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Erinnerungsstätte EZB: Jury prämiert drei Entwürfe

Noch ist die Debatte, wie die Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle künftig aussehen wird, nicht beendet, denn: Diese Debatte müsse weiterhin anhalten und sei so ein wichtiger Faktor der Erinnerungsstätte selbst. Je intensiver die Debatte, desto besser die Ergebnisse; das war das Fazit, das die hochrangig besetzte Jury am Freitag im "Haus am Dom" zog. Statt eines ersten Preisträgers zeichnete sie drei Arbeiten mit je 25.000 Euro aus. Alle drei Entwürfe weisen nach den Worten des Jury-Vorsitzenden Nikolaus Hirsch ein hohes Entwicklungspotential auf, alle drei Entwürfe gehen sensibel mit den Relikten um, die sich an der Großmarkthalle aus der Zeit der Deportationen finden, und alle drei Entwürfe sind gleichrangig. Zusätzlich hat die Jury, der Oberbürgermeisterin Petra Roth, EZB-Präsident Jean-Claude Trichet und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Salomon Korn angehörten, zwei weitere Entwürfe mit Anerkennungen in Höhe von 12.500 Euro bedacht.

"Dies ist der Ort, an dem die Weichen in die Vernichtung gestellt wurden" - diese Überschrift hat der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn, der Erinnungsstätte an der Großmarkthalle gegeben. Die vorhandenen Weichen und Schienen am künftigen Sitz der Europäischen Zentralbank hat das Büro "Bbzl Böhm zahiri Landschaften städtebau" ins Zentrum seiner Arbeit gestellt. An den Rand des Gleisbetts sind einzelne schriftliche Informationen zu den Deportationen eingelassen - eine Arbeit, die die Jury beeindruckt hat, weil sie ohne große Symbolik die Alltäglichkeit dieses Ortes aufzeigt, an dem die Deportationen stattfanden: "die Banalität des Bösen", so Salomon Korn.

Die authentischen Orte dieser Deportationen hat auch das Büro Katzkaiser GbR aus Köln sichtbar gemacht - die Sammelkeller unter dem Kopfbau der Großmarkthalle. Eine Rampe führt hinunter zu diesen Kellern, in denen die Deportierten zusammengepfercht wurden. Zitate der Opfer sind in die Rampe eingelassen. "Die Einfachheit, die Unaufdringlichkeit und die Authentizität des Stellwerkes vermeiden jede Schaustellerei und bringen die banalen Vorgänge des Schreckens ins Bewusstsein", erläuterte die Jury.

Weithin sichtbar ist die Arbeit von LOOC/M architekten aus Frankfurt, die einen Kubus auf die Gleisharfe gestellt haben. Dieser bräunliche Quader ist den Dimensionen des Kellerraumes nachempfunden und leicht aus dem Gleichgewicht geschoben. Die Arbeit stellt der räumlichen eine geometrische Referenz zum Keller der Großmarkthalle gegenüber. Die Jury lobte die Zugänglichkeit des Untergeschosses vom Stellwerk aus, die dieser Entwurf möglich macht.

Oberbürgermeisterin Petra Roth zeigte sich beeindruckt von der Nachhaltigkeit, mit der die Architekten die Erinnerung an dieser Erinnerungstätte wachhalten wollen. "Lebendiges Erinnern" werde hier ins Leben gerufen, so Petra Roth: "Es fanden in unserer Stadt eben auch Deportationen statt". EZB-Chef Jean-Claude Trichet sieht in dem Realisierungswettbewerb einen "wichtigen Meilenstein" und sagte: "Ich bin sehr glücklich, dass ich in diesem Prozess teilnehmen kann. Die Jury hatte eine sehr schwierige Aufgabe. Die drei Gewinner werden jetzt die Aufgabe haben, ihre Entwürfe weiter zu verfeinern."

Die Arbeiten werden nun überarbeitet. Wie der Vorsitzende des Preisgerichts Prof. Nikolaus Hirsch betonte, fanden die Experten bei allen drei Entwürfen "kleinere Kritikpunkte", die allerdings alle lösbar seien. Rechtzeitig zur Eröffnung der Europäischen Zentralbank werde auch die Erinnerungsstätte fertig sein.
Anlass und Ziel des Wettbewerbs

Die Stadt Frankfurt hat in enger Abstimmung mit der Europäischen Zentralbank und der Jüdischen Gemeinde Frankfurt einen internationalen Wettbewerb für eine "Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle" ausgeschrieben. Diese Erinnerungsstätte soll das Gedächtnis an die mehr als 10.000 jüdischen Bürger Frankfurts wach halten, die an diesem Ort versammelt und in die Konzentrationslager deportiert wurden. Das Projekt soll an die historischen Vorgänge erinnern, über sie informieren und so das Gedächtnis an die organisierte Ermordung der Juden durch die nationalsozialistische Vernichtungspolitik wach halten.
Eine Aufarbeitung der Geschichte der Deportationen im Einzelnen wird im Jüdischen Museum der Stadt Frankfurt stattfinden und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Wettbewerb

Der Wettbewerb richtete sich an Architekten, Landschaftsarchitekten, Stadtplaner, Städtebauarchitekten und Künstler. Studenten waren ebenfalls zugelassen. Der Wettbewerb wurde zweiphasig im anonymen Verfahren nach den Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW 2008) organisiert. Aus den eingereichten Arbeiten der ersten Phase wählte das Preisgericht die neunzehn besten Entwürfe aus, die zur vertieften Ausarbeitung in die zweite Phase einbezogen wurden. Petra Roth, Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt, und Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank, sowie der Vorsitzende der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, Salomon Korn, waren im Preisgericht vertreten. Für die preisgekrönten Projekte der zweiten Phase wurde eine Wettbewerbssumme von insgesamt 100.000 Euro verteilt. (pia)
 
Fotogalerie:
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31. Mai 2010, 14.30 Uhr
red
 
 
 
 
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