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Auticon ist gestartet

Ein etwas anderer Betrieb für etwas andere Mitarbeiter

Das IT-Unternehmen Auticon hat zum Jahresbeginn in Frankfurt seinen vierten Standort eröffnet. Das Besondere: Dort werden Asperger-Autisten beschäftigt – nicht wegen ihrer Schwächen, sondern ihrer Stärken.
Marko Riegel führte lange ein unzufriedenes Leben. Obwohl er sein Abitur mit 1,8 gemacht, Elektrotechnik und Kulturwissenschaften studiert hatte sowie später als Webdesigner tätig war, bekam er keine Festanstellung. Seit 2009 bezog er eine Erwerbsunfähigkeitsrente. Später folgte die Diagnose: Autismus. Und dann kam die Depression.

Seit 2012 hat Riegel eine Arbeit beim Berliner IT-Unternehmen Auticon gefunden. Die 2011 gegründete Firma spezialisiert sich darauf, Autisten einzustellen und sich ihre Fähigkeiten zu eigen zu machen – und zwar auf dem ersten Arbeitsmarkt. Seit Jahresbeginn gibt es auch einen Standort in Frankurt. Derzeit werden die ersten Mitarbeiter rekrutiert, die ersten IT-Consultants sollen nach dem Ende der Erprobungsphase im März eingestellt werden, bis Jahresende ist geplant etwa 15 Autisten als Consultants zu beschäftigen.

Am Donnerstag hat sich Auticon im Bockenheimer Ökohaus der Öffentlichkeit vorgestellt. Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) lobte das Unternehmen, das Potenzial von Asperger-Autisten aufzugreifen und vorbildlich die Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention zu erfüllen. Das sei ein wichtiger Beitrag zur Inklusion. „Asperger-Autisten sind akribisch, können sich lange konzentrieren und verfügen über ein ausgeprägtes logisches Denken“, so Birkenfeld. So fallen ihnen auch die kleinsten Software-Fehler auf.

Dennoch verlaufe für viele Autisten ihre Karriere „nach unten“, oft sei sie „eine lange Kette von Frustrationen“, sagt Dirk Müller-Remus, Gründer und Geschäftsführer von Auticon (siehe Bild). Er selbst hat einen Sohn mit dieser Diagnose. „Es ist nicht einfach mit einem Asperger-Autisten zu leben“, sagt er. „Vieles wird hinterfragt, es ist ein Diskutieren ohne Ende – allerdings auf einem relativ hohen Niveau.“ Autisten seien allerdings nicht, wie es manchmal wirkt, gefühlskalt, sondern empfänden eben „anders“. Und diese Andersartigkeit ruft bei vielen Befremden hervor.

Dennoch stellt Müller-Remus klar: „Auticon beschäftigt keinen Rain Man!“ Anders als der in dem gleichnamigen Film gibt es in dem Unternehmen keine Mitarbeiter, die mit einem Blick einen Haufen Zahnstocher zählen oder das Telefonbuch auswendig lernen können. Dabei handelt es sich um sogenannte Savant-Autisten, während Auticon vornehmlich Asperger-Autisten beschäftigt. Diese müssen eine ärztliche Diagnose vorweisen und außerdem ein Interesse an IT sowie eine Begabung dafür mitbringen.

Bei Auticon arbeiten die Beschäftigten in IT-Projekten bei den jeweiligen Kunden zusammen mit Nicht-Autisten. Dabei werden sie von sogenannten Job-Coaches von Auticon unterstützt. Unternehmen wie die Telekom oder Vodafone haben Mitarbeiter von Auticon bereits in Anspruch genommen. Die Software-Firma SAP will bis Ende 2020 hunderte Autisten einstellen. In diesem Jahr will Auticon weitere Standorte in Stuttgart und Hamburg eröffnen. Außerdem will die Firma, die in der Startphase vom Social Venture Fund unterstützt wird, erstmals eine schwarze Null schreiben. Denn wie bei jedem anderen privatwirtschaftlichen Unternehmen geht es auch hier um Profit.

Doch schon jetzt scheinen die Angestellten von der Firma zu profitieren. Laut Müller-Remus ist Auticon-Mitarbeiter Marko Riegel heute ein erfolgreicher und zufriedener Mensch. „Auticon“, so wird Riegel zitiert, „ist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist“.
 
Fotogalerie:
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27. Februar 2014, 11.41 Uhr
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