„Wie kann nor e Mensch net von Franfort sei!“ dichtete einst Friedrich Stolze. Diese Frage brauchen sich die 1.049 Menschen nicht zu stellen, die von Juni bis September in Frankfurt eingebürgert worden sind und heute in einem Festakt im Kaisersaal geehrt wurden. „Auch sie sind Frankfurter, und das nicht nur seit heute, sondern seit Sie hergekommen sind,“ betonte Oberbürgermeisterin Petra Roth, die die Begrüßung sprach. Sie betonte die Bedeutung von Bürgern mit ausländischem Hintergrund für Frankfurt.
„Die Vielfalt und die Leistungsbereitschaft, die sie mitbringen, ermöglichen es uns erst, mit den anderen europäischen Metropolen mitzuhalten“, sagte sie. Zugleich rief sie die Neu-Eingebürgerten dazu auf, den Ausländern ohne deutsche Staatsbürgerschaft ein Vorbild zu sein: „Sagen Sie ihnen, dass es sich lohnt, die deutsche Sprache zu erlernen und sich zu Deutschland und seiner Verfassung zu bekennen.“ In einer Stadt mit einem Anteil von Bürgern mit Migrationshintergrund von über 40 Prozent und Menschen aus 180 verschiedenen Nationen sei aber auch das Beibehalten der jeweiligen Kulturhintergründe unerlässlich. Roth weiter: „Vielleicht gelingt Ihnen ja, was ich in den 40 Jahren, die ich schon in Frankfurt bin, nicht geschafft habe: Frankfodderisch zu erlernen.“
Die meisten der Eingebürgerten kommen aus der Türkei (166 Personen), viele stammen aus Marokko (107), zahlenmäßig dahinter folgen Menschen aus Afghanistan, dem Iran und der Ukraine.
Ein Beispiel für die kulturelle Bedeutung von ausländischem Leben zeigte danach der brasilianische Musiker Ivan Santos mit drei lateinamerikanischen Liedern zu Gitarrenbegleitung. Allerdings gab es auch kritische Stimmen zu den Gründen für die Einbürgerung. „Mit einem deutschen Pass ist man endlich ein Mensch“, sagte ein Neueingebürgerter, der endlich den deutschen Pass in den Händen halten darf. „Bei Bewerbungsgesprächen wird man mit einem ausländischen Pass doch gleich rausgeschickt“, klagte er. So hat das Bekenntnis zum neuen Vaterland in einigen Fällen wohl auch ganz pragmatische Gründe. Vielleicht kann die deutsche Staatsbürgerschaft ihnen helfen, aber jenen, die noch auf sie warten müssen, darf die Gleichbehandlung nicht versagt werden.