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Bayerische Lebensart in Frankfurt
Mein erstes Mal beim Oktoberfest
Als norddeutsch geprägter Mensch hegt unser Autor eine leise Abneigung gegen alles Bayerische und Dirndl, Hendl und Lederhosen im Besonderen. Zeit, dahinzugehen, wo es wehtut: Zum Frankfurter Oktoberfest.
Es fängt schon mit der Straßenbahnhfahrt an. Die Linie 21 zum Stadion mutet eher dem Bayern-Express an: Dirndl, Lederhosen, Überschminktheit, Flechtfrisuren. Du musst jetzt ganz stark sein, sage ich zu mir selbst, sage es immer wieder bis ich am "Fan-Treff" vor dem Waldstadion vorbeilaufe, der Kioskbetreiber hat eine Anlage aufgestellt aus der lautstark "I will survive" auf den Trachtentross in Richtung Festzelt gespielt wird.
Warum mir das Oktoberfest seit jeher mindestens seltsam vorkam, kann ich gar nicht so genau erklären. Vielleicht liegt es daran, dass es etliche schlimme Dinge verbindet. Erstens erwachsene Menschen, die sich verkleiden. Natürlich nicht ganz so furchtbar wie Fastnacht, denn immerhin werden keine unlustigen Büttenreden gehalten oder minderjährige Mädchen, verzeihung, Funkenmariechen dazu angehalten, den Rock zu lüpfen. Zweitens sehen Lederhosen nicht gut aus. An niemanden. Drittens: Dirndl übrigens auch nicht. Viertens: Saufen ohne Ende, Proleten, Bauern, Weißwürste, Hendl, Gegröle, Schlager, CSU... the list goes on.
Soweit zur Vorgeschichte.
Der Eintritt ins Frankfurter Festzelt kostet 45 Euro, 15 Euro bekommt man in Form von Verzehrgutscheinen zurück. Die Dimensionen sind, ich hab vorher mal recherchiert, nicht mit denen in München zu vergleichen. Aber in einem Zelt zu stehen, in dem 2500 Menschen Platz haben, ist beeindruckend.
Das erste bekannte Gesicht, das ich sehe, ist das von Uwe Becker, CDU-Chef und Stadtkämmerer. Ein netter Mensch. Er erzählt mir von seinem Urlaub in Israel und wie nett es dort wieder war mit den Kindern am Strand von Tel Aviv. Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler tritt hinzu. Auch in Lederhosen. Auf der Bühne wähne ich die Stimme eines Bekannten, am vergangenen Freitagabend hat er noch ganz seriös eine Veranstaltung im Frankfurter PresseClub moderiert, und jetzt steht er wie ein Aufziehmännchen auf der Bühne des Oktoberfestes und überbrückt die Zeit bis der Oberbürgermeister eintrifft, um das Fass anzustechen, ich kann es gar nicht glauben, doch später steht Steffen Ball neben mir und erklärt, warum das Oktoberfest in Frankfurt so grundsympathisch und gut sei. "Weißt du: Dass man hier Eintritt zahlen kann, sorgt sicherlich für eine angenehmere Atmosphäre. Und an den meisten Abenden sind hier zu 70 Prozent Frauen. Frauen, die sich nur insoweit für die anderen Festbesucher interessieren, als dass sie schauen, wer ein schönes Dirndl oder eine schöne Frisur hat."
Ich schaue mich um und sehe, dass Steffen recht hat. Ich treffe Claudia Geisler von Binding und frage sie, wieviel von dem Festbier hergestellt wird. Sie sagt: "Genug", dann stoßen wir an. Ich sehe, dass die Menschen rauchen, auch das, erfahre ich, sei ein schöner Unterschied zu Bayern, weil dort sei das verboten (macht die Bayern, finde ich, ja irgendwie doch sympathisch, jedenfalls ein klitzekleines bisschen). Neben uns ist die Promi-Box und den einzigen, den ich erkenne, ist Markus, der einst "Ich geb Gas, ich will Spaß" sang. Die Frauen in der "Promi"-Box sind meist gut gebräunt, was Bäppi La Belle dazu verleitet mir zuzuflüstern "Weißt Du, Nils: Der größte Unterschied zu München ist – dort liegen die Brathähnchen auf dem Teller, hier laufen sie durch den Saal."
Ich hörte mal, das Bier nenne man Helles. Ich habe keine Ahnung, was das heißt, aber bestimmt hat es dann nicht so viel Alkohol. Beim dritten Mass erzählt mir dann Binding-Chef Otto Völker leutselig, dass das Festbier etwas stärker gebraut sei, so 5,5, Prozent. Ich treffe einen Referenten aus der Stadtverwaltung, der sehr nett ist und wir unterhalten uns über Familie, Gott und die Welt. Mittlerweile stehen 90 Prozent der Besucher auf den Bänken und singen Westerland von den Ärzten. Ich singe mit. Die Ärzte! Westerland! Auf dem Oktoberfest! 22 Uhr, Feierabend für mich, der Referent und ich teilen uns ein Taxi zum Bahnhof. Die S-Bahnen fahren nicht. Ich muss warten. Ich finde einen Oktoberfest-Promillerechner und trage drei Mass ein. Das Ergebnis: "Sie haben im Moment eine Blutalkoholkonzentration von 2,29 Promille. Sie können vermutlich kaum mehr laufen - aber immerhin noch unseren Promillerechner bedienen!" Ich habe überlebt. Es war sehr schön und hat Spaß gemacht - ganz ohne Ironie. Und morgen google ich nach günstigen Lederhosen. Gute Nacht!
Warum mir das Oktoberfest seit jeher mindestens seltsam vorkam, kann ich gar nicht so genau erklären. Vielleicht liegt es daran, dass es etliche schlimme Dinge verbindet. Erstens erwachsene Menschen, die sich verkleiden. Natürlich nicht ganz so furchtbar wie Fastnacht, denn immerhin werden keine unlustigen Büttenreden gehalten oder minderjährige Mädchen, verzeihung, Funkenmariechen dazu angehalten, den Rock zu lüpfen. Zweitens sehen Lederhosen nicht gut aus. An niemanden. Drittens: Dirndl übrigens auch nicht. Viertens: Saufen ohne Ende, Proleten, Bauern, Weißwürste, Hendl, Gegröle, Schlager, CSU... the list goes on.
Soweit zur Vorgeschichte.
Der Eintritt ins Frankfurter Festzelt kostet 45 Euro, 15 Euro bekommt man in Form von Verzehrgutscheinen zurück. Die Dimensionen sind, ich hab vorher mal recherchiert, nicht mit denen in München zu vergleichen. Aber in einem Zelt zu stehen, in dem 2500 Menschen Platz haben, ist beeindruckend.
Das erste bekannte Gesicht, das ich sehe, ist das von Uwe Becker, CDU-Chef und Stadtkämmerer. Ein netter Mensch. Er erzählt mir von seinem Urlaub in Israel und wie nett es dort wieder war mit den Kindern am Strand von Tel Aviv. Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler tritt hinzu. Auch in Lederhosen. Auf der Bühne wähne ich die Stimme eines Bekannten, am vergangenen Freitagabend hat er noch ganz seriös eine Veranstaltung im Frankfurter PresseClub moderiert, und jetzt steht er wie ein Aufziehmännchen auf der Bühne des Oktoberfestes und überbrückt die Zeit bis der Oberbürgermeister eintrifft, um das Fass anzustechen, ich kann es gar nicht glauben, doch später steht Steffen Ball neben mir und erklärt, warum das Oktoberfest in Frankfurt so grundsympathisch und gut sei. "Weißt du: Dass man hier Eintritt zahlen kann, sorgt sicherlich für eine angenehmere Atmosphäre. Und an den meisten Abenden sind hier zu 70 Prozent Frauen. Frauen, die sich nur insoweit für die anderen Festbesucher interessieren, als dass sie schauen, wer ein schönes Dirndl oder eine schöne Frisur hat."
Ich schaue mich um und sehe, dass Steffen recht hat. Ich treffe Claudia Geisler von Binding und frage sie, wieviel von dem Festbier hergestellt wird. Sie sagt: "Genug", dann stoßen wir an. Ich sehe, dass die Menschen rauchen, auch das, erfahre ich, sei ein schöner Unterschied zu Bayern, weil dort sei das verboten (macht die Bayern, finde ich, ja irgendwie doch sympathisch, jedenfalls ein klitzekleines bisschen). Neben uns ist die Promi-Box und den einzigen, den ich erkenne, ist Markus, der einst "Ich geb Gas, ich will Spaß" sang. Die Frauen in der "Promi"-Box sind meist gut gebräunt, was Bäppi La Belle dazu verleitet mir zuzuflüstern "Weißt Du, Nils: Der größte Unterschied zu München ist – dort liegen die Brathähnchen auf dem Teller, hier laufen sie durch den Saal."
Ich hörte mal, das Bier nenne man Helles. Ich habe keine Ahnung, was das heißt, aber bestimmt hat es dann nicht so viel Alkohol. Beim dritten Mass erzählt mir dann Binding-Chef Otto Völker leutselig, dass das Festbier etwas stärker gebraut sei, so 5,5, Prozent. Ich treffe einen Referenten aus der Stadtverwaltung, der sehr nett ist und wir unterhalten uns über Familie, Gott und die Welt. Mittlerweile stehen 90 Prozent der Besucher auf den Bänken und singen Westerland von den Ärzten. Ich singe mit. Die Ärzte! Westerland! Auf dem Oktoberfest! 22 Uhr, Feierabend für mich, der Referent und ich teilen uns ein Taxi zum Bahnhof. Die S-Bahnen fahren nicht. Ich muss warten. Ich finde einen Oktoberfest-Promillerechner und trage drei Mass ein. Das Ergebnis: "Sie haben im Moment eine Blutalkoholkonzentration von 2,29 Promille. Sie können vermutlich kaum mehr laufen - aber immerhin noch unseren Promillerechner bedienen!" Ich habe überlebt. Es war sehr schön und hat Spaß gemacht - ganz ohne Ironie. Und morgen google ich nach günstigen Lederhosen. Gute Nacht!
Fotogalerie: Eröffnung des Oktoberfestes
17. September 2015, 11.39 Uhr
Nils Bremer
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5. Februar 2025
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