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Kampf dem Fluglärm

140. Montagsdemo und noch kein bisschen leise

Die Fluglärmgegener sind wie das gallische Dorf bei Asterix und Obelix und wehren sich jeden Montag lautstark gegen den Flughafenausbau. Wir waren bei der immerhin schon 140. Montagsdemo dabei.
Man kann den Fluglärmgegnern viel nachsagen, aber für ihre Hartnäckigkeit kann man sie fast bewundern. Wo andernorts Demonstrationen irgendwann verebben – besonders, wenn nicht nachweisbar ist, dass sie Erfolg haben – so harren die vom Lärm des Frankfurter Flughafen geplagten Bewohner des Rhein-Main-Gebiets aus und kommen mit Rasseln, Ratschen, Pauken und Tröten bewaffnet jeden Montag um 18 Uhr zum Terminal 1, um dort bei einer Kundgebung und einem anschließenden Rundmarsch lautstark zu verkünden, was ihnen stinkt. Am Montag war die 140. Montagsdemo, es waren wieder deutlich mehr als 500 Lärmgeplagte vor Ort. Von Mainz bis Rodgau stammen die Demonstranten, sie haben ulkige Schilder dabei und haben nach zweieinhalb Jahren die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, dass die Nordwest-Landebahn nicht doch irgendwann wieder stillgelegt wird, dass die Nachtruhe doch mal von 22 bis 6 Uhr währt – ohne Ausnahmen –, dass das Terminal 3 nicht gebaut wird und dass ein Flugverkehr möglich ist, der die Anwohner nicht durch Lärmemissionen stört. Seit Beginn an dabei ist Ursula Fechter, die Sprecherin der Bürgerinitiative Sachsenhausen (BIS), die sich selbst in ihrer Lebensqualität bedroht sieht. Hört man sie sprechen, hört man auch eine tiefe Enttäuschung heraus, vor allem von der Politik, die gerne oft und viel verspricht und dann immer wieder die Fluglärmgegner in Stich ließ.

Von Lärmpause kann nicht die Rede sein
Zuletzt hatte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) schon nach einem Monat eine positive Bilanz zur Lärmpausenregelung gezogen. „Das ist viel zu kurz, um da in irgendeiner Form eine valide Aussage treffen zu können“, sagt Ursula Fechter. „Man kann aber sagen, dass diese Lärmpausen bei den Leuten nicht ankommen. Ich hab noch von keinem gehört, dass es leiser geworden wäre.“ Die Neu-Isenburger sollen morgens entlastet werden und der Frankfurter Süden abends und wir haben von den Neu-Isenburgern gehört, dass sie keinen Unterschied spüren.“ Auch in Niederrad nütze es nichts, den Flugverkehr auf andere Bahnen zu lenken, zu dem habe es aus technischen Gründen Nächte mit 18 Ausnahmeflügen gegeben, von Ruhe oder Lärmpause könne nicht die Rede sein. „Für uns ist Lärmpause das Unwort des Jahres! Das haben schon ganz viele vorgeschlagen.“

Kämpfen bis zum Schluss
Und doch stirbt die Hoffnung, dass sich etwas zum Positiven ändert, zuletzt. „Bis jetzt ist der Planfeststellungsbeschluss noch nicht rechtskräftig, es gibt noch über 60 anhängige Klagen, ich bin eine der Klägerinnen. Das sind die sogenannten nachgelagerten Verfahren und wir haben gute Argumente eingebracht und wir hoffen immer auf eine mündliche Verhandlung. Zum Zweiten fordern wir immer noch die Nachtruhe in der gesetzlichen Nacht, da haben wir den Oberbürgermeister an unserer Seite.“ Peter Feldmann (SPD) sitzt im Fraport-Aufsichtsrat, hatte sich gegen den Bau des Terminal 3 ausgesprochen und wurde nicht gehört. Ursula Fechters Mitstreiter, Helmut Mader, Mitglied der Niederräder Bürgerinitiative, hofft indes auf die Vernunft der Menschheit. „Irgendwann kommt die Einsicht, genauso wie bei den Atomkraftwerken. Wobei hoffentlich nicht erst etwas Schlimmes passieren muss, aber ich glaube, wenn wir keine Ruhe geben, werden immer mehr Leute aufmerksam werden und wir werden Einfluss haben auf die öffentliche Meinung und auf Politiker – nicht nur im Wahlkampf.“

Schließung der Bahn als Ziel
Man müsse den Druck verstärken, ist sich Ursula Fechter sicher. Sie fordert weiterhin ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr und eine vernünftige Begrenzung der oberen Lärmpegel, die neu definiert werden müssen. „Das geht eigentlich nur über eine Reduzierung der Flugbewegungen. Da arbeiten wir intensiv dran. Unser Endziel aber ist immer noch die Schließung der Bahn.“

Mader glaubt indes, dass die Politik irgendwann begreifen müsse, dass man in einem Wohngebiet, einem Ballungsraum mit 35 Millionen Menschen, dass man da kein internationales Drehkreuz betreiben könne. „Dass man einen Flughafen hat und dafür auch Opfer bringt, verstehe ich. Aber die Region würde mit 200 000 Flugbewegungen auskommen, wir haben aber 469 000 gehabt im letzten Jahr und es soll durch den Bau des Terminal 3 erhöht werden auf 700 000. Das verträgt die Region nicht, das ist nicht möglich. So wie man am Main keinen Hochseehafen betreiben kann.“ Fraport aber versucht mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten. Ein Fehler, wie Mader findet. „Ein Drehkreuz kann man in der Wüste betreiben, wie Dubai das tut. Istanbul baut eines 35 Kilometer von der Stadt entfernt am Schwarzen Meer in fast unbesiedeltem Gebiet.“

Alle juristischen Mittel ausschöpfen
Fraport wisse genau, dass das Terminal 3 sich nicht rechne, keine Airline wolle da einziehen, sagt Fechter. „Ich glaube, dass die sich so weit aus dem Fenster gelehnt haben, es wäre ein Prestigeverlust davon abzuweichen, auch wenn es ihnen die Vernunft eingeben müsste.“ Es sei eine weitere Fehlinvestition von 3 Milliarden Euro, auch wenn sie die Baugenehmigung hätten, denn die Flugbewegungen gingen angeblich zurück. Fechter sagt, sie wolle kämpfen und habe juristisch dazu die Möglichkeit bis das Terminal 3 mit den Verkehrsanbindungen endgültig fertiggestellt sei. „Wir geben nicht auf!“
 
Fotogalerie:
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9. Juni 2015, 17.42 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
 
 
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