Editorial 03/19 Journal Frankfurt

Wohnen Sie schon oder suchen Sie noch?

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Am heutigen Donnerstag erscheint die Februar-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT. In ihrem Editorial fasst Chefredakteurin Ronja Merkel die aktuelle Titelstory zusammen und erklärt, was das Wohnen in Frankfurt ausmacht – und auch in der Vergangenheit ausgemacht hat.

Ronja Merkel /

Wer schon mal in Frankfurt auf Wohnungssuche war, weiß, dass es durchaus schönere Beschäftigungen gibt. Eine Wurzelkanalbehandlung zum Beispiel. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass es in dieser sonst so schönen Stadt vorne und hinten an (bezahlbarem) Wohnraum fehlt. Ein Umstand, der nicht erst seit einigen Jahren sichtbar wird – höchstens exponentiell schlimmer. Schon in den 1920er-Jahren stand der damalige Oberbürgermeister Ludwig Landmann vor der Herausforderung, die Frankfurterinnen und Frankfurter unterzubringen. Neue Wohnungen mussten her – schnell und in Masse.

Wir wissen alle, was dabei herauskam: Das Neue Frankfurt wurde geboren. Landmann setze Ernst May als Leiter des Siedlungsamtes ein und ließ in einem atemberaubend kurzen Zeitraum von nur fünf Jahren rund 12 000 neue Wohnungen bauen. Und so kommt es, dass Frankfurt in diesem Jahr ein wenig von dem Glanz des deutschlandweiten Bauhaus-Jubiläums abbekommt. Die Akteure des Bauhaus und des Neuen Frankfurt waren nämlich fast zeitgleich aktiv, inspirierten sich teils gegenseitig – und kamen doch zu ganz unterschiedlichem Ruhm.

Mit unserer Titelgeschichte sind wir Fragestellungen des Neuen Frankfurt nachgegangen, die auch heute noch relevant sind. Zum Beispiel, was wir von May und Kumpanen bei der Freiraumplanung lernen können und weshalb sich 2019 nicht so einfach 12 000 neue Wohnungen errichten lassen. (Spoiler: In den 20ern hat man mal schnell Grund und Boden enteignet. Würde Stadtplanungsdezernent Mike Josef heute nicht mehr machen. Sagt er.) Auf dem Titel der aktuellen Ausgabe sehen Sie übrigens den Leistikow-Adler 2.0. Das Logo ist eine moderne Interpretation des von Hans Leistikow entworfenen Wappens, das Mitte der 20er-Jahre bis zur Machtergreifung der Nazis auf allen amtlichen Unterlagen der Stadt zu sehen war.

Bauhaus und Neues Frankfurt werden in diesem Jahr mit zahlreichen Ausstellungen und Programmpunkten gefeiert. Wir feiern natürlich mit – und Sie hoffentlich auch. Falls Sie dem ganzen Bauhaus-Hype nichts abgewinnen können, finden Sie in diesem Heft noch zahlreiche andere Geschichten und Ausgehtipps. Und dann ist ja auch bald Karneval. (Ja! Alaaf.) Mindestens genauso schön wie eine Wurzelbehandlung. Beinhaltet aber mehr Alkohol und das betäubt ja bekanntlich. Prost!

Herzlichst,
Ihre
Ronja Merkel

Das neue JOURNAL FRANKFURT erscheint am 21. Februar 2019.

Das Heft zusammengefasst in 03:47 Minuten:

Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin.
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