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Mike Josef im Gespräch über Weihnachten
„Es ist schön, gemeinsam Zeit verbringen zu können“
Mike Josef ist Vorsitzender der Frankfurter SPD und Stadtplanungsdezernent. Sein beruflicher Alltag lässt ihm während des Jahres kaum Zeit für besinnliche Momente, umso mehr weiß er die Feiertage schätzen. Ein Gespräch über Familie, christliche Werte und die Kindheit in Syrien.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Josef, sind Sie ein Weihnachtsmensch?
Mike Josef: Absolut. Was ich wirklich an Weihnachten mag, ist die ganze Vorbereitung: den Weihnachtsbaum aufzustellen, zu schmücken, gemeinsam mit der Familie die Beleuchtung für die Fenster oder im Garten anzubringen. Ich kenne das auch nicht anders, das war schon in meiner Kindheit so. Ich bin in Syrien geboren und habe dort meine ersten vier Lebensjahre verbracht. Meine Familie gehört in Syrien zur christlichen Minderheit, daher war Weihnachten für uns immer etwas wirklich Besonderes. Die ganze Familie, jung und alt, kam schon vor den Feiertagen zusammen und hat gemeinsam den Baum geschmückt – so wurde ich sozialisiert. Meine Großeltern haben diese Tradition meinen Eltern mitgegeben, meine Eltern haben es mir mitgegeben und meine Frau und ich geben das an unseren Sohn weiter. Ich schätze es sehr, die Weihnachtszeit mit meiner Familie und Freunden zu verbringen.
Wann stellen Sie daheim den Weihnachtsbaum auf?
Relativ früh, so um den 10.Dezember. Wobei ich gestehen muss, dass mein Papa sehr viel früher dran ist, der hat den Baum bereits Ende November/Anfang Dezember aufgestellt. Ich muss sagen, dass ich die Vorweihnachtszeit fast schon für die schönste Zeit halte. Wobei meine Eltern – und auch meine Schwiegereltern – immer noch am Plastikbaum hängen, während meine Frau und ich den echten Tannenbaum lieben und schon Spaß daran haben, gemeinsam den Baum auszusuchen. Diese ganze vorweihnachtliche Atmosphäre genieße ich sehr.
Kommen Sie in Ihrem nicht unanstrengenden Arbeitsalltag denn dazu, diese Zeit wirklich bewusst zu genießen?
Es ist schon so, dass ich mich oft wie im Tunnel befinde und ich mir daher kaum noch die Zeit nehme, diese Vorweihnachtszeit bewusst zu genießen. Aber umso intensiver erlebe ich es dann, wenn ich die Zeit habe. Inzwischen nehme ich das alles viel stärker wahr und weiß diese Zeit ganz anders zu schätzen, als noch vor einigen Jahren. Dazu gehören für mich auch die ganzen weihnachtlichen Begleiterscheinungen wie die Weihnachtsmusik – dass muss einfach sein – die Weihnachtsgeschichte oder wenn Kevin – Allein zu Haus jedes Jahr aufs Neue im Fernsehen läuft. Das sind echte Kindheitserinnerungen und das finde ich schön.
Wie unterscheidet sich das Weihnachtsfest in Syrien von dem in Deutschland?
In Syrien war die christliche Tradition stärker ausgeprägt, da wir diese als Minderheit noch viel mehr aufrechterhalten wollten. Auch das Familiäre hat eine viel größere Rolle gespielt, soweit ich mich erinnern kann. Geschenke waren untergeordnet. Es ging viel um die Pflege der eigenen Kultur. In Kameshly, wo ich zur Welt gekommen bin, hatte man schon als Teil der Minderheit zwar klar gesetzte Grenzen, aber Christen hatten dennoch eine eigene Kirche und der Staat hat die Feste zugelassen. Entsprechend wichtig waren die Feiertage für uns.
Welche Rolle spielt die christliche Tradition heute für Sie an den Weihnachtsfeiertagen?
So, wie ich heute bin, hat viel damit zu tun, wie ich sozialisiert wurde. Mir ist beispielsweise wichtig, dass mein Sohn die Weihnachtsgeschichte erzählt bekommt – auch, wenn er jetzt natürlich noch zu klein ist, um alles zu verstehen. Bei all der Hektik und dem Stress, dem wir während des Jahres ausgesetzt sind, ist es wichtig, auch einmal innezuhalten und für vieles dankbar zu sein. Alles wird immer schnelllebiger, besonders auch in der Politik, in der ständig Entscheidungen gefällt werden müssen. Da ist es schön, im Kreise der Familie daran zu erinnern, welche christliche Tradition Weihnachten hat. Aber tatsächlich spielt das nicht mehr so eine übergeordnete Rolle, wie es noch bei meinen Großeltern der Fall gewesen ist. Ich muss auch gestehen, dass ich nicht jede Woche in die Kirche gehe oder regelmäßig in der Bibel lese. Mir persönlich gibt der Glaube aber in vielen Lebenssituationen Kraft.
Pflegt Ihre Familie besondere Rituale an Weihnachten?
Der gemeinsame Kirchenbesuch und das gemeinsame Essen. Ein Ritual ist aber auch, insbesondere für die Kinder, gemeinsam mit ihnen die Geschenke auszupacken. Es packen immer erst die Kinder aus. Jeder vergibt sein Geschenk und erklärt, weshalb er oder sie gerade dieses Geschenk ausgewählt hat.
Feiert Ihre gesamte Familie gemeinsam in Frankfurt?
Das ist ganz unterschiedlich. Meine Schwiegereltern sind aus Griechenland und gehören der griechisch-orthodoxen Kirche an, daher fasten sie an Heiligabend, sodass am 25. gemeinsam gegessen wird. Bei meinen Eltern dagegen setzen wir uns bereits am Heiligabend zusammen, essen gemeinsam und packen im Anschluss die Geschenke aus. Wir haben in den vergangenen Jahren zumindest versucht, am 24. bei meinen Eltern in Berlin zu sein, um dann ab dem 25. bei den Schwiegereltern zu sein. Das klappt aber nicht immer. Für meine Eltern und Schwiegereltern ist Weihnachten sehr wichtig und sie möchten natürlich ihre Kinder und Enkelkinder um sich haben. Bezüglich der Terminkoordination entstehen dabei immer ganz spannende, klassisch vorweihnachtliche Diskussionen und Streitigkeiten mit der gesamten Familie. Am Ende ist es aber immer schön, gemeinsam Zeit verbringen zu können. Besonders, weil die Weihnachtszeit auch die Zeit der Entschleunigung und Begegnung ist, in der ich einfach mal abschalten kann. Ich genieße diese Auszeiten mittlerweile sehr.
Dieser Artikel wurde zuerst als Teil der Titelstory im JOURNAL FRANKFURT, Ausgabe 12/2018, veröffentlicht.
Mike Josef: Absolut. Was ich wirklich an Weihnachten mag, ist die ganze Vorbereitung: den Weihnachtsbaum aufzustellen, zu schmücken, gemeinsam mit der Familie die Beleuchtung für die Fenster oder im Garten anzubringen. Ich kenne das auch nicht anders, das war schon in meiner Kindheit so. Ich bin in Syrien geboren und habe dort meine ersten vier Lebensjahre verbracht. Meine Familie gehört in Syrien zur christlichen Minderheit, daher war Weihnachten für uns immer etwas wirklich Besonderes. Die ganze Familie, jung und alt, kam schon vor den Feiertagen zusammen und hat gemeinsam den Baum geschmückt – so wurde ich sozialisiert. Meine Großeltern haben diese Tradition meinen Eltern mitgegeben, meine Eltern haben es mir mitgegeben und meine Frau und ich geben das an unseren Sohn weiter. Ich schätze es sehr, die Weihnachtszeit mit meiner Familie und Freunden zu verbringen.
Wann stellen Sie daheim den Weihnachtsbaum auf?
Relativ früh, so um den 10.Dezember. Wobei ich gestehen muss, dass mein Papa sehr viel früher dran ist, der hat den Baum bereits Ende November/Anfang Dezember aufgestellt. Ich muss sagen, dass ich die Vorweihnachtszeit fast schon für die schönste Zeit halte. Wobei meine Eltern – und auch meine Schwiegereltern – immer noch am Plastikbaum hängen, während meine Frau und ich den echten Tannenbaum lieben und schon Spaß daran haben, gemeinsam den Baum auszusuchen. Diese ganze vorweihnachtliche Atmosphäre genieße ich sehr.
Kommen Sie in Ihrem nicht unanstrengenden Arbeitsalltag denn dazu, diese Zeit wirklich bewusst zu genießen?
Es ist schon so, dass ich mich oft wie im Tunnel befinde und ich mir daher kaum noch die Zeit nehme, diese Vorweihnachtszeit bewusst zu genießen. Aber umso intensiver erlebe ich es dann, wenn ich die Zeit habe. Inzwischen nehme ich das alles viel stärker wahr und weiß diese Zeit ganz anders zu schätzen, als noch vor einigen Jahren. Dazu gehören für mich auch die ganzen weihnachtlichen Begleiterscheinungen wie die Weihnachtsmusik – dass muss einfach sein – die Weihnachtsgeschichte oder wenn Kevin – Allein zu Haus jedes Jahr aufs Neue im Fernsehen läuft. Das sind echte Kindheitserinnerungen und das finde ich schön.
Wie unterscheidet sich das Weihnachtsfest in Syrien von dem in Deutschland?
In Syrien war die christliche Tradition stärker ausgeprägt, da wir diese als Minderheit noch viel mehr aufrechterhalten wollten. Auch das Familiäre hat eine viel größere Rolle gespielt, soweit ich mich erinnern kann. Geschenke waren untergeordnet. Es ging viel um die Pflege der eigenen Kultur. In Kameshly, wo ich zur Welt gekommen bin, hatte man schon als Teil der Minderheit zwar klar gesetzte Grenzen, aber Christen hatten dennoch eine eigene Kirche und der Staat hat die Feste zugelassen. Entsprechend wichtig waren die Feiertage für uns.
Welche Rolle spielt die christliche Tradition heute für Sie an den Weihnachtsfeiertagen?
So, wie ich heute bin, hat viel damit zu tun, wie ich sozialisiert wurde. Mir ist beispielsweise wichtig, dass mein Sohn die Weihnachtsgeschichte erzählt bekommt – auch, wenn er jetzt natürlich noch zu klein ist, um alles zu verstehen. Bei all der Hektik und dem Stress, dem wir während des Jahres ausgesetzt sind, ist es wichtig, auch einmal innezuhalten und für vieles dankbar zu sein. Alles wird immer schnelllebiger, besonders auch in der Politik, in der ständig Entscheidungen gefällt werden müssen. Da ist es schön, im Kreise der Familie daran zu erinnern, welche christliche Tradition Weihnachten hat. Aber tatsächlich spielt das nicht mehr so eine übergeordnete Rolle, wie es noch bei meinen Großeltern der Fall gewesen ist. Ich muss auch gestehen, dass ich nicht jede Woche in die Kirche gehe oder regelmäßig in der Bibel lese. Mir persönlich gibt der Glaube aber in vielen Lebenssituationen Kraft.
Pflegt Ihre Familie besondere Rituale an Weihnachten?
Der gemeinsame Kirchenbesuch und das gemeinsame Essen. Ein Ritual ist aber auch, insbesondere für die Kinder, gemeinsam mit ihnen die Geschenke auszupacken. Es packen immer erst die Kinder aus. Jeder vergibt sein Geschenk und erklärt, weshalb er oder sie gerade dieses Geschenk ausgewählt hat.
Feiert Ihre gesamte Familie gemeinsam in Frankfurt?
Das ist ganz unterschiedlich. Meine Schwiegereltern sind aus Griechenland und gehören der griechisch-orthodoxen Kirche an, daher fasten sie an Heiligabend, sodass am 25. gemeinsam gegessen wird. Bei meinen Eltern dagegen setzen wir uns bereits am Heiligabend zusammen, essen gemeinsam und packen im Anschluss die Geschenke aus. Wir haben in den vergangenen Jahren zumindest versucht, am 24. bei meinen Eltern in Berlin zu sein, um dann ab dem 25. bei den Schwiegereltern zu sein. Das klappt aber nicht immer. Für meine Eltern und Schwiegereltern ist Weihnachten sehr wichtig und sie möchten natürlich ihre Kinder und Enkelkinder um sich haben. Bezüglich der Terminkoordination entstehen dabei immer ganz spannende, klassisch vorweihnachtliche Diskussionen und Streitigkeiten mit der gesamten Familie. Am Ende ist es aber immer schön, gemeinsam Zeit verbringen zu können. Besonders, weil die Weihnachtszeit auch die Zeit der Entschleunigung und Begegnung ist, in der ich einfach mal abschalten kann. Ich genieße diese Auszeiten mittlerweile sehr.
Dieser Artikel wurde zuerst als Teil der Titelstory im JOURNAL FRANKFURT, Ausgabe 12/2018, veröffentlicht.
20. Dezember 2018, 10.16 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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