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....aber ne Dame wird er nie
Bäppi la Belle wird erwachsen
Am Freitag zeigt der Frankfurter Travestiekünstler Bäppi La Belle in „Ne Dame werd ich nie“ eine ganz neue Facette an sich. Wir waren in der Preview der Show und erlebten eine Diva und lauschten ganz vielen Chansons.
Auf dem Broadway sind Previews vor der Premiere von Theaterstücken und Shows üblich. Dadurch entscheidet sich manchmal erst, ob ein Stück wirklich aufgeführt wird. Bei Bäppi im Theatrallalla ist das anders, denn seine neue Show „Ne Dame wird ich nie“ wird definitiv am kommenden Freitag Premiere feiern, wir aber haben die Show schon bei einer Preview am Wochenende gesehen und lernten eine neue Facette des Travestiekünstlers Bäppi la Belle kennen. „Bäppi wird erwachsen“, sagt Thomas Bäppler-Wolf selbst über seine Kunstfigur. Und tatsächlich ist die neue Show weniger klamaukig als man es gewohnt ist. Humor und manch frivol-schlüpfriger Kommentar wird freilich dennoch nicht fehlen. Aber hier stehen Chansons im Vordergrund und Bäppi, der nur von Gregori Dörr am roten, 112 Jahre alten Piano begleitet wird. Während Letzterer beim Publikum in seinem roten Anzug mit Fledermausprint für Lacher sorgte, gab es bei der Preview ein Raunen im Saal für das Outfit von la Belle, erinnerte es doch an das Schwanenoutfit der großen Marlene Dietrich. Ein langer goldener Paillettenfummel verhüllt den bühnenpräsenten Leib Bäppis, der Clou ist aber ein Mantel aus dunklen Maraboufedern mit dramatischer Schleppe. Wow, das Kostüm garantiert einen divenhaften Auftritt, Bäppis Mimik tut sein Übriges. „Yes, Sir“ von Zarah Leander und „I dreamt a dream“ aus dem Musical Les Miserables waren perfekte Lieder zum Einstieg.
Aber auch wenn es um Chansons in der neuen Show geht, Bäppi lässt sich natürlich nicht den Mund verbieten. Da wird schon mal über die Veganer gelästert, oder sind sie etwas nicht die „Taliban der Vegetarier?“. Auch Kinder und vor allem ihre Mütter, besonders wenn sie aus dem Nordend stammen und Latte Macchiato trinken, bekommen ihr Fett weg. Aber das Publikum lernt auch viel dazu. Oder wussten Sie, wie die aus Sibirien stammende Schlagersängerin Helene Fischer und Wagners Rheingold in eine Nummer passen könnten? Wenn Wagnerfan Bäppi wie seiner Zeit Florence Foster Jenkins zu der Ouvertüre von Rheingold über die Bühne schwebt und dabei „elfengleich“ mit den Armen wedelt, dann ist das schon großes Kino und dann beginnt er im Wagnerstil „Atemlos durch den Rhein, dessen Gold das ist Mein“ zu trällern – grandios. In ungeahnte Höhen entweichen ihm die Töne. Aber „Atemlos“ könnte ebenso von Hitler sein, von Edmund Stoiber („Wenn sie atemlos durch die Straßen zum Hauptbahnhof laufen, dann sind Sie in zehn Minuten, ja in zehn Minuten am Flughafen....“), Helmut Kohl oder Bill Clinton stammen – Bäppi veranschaulicht gekonnt und überzeugend wie das klingen könnte.
„Ich bin ein kleines Mägdelein“ von Helen Vita bringt dann wieder die frech-frivole Seite Bäppis zum Vorschein. Ganz groß auch Cissy Kraners "Opernbesuch" in Bäppis Neuinterpretation. Die pointierte Textmenge ringt einem allen Respekt ab.
Nach einer 20-minütigen Pause überrascht Bäppi dann in einem Aufzug, der eindeutig Liza Minnelli nachempfunden ist. Schwarzes Paillettentop, schwarzes Satinhose und schwarze Kurzhaarperücke. Zu hören gibt es die deutsche Version von „The Lady is a Tramp“, also „Ne Dame werd ich nie“ und „Maybe this time“ aus Cabaret. „Sing Nachtigall Sing“ von Evelyn Künneke und „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“ von Zarah Leander sind musikalische Highlights. Und dann lernen wir wieder etwas dazu. Oder wussten Sie, dass der Komponist von Frank Sinatras Gassenhauer „My Way“ von Claude Francois komponiert wurde? Francois selbst verstarb ganz nach dem „My Way“-Prinzip als er in der Badewanne eine Glühbirne austauschte und einen Stromschlag bekam.
Am Ende der Show tut Bäppi das, was Udo Jürgens bekannt machte: Bäppi betritt im Bademantel die Bühne und verabschiedet sich mit dem Abbasong „Thank You for the Music“. Und wir danken für einen heiteren Abend mit vielen Evergreens.
Aber auch wenn es um Chansons in der neuen Show geht, Bäppi lässt sich natürlich nicht den Mund verbieten. Da wird schon mal über die Veganer gelästert, oder sind sie etwas nicht die „Taliban der Vegetarier?“. Auch Kinder und vor allem ihre Mütter, besonders wenn sie aus dem Nordend stammen und Latte Macchiato trinken, bekommen ihr Fett weg. Aber das Publikum lernt auch viel dazu. Oder wussten Sie, wie die aus Sibirien stammende Schlagersängerin Helene Fischer und Wagners Rheingold in eine Nummer passen könnten? Wenn Wagnerfan Bäppi wie seiner Zeit Florence Foster Jenkins zu der Ouvertüre von Rheingold über die Bühne schwebt und dabei „elfengleich“ mit den Armen wedelt, dann ist das schon großes Kino und dann beginnt er im Wagnerstil „Atemlos durch den Rhein, dessen Gold das ist Mein“ zu trällern – grandios. In ungeahnte Höhen entweichen ihm die Töne. Aber „Atemlos“ könnte ebenso von Hitler sein, von Edmund Stoiber („Wenn sie atemlos durch die Straßen zum Hauptbahnhof laufen, dann sind Sie in zehn Minuten, ja in zehn Minuten am Flughafen....“), Helmut Kohl oder Bill Clinton stammen – Bäppi veranschaulicht gekonnt und überzeugend wie das klingen könnte.
„Ich bin ein kleines Mägdelein“ von Helen Vita bringt dann wieder die frech-frivole Seite Bäppis zum Vorschein. Ganz groß auch Cissy Kraners "Opernbesuch" in Bäppis Neuinterpretation. Die pointierte Textmenge ringt einem allen Respekt ab.
Nach einer 20-minütigen Pause überrascht Bäppi dann in einem Aufzug, der eindeutig Liza Minnelli nachempfunden ist. Schwarzes Paillettentop, schwarzes Satinhose und schwarze Kurzhaarperücke. Zu hören gibt es die deutsche Version von „The Lady is a Tramp“, also „Ne Dame werd ich nie“ und „Maybe this time“ aus Cabaret. „Sing Nachtigall Sing“ von Evelyn Künneke und „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“ von Zarah Leander sind musikalische Highlights. Und dann lernen wir wieder etwas dazu. Oder wussten Sie, dass der Komponist von Frank Sinatras Gassenhauer „My Way“ von Claude Francois komponiert wurde? Francois selbst verstarb ganz nach dem „My Way“-Prinzip als er in der Badewanne eine Glühbirne austauschte und einen Stromschlag bekam.
Am Ende der Show tut Bäppi das, was Udo Jürgens bekannt machte: Bäppi betritt im Bademantel die Bühne und verabschiedet sich mit dem Abbasong „Thank You for the Music“. Und wir danken für einen heiteren Abend mit vielen Evergreens.
9. März 2015, 11.31 Uhr
Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig Mehr von Nicole
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