindruckt und die Taunusstraße ist deshalb heute kein behaglicherer Ort. Ganz so einfach sind Großstadtprobleme denn doch nicht zu lösen.
 
Fotogalerie:
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7. Dezember 2016, 14.34 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
 
 
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