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Baufortschritte bei der Goldenen Waage

Ein Fachwerkhaus als Zeugnis gelungener Integration

Bis zu sieben Millionen Euro wird die Rekonstruktion der prunkvollen Goldenen Waage auf dem DomRömer-Areal kosten. Das opulent verzierte Originalgebäude gehörte einem holländischen Glaubensflüchtling.
Im Frühjahr 2018 soll die Goldene Waage, das Prunkstück der wiedererrichteten Altstadt auf dem DomRömer-Areal, fertig werden. Die zu erwartende Pracht lässt sich schon jetzt erahnen, denn die aufwendigen Steinmetzarbeiten zieren bereits den Rohbau. Teils wurden Originalfragmente der historischen Goldenen Waage in den Neubau integriert, teils wurden Stücke aus rotem Mainsandstein originalgetreu nachempfunden. Nach Ostern werden die kunstvollen Fachwerkarbeiten hinzukommen. Hier sind Spezialisten am Werk, die des traditionellen Handwerks noch mächtig sind. Kein Wunder, dass das besonders auffällige Gebäude, gerechnet auf die Quadratmeter, das teuerste der künftigen Altstadt werden wird. Mit bis zu 7 Millionen Euro Baukosten rechnet Michael Guntersdorf, der Geschäftsführer der DomRömer GmbH, allein für das eine Gebäude. Die Altstadt selbst wird 186 Euro kosten, wovon 76 Millionen über die Wohnungen und Ladenmieten wieder in die Stadtkasse fließen sollen. Ein Mammutprojekt, nicht nur aus finanzieller und architektonischer Sicht. „Hier dient die Architektur als Medium, die Erinnerung zu bewahren und Geschichte erfahrbar zu machen“, sagt Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne), ein starker Fürsprecher des Altstadtprojekts, das von anderen Städten neugierig verfolgt werde, wie er hinzufügt. „Erinnerungskultur ist das Wesen der Bebauung des DomRömer-Areals.“ Und damit nicht genug: „Das beste Zeugnis gelungener Integration wird an der Goldenen Waage erlebbar“, sagt Cunitz und schlägt damit einen Bogen von 1619, als der Prunkbau entstand, bis zur Flüchtlingsthematik der Gegenwart.

Es war der niederländische Glaubensflüchtling Abraham van Hamel, der in Frankfurt Zuflucht fand und als Gewürzhändler und Zuckerbäcker in Frankfurt Fuß fasste. Frankfurt hatte zu der Zeit rund 20.000 Einwohner und rund 100.000 Glaubensflüchtlinge kamen in die Stadt. Van Hamel war sehr reich und das zeigte er auch den Bürgern mit dem Bau der opulent verzierten Goldenen Waage, lange Zeit das schönste Fachwerkhaus weit und breit. In den Lagern des Historischen Museums waren noch vierhundert Jahre alte, mehrere hundert Kilo schwere Gebäudeteile zu finden, die nun ebenso verbaut werden wie Fragmente, die ein Bewohner aus Dreieich gegen eine Entschädigungssumme der Stadt zurückgegeben hatte. Die Goldene Waage ist ein anspruchsvolles und ambitioniertes Bauprojekt, über das der Frankfurter Architekt Jochem Jourdan wacht. Jourdan kann lebendig von der Historie der Goldenen Waage berichten. Schon vor 400 Jahren habe Frankfurt einen Ruf als tolerante Messestadt gehabt. In der Altstadt hätten sich die Messehöfe befunden. So habe sich auch im Erdgeschoss der Goldenen Waage eine offene Kaufhalle befunden.

Die Gesichter von Abraham van Hamel und seiner Frau wurden in Sandstein gemeißelt. Schon jetzt erkennt man sie als schmückendes Detail an der Fassade. Zur Zierde gehören aber auch Mascerons an den Ecken des Gebäudes und auch Löwenköpfe mit einem Ring im Maul. „Das sind alte ikonografische Elemente, die sollten die bösen Geister abhalten“, sagt Jourdan. Die Säulen des Gebäudes beeindrucken durch ihre Diamantisierung, sie erinnern in ihrer gekästelten Form an den Schliff von Edelsteinen. Was noch fehlt, ist der Atlant an der Ecke, der – wie es Jourdan formuliert – „die Last des Hauses tragen soll“. Die Goldene Waage besteht aus einem vorderen Teil, einem separaten Treppenhaus und einem Hinterhaus. Von den Fenstern des Hinterhauses hat man einen Blick auf den überdachten Archäologischen Garten. „Die Stadt Frankfurt hatte die Goldene Waage im 19. Jahrhundert gekauft, sie ist gut dokumentiert mit Fotografien und Zeichnungen“, sagt Jourdan. Die Stadt habe das Gebäude als Museum genutzt, in dem man Möbel, aber auch Gegenstände wie Geschirr oder ein Schachspiel aus dem 17. Jahrhundert gezeigt habe. Wie durch ein Wunder waren all die Exponate woanders archiviert und überstanden so das Bombardement im Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Sie sollen auf zwei Etagen wieder der Öffentlichkeit in der neuen Goldenen Waage zugänglich gemacht werden. Im Erdgeschoss soll ein Konditor mit einem Café und Außengastronomie auf dem Platz zwischen Stadthaus und Dom einziehen. Aber noch wurden die Gewerbeflächen in der Altstadt noch nicht vergeben, das steht laut Guntersdorf im kommenden Vierteljahr an.

Es bedarf etwas Fantasie, um sich die fertige Altstadt vorzustellen, denn die ganzen Gerüste an den recht dicht gebauten Häuschen verstellen die Sicht. Aber täglich schreiten die Bauarbeiten am historischen Herzen Frankfurts voran.
 
Fotogalerie: Goldene Waage
 
25. Februar 2016, 12.27 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
 
 
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