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Danke, FNP! Danke!
Ein Hintergrundgespräch für die Tonne
Lernen Sie hier, warum für Journalisten Pressetermine um 9 Uhr fast schon unchristlich sind, was ein Hintergrundgespräch ist und wie man es als einzelner Kollege zum Platzen bringen kann. Eine Empörung.
Ich will mich nicht beklagen, wirklich nicht. Schließlich sitze ich jetzt im Büro und habe Zeit. Zeit, diesen Text zu schreiben zum Beispiel. Hätte alles anders kommen können. Ich hätte mich zum Beispiel vom Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU) und der Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) über die Abfallentsorgung aufklären lassen können, über die EU-Kommission und welch salomonische Lösung gefunden wurde, um ein paar Jahre alles so weiterlaufen lassen zu können wie bisher. Die EU hatte Ermittlungen angestrengt, um die Vergabe der Müllentsorgung zu überprüfen und notfalls neu aufzurollen. Was nun wohl erstmal nicht nötig ist. Aber genaues weiß man noch nicht. Spannend!
Sitzungszimmer 425 in der Stadtkämmerei, es ist wenige Minuten nach 9, ich bin ein bisschen zu spät, weil ich ja noch die Kinder in die Kita bugsieren musste, etwas früher als sonst, damit ich rechtzeitig am Paulsplatz bin. Sonst beginnen Journalisten halt eher so um 10 Uhr mit ihrer Arbeit, dafür dauert es abends dann gerne mal länger. Vierter Stock, fünfmal ums Eck durch die Behördengänge der Kämmerei ...
Uff, geschafft. Die Gesichter der Kollegen im Saal sind seltsam leer, Herr Becker redet, ich setze mich erstmal und dann sagt Frau Heilig in meine Richtung: "Wissen Sie, Herr Bremer, wir sprechen gerade darüber, dass das hier ein Hintergrundgespräch ist." "Weiß ich, stand ja so in der Einladung", sage ich, aber sie redet schon weiter und sagt, dass der Kollege der FNP mir gegenüber den Hintergrund leider nicht garantieren könne.
Nun haben Sie schon zwei Lektionen in Journalismus gelernt. Erstens: 9 Uhr ist echt früh für die schreibende Zunft. Zweitens: Hintergrundgespräche sind für den Hintergrund. Man wird informiert, etwa über einen komplexen Sachverhalt, damit man ein bisschen Zeit hat, das Thema auch ausführlich zu recherchieren, aber: Man schreibt halt erstmal nix. Herr Becker bittet darum, erst am Donnerstag zu berichten. Denn dann seien auch sämtliche Magistratsmitglieder informiert und die Stadtverordneten und die sollen es ja nicht aus Zeitung erfahren. Der FNP-Kollege sagt, er befinde sich in den Zwängen eines Systems, das er nicht kontrollieren könne. Könne sein, dass er morgen schon was im Blatt habe. "Kannste nicht mal eben in der Redaktion anrufen?", fragt eine Kollegin von der dpa. "Um die Uhrzeit? Da ist doch jetzt noch keiner..." Eben. Habe ich schon erwähnt, dass es früh ist?
So kommt es, wie es kommen muss. Um 9 Uhr und 8 Minuten vertagen wir uns auf den kommenden Mittwoch. "So etwas habe ich noch nie erlebt", sagt der Kollege von der Frankfurter Rundschau, was wirklich etwas heißen will, denn von ihm dachte ich immer, er hätte alles schon erlebt. Mittwoch treffen wir uns dann um 11 Uhr. Das ist die gute Nachricht an diesem Morgen. Aber ich will mich wirklich nicht beklagen.
Sitzungszimmer 425 in der Stadtkämmerei, es ist wenige Minuten nach 9, ich bin ein bisschen zu spät, weil ich ja noch die Kinder in die Kita bugsieren musste, etwas früher als sonst, damit ich rechtzeitig am Paulsplatz bin. Sonst beginnen Journalisten halt eher so um 10 Uhr mit ihrer Arbeit, dafür dauert es abends dann gerne mal länger. Vierter Stock, fünfmal ums Eck durch die Behördengänge der Kämmerei ...
Uff, geschafft. Die Gesichter der Kollegen im Saal sind seltsam leer, Herr Becker redet, ich setze mich erstmal und dann sagt Frau Heilig in meine Richtung: "Wissen Sie, Herr Bremer, wir sprechen gerade darüber, dass das hier ein Hintergrundgespräch ist." "Weiß ich, stand ja so in der Einladung", sage ich, aber sie redet schon weiter und sagt, dass der Kollege der FNP mir gegenüber den Hintergrund leider nicht garantieren könne.
Nun haben Sie schon zwei Lektionen in Journalismus gelernt. Erstens: 9 Uhr ist echt früh für die schreibende Zunft. Zweitens: Hintergrundgespräche sind für den Hintergrund. Man wird informiert, etwa über einen komplexen Sachverhalt, damit man ein bisschen Zeit hat, das Thema auch ausführlich zu recherchieren, aber: Man schreibt halt erstmal nix. Herr Becker bittet darum, erst am Donnerstag zu berichten. Denn dann seien auch sämtliche Magistratsmitglieder informiert und die Stadtverordneten und die sollen es ja nicht aus Zeitung erfahren. Der FNP-Kollege sagt, er befinde sich in den Zwängen eines Systems, das er nicht kontrollieren könne. Könne sein, dass er morgen schon was im Blatt habe. "Kannste nicht mal eben in der Redaktion anrufen?", fragt eine Kollegin von der dpa. "Um die Uhrzeit? Da ist doch jetzt noch keiner..." Eben. Habe ich schon erwähnt, dass es früh ist?
So kommt es, wie es kommen muss. Um 9 Uhr und 8 Minuten vertagen wir uns auf den kommenden Mittwoch. "So etwas habe ich noch nie erlebt", sagt der Kollege von der Frankfurter Rundschau, was wirklich etwas heißen will, denn von ihm dachte ich immer, er hätte alles schon erlebt. Mittwoch treffen wir uns dann um 11 Uhr. Das ist die gute Nachricht an diesem Morgen. Aber ich will mich wirklich nicht beklagen.
19. Januar 2015, 09.41 Uhr
Nils Bremer
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