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Jubiläum

Die AWO wird 100

100 Jahre Arbeiterwohlfahrt (AWO): Das wurde am vergangenen Samstag mit einem Festakt in der Paulskirche gefeiert. Dass die Staatsanwaltschaft gegen Verantwortliche des Frankfurter AWO-Kreisverbands wegen Betrug und Untreue ermittelt, kam dabei nicht zur Sprache.
Anno 1919: Der Erste Weltkrieg hat gezeigt, wie dramatisch die Massenverelendung ihren Lauf nahm und kein Staat in der Lage war, Abhilfe zu schaffen. Die SPD-Politikerin und Frauenrechtlerin Marie Juchac hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Hilfe zu organisieren, die auf Selbsthilfe und Solidarität fußt. Juchac setzte sich mit ihren überwiegend weiblichen Mitstreiterinnen für die Gründung einer „Arbeiter-Hilfsorganisation“ ein. Daraus ist eine deutschlandweite Bewegung geworden: In 30 Bezirks- und Landesverbänden organisiert sich die AWO heutzutage. Über 335 000 Mitglieder, 66 000 Ehrenamtliche und 225 000 hauptamtliche Mitarbeitende fühlen sich den Grundwerten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit verpflichtet.

Festakt in der Paulskirche

Die beiden Bezirksverbände Hessen-Nord und Hessen-Süd haben einen besonderen Ort gewählt, um das Jubiläum auch in Hessen zu begehen: die Paulskirche. Vor über 400 Gästen sprachen unter anderem Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), Anne Janz, Staatssekretärin im Hessischen Sozialministerium und die SPD-Fraktionsvorsitzende Nancy Faeser. „Die AWO wurde aus dem Gedanken der Selbsthilfe heraus gegründet und setzt sich bis heute für Menschen ein, die Hilfe brauchen“, sagte Feldmann in seiner Eröffnungsrede in der Paulskirche. „Dabei stellt sie als starker Sozialverband Kinder, Familien und Senioren in den Mittelpunkt.“ Die AWO werde sowohl als Träger von Einrichtungen als auch als soziale Stimme in der Gesellschaft gebraucht."

„100 Jahre später sind die Anliegen, mit denen Marie Juchacz 1919 die Arbeiterwohlfahrt gegründet und ihr Selbstverständnis und ihren Anspruch geprägt hat, weiter aktuell: Frauenrechte, Vielfalt, Teilhabe, Menschenwürde, Gerechtigkeit und Solidarität“, betonte der Vorsitzende des AWO-Bezirksverbands Hessen-Süd, Willy Jost. Doch auch gesellschaftspolitisch will sich die AWO weiter einmischen: „Die zunehmende Ungleichheit untergräbt den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und entlädt sich in einem Zulauf zu politischen Extremen“, merkte Doris Bischoff, Vorsitzende des AWO Bezirksverband Hessen-Nord an. Angesichts dieser Entwicklung muss es die Aufgabe der Politik sein, das verloren gegangene Vertrauen der Menschen in den demokratischen und sozialen Rechtsstaat wieder zurückzugewinnen.

Ermittlungen wegen Betrug und Untreue

Ein kritisches Thema kam bei dem Festakt nicht zur Sprache: Die AWO Frankfurt steht im Verdacht, während der Betreuung von zwei Flüchtlingsunterkünften falsche Angaben bezüglich ihrer finanziellen Ausgaben an die Stadt gemacht zu haben. Dabei geht es um Summen in Millionenhöhe. Nachdem diese Ungereimtheiten nach Recherchen der Frankfurter Neuen Presse ans Licht gekommen waren, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrug und Untreue gegen Verantwortliche des Frankfurter Kreisverbands. Konkret soll die AWO für die Versorgung von Geflüchteten einen externen Caterer beauftragt haben, der deutlich günstiger gewesen sein soll, als die Tagespauschale, die die AWO von der Stadt erhielt. Ähnlich soll es sich mit der Beauftragung einer eigenen Sicherheitsfirma und mit Sportangeboten verhalten haben.
 
Fotogalerie:
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18. November 2019, 12.00 Uhr
hes/ffm
 
 
 
 
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