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Ein Bürgerpalast im besten Sinne

Beim Umbau des Bolongaropalasts wird geklotzt, nicht gekleckert

Die Stadt will 40 Millionen Euro, wenn nötig auch mehr, in die Sanierung des denkmalgeschützten Bolongaropalasts in Höchst investieren. Ein Geschenk an einen lange Zeit vernachlässigten Stadtteil und seine Bürger.
Wenn Ehemänner der Gattin plötzlich großzügige Geschenke machen, dann zeigt sich darin oft ihr schlechtes Gewissen. Wenn die Stadt 40 Millionen Euro in die Hand nimmt, um den Bolongaropalast von Grund auf zu sanieren und ihn im Sinne eines Bürgerpalastes neuen Nutzungen zuzuführen, ja wenn nötig sogar noch was drauf legen würde, ja dann ist das ganz ähnlich. Personaldezernent Stefan Majer (Grüne) spricht etwa von einer stiefmütterlichen Behandlung Höchsts durch die Stadtpolitik und dass man da seit einiger Zeit wieder am Aufbessern aller Defizite sei.

Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hebt indes hervor, wie viel sich in den vergangenen Jahren in Höchst bereits getan habe, von der Sanierung des Bahnhofs bis zum anstehenden Neubau des Klinikums. „Hier ist wieder Hoffnung geschöpft worden“, sagt das Stadtoberhaupt und wird nicht müde, die ganzen in Höchst angesiedelten kulturellen Einrichtungen aufzulisten, nicht zuletzt das Filmtheater Valentin, das demnächst mit einem eigenen Eingang und vergrößerten Räumlichkeiten von dem Umbau des Bolongaropalastes profitieren soll. Ja und das Theaterfestival Barock am Main, für das während der Bauzeit, die im kommenden Frühsommer beginnen und dann dreieinhalb Jahre währen soll, noch eine neue Wirkungsstätte gefunden werden muss.

Bei dem 1772 bis 1775 von den italienischen Brüdern Bolongaro erbauten Palast handele es sich um den größten Privatbau der Barockepoche in der gesamten Region, so Feldmann. Er habe im Frühjahr bereits das für 4 Millionen Euro sanierte Standesamt darin nutzen dürfen und könne es weiterempfehlen. Zumindest das wird wie gewohnt weiter betrieben. Die Verwaltungsstelle Höchst und der „Höchster Bürgermeister“ Henning Brandt werden für die Zeit der Bauarbeiten in die bis 2013 von der Schauspielerin Rosemarie Fendel bewohnten Villa im Osten des Bolongaropalasts einziehen. Die Zukunft dieses Gebäudeteils ist noch unklar, bevorzugt werde eine kulturelle Nutzung, so Feldmann.

Weitaus klarer ist, wie der restliche Bolongaropalast, bei dem bereits 2003 erhebliche bauliche Mängel – vom Brandschutz bis zur fehlenden Barrierefreiheit festgestellt wurden, genutzt werden soll, nachdem auch die Fassade und das Dach saniert wurden. 2010 hatte die Stadt dafür eine Planungswerkstatt ins Leben gerufen und die Bürger mitentscheiden lassen, was in den Prunkbau einziehen solle. Ein paar Abstriche gab es – hüstel – aus Kostengründen dennoch.

Im Ostflügel soll künftig die Kita Frankfurt 68 Quadratmeter beziehen, und auch das Jugend- und Kulturzentrum Höchst wird 58 Quadratmeter bekommen. Die Musikschule Frankfurt wird im 2. Obergeschoss Kurse für elementare Musikpädagogik geben und Workshops veranstalten. Das Programmkino wird verbesserte Räume erhalten, während in den Mittelbau ein Restaurant, das erst zwei Jahre vor Fertigstellung ausgeschrieben werden soll, einziehen wird. Am Westflügel soll der Innenhof überdacht werden, es soll ein multifunktionaler Veranstaltungssaal (von der Ortsbeiratssitzung bis zum Theaterabend) mit Platz für 100 Personen entstehen. Außerdem ist ein 452 Quadratmeter großes Museum Bolongaro geplant, das sich der Geschichte Höchsts widmen soll und dem Leben der Familie Bolongaro im Besonderen. Ein buntes Potpourri an Nutzungen also. „Wir sind in der Bringschuld“, sagt Stadtkämmerer und Bürgermeister Uwe Becker (CDU) und erklärt, dass die Stadt gerne die veranschlagten 38,6 Millionen Euro für die Sanierung aufbringen werde, 10 Millionen mehr als noch vor ein paar Jahren gedacht. Die Baukosten seien inzwischen gestiegen und wie es nun mal bei der Sanierung eines alten Gemäuers sei: man müsse unter Umständen auch mit Mehrkosten rechnen. „Wir wollen die beste Lösung für Höchst und für den Bolongaropalast“, so Becker.
 
Fotogalerie:
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16. November 2016, 10.17 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
 
 
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