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Demo draußen, Koch drinnen
Sie skandierten was das Zeug hielt - doch da war das Ziel ihrer Proteste schon im Kaisersaal des Römers: Roland Koch war trotz der Demonstrationen um den Römer gegen seine Politik (und besonders seine Sprüche der vergangenen Tage) überpünktlich zum Neujahrsempfang der Stadt gekommen, zu dem ihn Oberbürgermeisterin Petra Roth eingeladen hatte. Das letzte Mal hatte Koch vor acht Jahren im Römer die Ansprache gehalten- doch damals war auch kein Wahlkampf und die Aufregung um seinen Besuch auch weniger groß. Diesmal wussten sogar die Grünen nicht wie ihnen geschah - und zogen es vor die Rede von Koch zu boykottieren. Naja, einige Grüne waren dann doch zu sehen - aber die Magistratsmitglieder und höheren Riegen der Partei waren eben nicht da. Verpasst, das muss man einfach so sagen, hatten sie ebensowenig wie die Demonstranten vor der Tür. Nachdem Roth die Gäste ganz allgemein und auch besonders begrüßt hatte (die ersten vier Seiten ihrer Rede waren den anwesenden Honorationen gewidmet), war es an Koch den Wahlkampf seien zu lassen und als Ministerpräsident die Stadt Frankfurt in den höchsten Tönen zu loben. Mit Metropolen wie New York, London und Paris sei die zu vergleichen - und das obwohl sie nur eine so vergleichsweise geringe Einwohnerzahl habe. Der Grund für solcherart kosmopolitische Anerkennung: nur der Flughafen - weswegen seine Erweiterung, so folgerte Koch, gewiss außer Frage stehe. Kein Wort hingegen zur Debatte der vergangenen Wochen, zu den kriminellen Ausländern. Und das war gewiss auch gut so, hätte es doch seinen Gegner zu sehr in die Hände gespielt, wäre dieser Auftritt zu offensichtlich als das zu erkennen gewesen was er war: ein Wahlkampfauftritt. Vielleicht war Koch auch ganz froh, nicht die ganz großen Töne spucken zu müssen. Heiser war er. So ein Wahlkampf hinterlässt eben Spuren. Kaum hatte er geendet, enterten die über 1000 geladenen Gäste auch schon Buffet und Getränke. Und auch die Grünen trauten sich dann wieder herbei und stiegen mit leichtem Pathos die Treppe zum übrigen Volk herunter. Leider hat da niemand hingeschaut, und die Fernsehteams waren auch schon wieder weg. Aber die Idee, Koch zu ignorieren, war gut. Schließlich ist Wahlkampf - und zuviel Nähe zur CDU will man sich da nicht nachsagen lassen. Selbst wenn man mit ihr zusammen die Stadt regiert.
Unser Foto zeigt die Demonstranten vor dem Eingang zum Römer.
14. Januar 2008, 23.36 Uhr
Nils Bremer
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