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Der Beamtenschimmel kommt teuer zu stehen

Der Kobelt-Zoo rüstet sich für den 100. Geburtstag

Seit 100 Jahren schon können Familien im ehrenamtlich betriebenen Kobelt-Zoo in Schwanheim kostenlos Tiere anschauen. Doch mit dem Kleinod sind viel Arbeit, viele behördliche Auflagen und Kosten verbunden.
Der Alsfelder Wilhelm Kobelt war 1869 der erste Arzt im Frankfurter Stadtteil Schwanheim. Er machte sich für die Arbeiterklasse stark und setzte sich für die Sozialschwachen ein. Als er 1916 im Alter von 76 Jahren starb, setzten Freunde seinen Plan in die Realität um, und eröffneten den Kobelt-Zoo, der allen Besuchern von Mai bis September an den Wochenenden kostenlos offen und werktags nach Voranmeldungen Schulklassen zur Verfügung steht. In den vergangenen einhundert Jahren haben viele geschundene Tiere im Zoo am Schwanheimer Waldrand eine neue Heimat gefunden, sie werden liebevoll von 20 aktiven Mitgliedern gehegt und gepflegt – ehrenamtlich versteht sich. Im Januar wurde etwa Karl-Heinz Diefenhardt mit einem Ehrenbrief der Stadt für sein tierisches Engagement ausgezeichnet. Seine Frau Elke weiß, dass es in der Vergangenheit nicht immer leicht war, die Kosten für Futter, Energie, Tierarzt und Material für Reparaturen aus den freiwilligen Spenden zu bestreiten. Hinzu kam, dass die Untere Umweltbehörde den Ehrenamtlichen eine ganze Liste an Änderungswünschen vorgelegt habe, die unverzüglich umzusetzen seien. Statt Ehrenamt und soziale Einrichtungen zu fördern, wurden Auflagen gestellt, die mit horrenden Kosten und enorm viel Arbeit versehen sind. „Seit der Halloween-Veranstaltung gab es kein Wochenende mehr, wo wir hier nicht geschafft haben“, sagt Monika Greitzke, die wie die Diefenhardts und ihr Team viel Herzblut, aber auch Eigenkapital in den Zoo gesteckt haben.

Wenn am 1. Mai der Saisonbeginn gefeiert wird, wieder Alt und Jung zum Würstchenessen, Kaffeetrinken und Kuchennaschen vorbeikommen, wird das große Festzelt nicht mehr stehen. Das hatte die Umweltbehörde beanstandet, der es angeblich um den Waldcharakter geht. Darum müsse statt des bestehenden Zeltes nun eine Art Carport, also eine dauerhafte Überdachung aus Holz, gebaut werden. „Das ist ein teurer Spaß, das ganze soll so groß werden wie sechs Carports“, sagt Monika Greitzke, die von Schulklassen berichtet, die früher vormittags auch das Zelt für den Unterricht nutzten. 20 000 Euro kostet der "Carport", den die Zoobetreiber aus eigener Tasche vorfinanzieren. Nun werden dringend Spenden gebraucht, das Amt des Oberbürgermeisters hat schon etwas dazu gegeben und auch ein paar weitere Sponsoren gab es, aber ohne die Mithilfe der Zoofans wird es nicht gehen.

Wir schauen uns im Zoo um, der jetzt schon wie geleckt aussieht. Mal abgesehen von Bergen voller Geäst, das abtransportiert werden muss. Ein Uhu hat sein Bein gebrochen, er ist in einer gesonderten Voliere untergebracht, damit er seine Ruhe hat. Wieder Arztkosten. Nebenan wurden zahlreiche, teils vorher ungenutzte Ställe abgerissen. „Wir mussten Ausgleichsflächen schaffen für den Carport“, erklärt Monika Greitzke, allein der Abriss habe Manpower gekostet. Kostspielig sei auch die Auflage gewesen, alle Stallungen und Tierhäuser mit Holzlamellen zu verkleiden, die dann mit teurem Lack versiegelt werden mussten – es gehe um den „Waldcharakter“. Monika Greitzke berichtet von Social Days, bei denen sich Firmen wie etwa Ferrero oder BNP Paribas, mit ihren Mitarbeitern zu Teambuildingmaßnahmen engagieren und mit anpacken. Ordentlich Arbeit war es auch, die Drainagesteine wegzuräumen, auf denen die Shetlandponys wegen ihres Magenproblems in ihrer Koppel standen. Die Ponys konnten an anderer Stelle unterkommen. Das sandfressende Pony John-Boy muss aber jetzt einen Maulkorb tragen. Es zeigt sich an vielen Stellen, dass die Anforderungen der Umweltbehörde den Ansprüchen an den Tierschutz widersprechen.Was einhundert Jahre niemanden störte, wirkt für Außenstehende nun wie Beamtenwillkür. Warum nach einem Jahrhundert jetzt so starke Eingriffe in den Non-Profit-Zoo nötig sind, können die Zoobetreiber nicht verstehen. Aber sie fügen sich den Auflagen. „Ein Positives hat das Ganze: Es haben sich einige junge Leute gemeldet, die jetzt mithelfen im Zoo und sogar eine 86-jährige Omi ist nun mit aller Leidenschaft dabei, schnippelt Obst und versorgt die Affen.“ Der Kampf mit den Behörden kommt am 24. April sogar ins Fernsehen. Das ZDF hat drei Tage lang im Kobelt-Zoo gefilmt und berichtet darüber in der Sendung Terra-Express um 18.30 Uhr.

Am 1. Mai öffnet der Kobelt-Zoo wieder mit einer Feier die Saison und am 26. Juni soll dann das 100. Jubiläum gefeiert werden – Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hat schon zugesagt. Elke Diefenhardt arbeitet derzeit an einem Fotobuch über den Zoo, das zum Jubiläum verkauft werden soll. Doch bis dahin steht noch viel Arbeit an und es werden noch viele Spenden gebraucht: Ges. Prof. Dr. W. Kobelt e.V., Volksbank Griesheim eG, Konto: 492809, BLZ: 50190400; IBAN: DE85 5019 0400 0000 4928 09; BIC: GENODE51FGH
 
Fotogalerie: Kobelt-Zoo
 
5. April 2016, 08.52 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
 
 
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