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Industriepark Höchst

Jubiläum mit Sirenen

Gestern feierte der Industriepark Höchst mit einem großen Festakt sein 150-jähriges Bestehen. Überschattet wurde das Jubiläum von einem Zwischenfall in der Farbfabrik Clariant, der am Nachmittag für Sirenen, Feuerwehreinsatz und Verunsicherung sorgte.
Der gestrige Tag markierte den Höhepunkt des Jubiläumsjahres des Industriepark Höchst. „150 Jahre Menschen. Standort. Werte“ lautet das Motto, unter dem am Montagabend mehr als 180 geladene Gäste im festlichen Ambiente der alten „Färberei“ das 150-jährige Jubiläum zelebrierten.

Vom Fototermin mit historischen Figuren der Industriepark-Geschichte über Live-Schaltungen in einige Produktionsbetriebe bis hin zum Ausblick, den der CEO Clariant International Ltd., Hariolf Kottmann, als Festredner gab und der Enthüllung der „Zukunfts-Wand“, zeigte das Programm des Abends, dass der Industriepark Höchst nicht zuletzt aufgrund seiner langen, erfolgreichen Tradition ein Industriestandort voller Zukunftsperspektiven und Dynamik ist. „Die chemische Industrie hat sich immer wieder neu erfinden müssen, um die Folgen des Fortschritts bewältigen zu können, den sie selbst maßgeblich mit bewirkt hat“, sagte Kottmann. Die Innovationskraft sei daher seit jeher eine wesentliche Stärke des Standortes.

Für den hessischen Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) ist der Industriepark ein Paradebeispiel dafür, wie sich ein erfolgreicher Standort immer wieder aufs Neue an Marktanforderungen und geänderte Rahmenbedingungen anpasst. „Hessen ist stolz auf diesen Standort, der zu den führenden Forschungs- und Produktionsstandorten der Chemie- und Pharmaindustrie in Europa gehört“, so Schäfer. Und auch Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU) betonte, dass die wirtschaftliche Entwicklung des Industrieparks innerhalb der letzten 150 Jahre ein wichtiger Faktor dafür gewesen sei, dass siuch die Stadt Frankfurt heute als erfolgreiche und internationale Metropole präsentiert. „Die chemisch-pharmazeutische Industrie trägt auch heute ganz wesentlich zur wirtschaftlichen Identität der Stadt bei“, sagte Frank.

Mehr als 90 Unternehmen aus den Bereichen Pharme, Biotechnologie, Basis- und Spezial-Chemie, Pflanzenschutz, Lebensmittelzusatzstoffe und Dienstleistungen sind auf dem 460 Hektar großen Gelände des Höchster Industrieparks ansässig und beschäftigen rund 22.000 Menschen.

Bevor jedoch am gestrigen Abend gefeiert wurde, gab es in einem der Unternehmen noch einen Zwischenfall, der im Industriepark selbst, in Höchst und auch Unterliederbach für Furore sorgte: Um 15:48 Uhr traten beim Farbenhersteller Clariant vier bis fünf Kilogramm giftiges und stinkendes Nitrobenzol aus und gelangten in einen Kanal, erklärte Ulrich Boller, zuständig für die Unternehmenskommunikation der Clariant.

Nitrobenzol ist ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung von Farbpigmenten, die beispielsweise in Autolacken verwendet werden. Das Mittel riecht bereits in geringsten Konzentrationen äußerst stark und daher sei es in Höchst und Unterliderbach zu einer starken Geruchsbelästigung gekommen. Eine „Wolke“, habe es jedoch in diesem Sinne nicht gegeben, so Boller. In höheren Konzentrationen ist Nitrobenzol bei Hautkontakt, beim Einatmen und beim Verschlucken höchst giftig und außerdem wasser- und umweltgefährdend. Zudem steht das Mittel im Verdacht die Fruchtbarkeit des Menschen beeinträchtigen und darüber hinaus krebserregend zu sein.

Der Austritt der giftigen Flüssigkeit konnte bereits um 16:28 Uhr gestoppt werden. Aufgrund der möglichen und zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbaren Gesundheitsgefährdung, wurde die Bevölkerung in Höchst und Unterliederbach daher durch Sirenenalarm gewarnt und aufgefordert, in ihre Häuser zu gehen, Fenster und Türen geschlossen zu halten, Klima- und Luftanlagen aus und das Radio einzuschalten. Auch der Bahnverkehr am Bahnhof Höchst wurde vorübergehend eingestellt.

Die Berufsfeuerwehr rückte mit 13 Fahrzeigen und 60 Einsatzkräften an und führte, gemeinsam mit dem Umweltschutz, umgehend Luftmessungen durch, die allerdings keine Auffälligkeiten zeigten, sodass um 17:27 Uhr der Alarm wieder aufgehoben werden konnte. Eine Gesundheitsgefährdung für die Anwohner nach Angaben der Feuerwehr bestand nicht.
Mit einem Wasserschleier schlug die Werksfeuerwehr die ausgetretenen Stoffe nieder, wobei das anfallende Niederschlagswasser in einem Auffangbehälter zurückgehalten wurde.

Die Untersuchungen bezüglich dessen, wie es zu dem Austritt des Nitrobenzols kommen konnte, halten derweil noch an. Am frühen Nachmittag, so Ulrich Boller, werden diese jedoch vermutlich abgeschlossen sein, sodass im Laufe des Tages mit der Bekanntgabe der Ergebnisse zu rechnen ist.

Der Vorfall werde nun behördlich und auch betriebsintern weiter geprüft, erklärte Ulrich Boller. Sicherlich, so sagte er, werde es auch Konsequenzen und Vorsorgemaßnahmen geben, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden.
 
Fotogalerie:
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15. Mai 2013, 11.21 Uhr
Miriam Mandryk
 
 
 
 
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