Am Donnerstag jährt sich das Novemberpogrom von 1938 zum 85. Mal. Aus diesem Anlass laden die Stadt Frankfurt und die Jüdische Gemeinde zum Gedenken vor die Paulskirche und in die Westend-Synagoge.
Sina Claßen /
Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 und der darauffolgende Tag sind aufgrund ihrer brutalen Gewalt gegen Jüdinnen und Juden sowie die sichtbaren Zeugnisse jüdischen Lebens in die deutsche Geschichte eingegangen: Über 1000 Synagogen wurden angezündet und zerstört, Wohnungen und Geschäfte verwüstet und unzählige Jüdinnen und Juden wurden vor aller Augen misshandelt und in Konzentrationslager verschleppt. Überall in der Stadt erinnern Stolpersteine an sie.
Um den schrecklichen Ereignissen der Pogromnacht zu gedenken, besucht Oberbürgermeiste Mike Josef (SPD) am Donnerstagnachmittag zunächst die Paulskirche und am Abend dann die Westend-Synagoge. Parallel zum Gedenken in der Paulskirche findet auf dem Paulsplatz ab 15 Uhr eine Installation der Initiative „Nie wieder ist jetzt!“ statt. Sie will auf das Schicksal der mehr als 240 in den Gaza-Streifen verschleppten Geiseln aufmerksam machen und gedenkt der über 1400 Menschen, die am 7. Oktober von Hamas-Terroristen bei dem Angriff auf Israel ermordet wurden. Eröffnet wird die Veranstaltung von Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne).
9. November in Frankfurt: Gedenkstunden in Paulskirche und Westend-Synagoge
Auch in Frankfurt brannten 1938 die Synagogen: Die Börneplatzsynagoge, die Hauptsynagoge und die Synagoge an der Friedberger Anlage fielen allesamt dem nationalsozialistischen Novemberpogrom zum Opfer. Einzig und allein die Westend-Synagoge überstand den Pogrom schwer beschädigt.
Genau dort findet am Donnerstag, den 9. November, um 18.30 Uhr eine Gedenkstunde anlässlich der 85. Wiederkehr der Synagogenzerstörung statt, organisiert von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen. Die Gemeinderabbiner Avichai Apel und Julian-Chaim Soussan werden das Gedächtnisgebet El male Rachamim, das Glaubensbekenntnis Ani Ma’amin und – gemeinsam mit den Anwesenden – das Heiligungs- und Totengebet Kaddisch sprechen.
Frankfurter Westend-Synagoge überstand als einzige den Pogrom
Hauptredner ist der Professor und Autor des Buches „Der Vorleser“, Bernhard Schlink. Außerdem geladen sind als Redner: der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn, OB Mike Josef und der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). Die Öffentlichkeit ist eingeladen, an der Gedenkstunde teilzunehmen; mit der Bitte ausreichend Zeit für die Sicherheitskontrollen einzuplanen.
Info Installation „Nie wieder ist jetzt!“ 15 Uhr, Paulsplatz Gedenkstunde 85 Jahre Pogromnacht Donnerstag, 9. November 2023, 18.30 Uhr Westend-Synagoge, Freiherr-vom-Stein-Straße 30 60323 Frankfurt am Main