Yoga ist eine Lebenseinstellung, sagen Loredana Boscarino und Roma Labuda. Die wollen sie in ihrer Schule „Yoga Souls“ vermitteln – auch mithilfe von Musik. Daher findet am Sonntag ein Wohnzimmerkonzert statt.
Christina Weber /
Seit rund einem Jahr wohnt Roma Labuda in ihrem Loft in der Bernardstraße in Offenbach. Die hellen Räume im zweiten Stock erreicht man über einen Hinterhof. Hinter einer offenen Küche erstreckt sich ein weitläufiger Räum. Normalerweise finden sich hier eine gemütliche Couchecke und ein Esstisch, der an die Arbeitsfläche der Küche anschließt. Fünf Mal die Woche verwandelt sich Labudas Wohnung ruck zuck in ein Yoga Studio. Denn seit vergangenem Sommer betreibt sie hier gemeinsam mit Loredana Boscarino das „Yoga Souls“. „Wir räumen dann einfach die Couch ins Schlafzimmer. Den Esstisch hat mein Freund gebaut. Man kann die Platte abnehmen und in die Ecke stellen“, erklärt Labuda.
Die beiden Frauen haben sich bei ihrem früheren Arbeitgeber Lufthansa kennen gelernt. Labuda war als Flugbegleiterin tätig und begann nebenbei ein BWL-Studium. Boscarino arbeitete in der Marketingabteilung und war für ihren Job ständig unterwegs. Dieses Arbeitspensum ging schnell an die Substanz. „Aus dem Leidensdruck heraus entstand die Frage, was man im Leben verändern kann“, erzählt Boscarino. Die Antwort fanden beide im Yoga. Schon davor hatten sie an einigen Kursen in Fitnessstudios teilgenommen, aber es reifte der Wunsch, mehr zu lernen. So absolvierten sie eine Yoga-Ausbildung in einem sehr angesehenen Ashram in Thailand – allerdings getrennt voneinander. „Wir waren uns einig, dass wir diese Erfahrung alleine machen müssen“, so Boscarino.
„Wir waren keine völlig neuen Menschen als wir zurückkamen, aber es hat uns schon verändert“, erzählt Boscarino. Und Labuda ergänzt: „Wir hatten unser Leben schon vorher in diese Richtung verändert – haben unseren Konsum runtergeschraubt, bewusster gegessen, weniger gefeiert.“ Denn diese Lebenseinstellung sei ein wichtiger Teil der Yoga-Lehre. „Es ist mehr als nur eine Abfolge von Körperübungen“, betonen beide. Schnell stand fest, dass sie ihr Wissen weitergeben wollen. So entstand die Idee für „Yoga Souls“. In je 90-minütigen Kursen werden nicht nur die Asanas, sprich die Körperübungen, gelehrt, sondern auch die Yoga-Philosophie. Die bestehen aus praktischen Techniken, die helfen sollen, den Alltag leichter und entspannter zu bewältigen.
Das können zum einem Atemübungen sein, aber auch kleine Tricks, um sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. „Zum Beispiel kann man negative Gedanken ganz einfach in positive umwandeln“, erklärt Boscarino. Ist etwa die Supermarkt-Kassiererin unfreundlich, sollte man anstatt sauer zu werden, Mitgefühl entwickeln, indem man den Gedanken zulässt, warum die Kassiererin schlecht gelaunt sein könnte. „Pratipaksha Bhavana“ nennt sich diese Technik.
Fünf Kurse pro Woche bieten die beiden 38-Jährigen an. Neben einer einzelnen Schnupperstunde können Interessierte auch einen Monatskurs mit insgesamt zehn Stunden buchen. In dieser Zeit sollen die Teilnehmer ein Gefühl für die Yoga-Lehre bekommen und erste Resultate sehen – etwa eine größere Gelassenheit im Alltag und weniger Verspannungen in Rücken, Schultern und Armen.
Neben den Yoga-Stunden bieten die beiden Gründerinnen auch weitere Events in den Räumen an. Etwa Kurse, in denen man lernt, Kosmetik selbst herzustellen. Auch Kochabende veranstalten sie. Hier wird dann gemeinsam vegan gekocht und gegessen. „Das soll die Gemeinschaft stärken. Während der Yoga-Stunden bleibt oft nicht viel Zeit für Gespräche“, erklärt Labuda.
Am Sonntag steht eine ganz besondere Veranstaltung im „Yoga Souls“ an: ein Wohnzimmerkonzert. Sängerin Marie Antoinette und Gitarrist Richard Holzmann treten am 10. April ab 16 Uhr im Rahmen ihrer gemeinsamen Tour „Urban Chansons“ auf. In ihren Songs erzählen sie von Orten und Erlebtem, von der Balance zwischen Herz und Kopf sowie von Intuition und Taten - damit harmonieren sie auf musikalischer Ebene mit dem Leitbild der Yogaschule. Die Veranstaltung wird über einen freiwilligen Kulturbeitrag finanziert.
Diese Vielzahl an Events zu organisieren, braucht Zeit. Dennoch arbeiten die Yogalehrerinnen noch in Teilzeit nebenher. Boscarino hat eine Job in einer kleinen Marketing-Agentur gefunden, Labuda ist weiterhin als Flugbegleiterin tätig. „Das nimmt uns den Druck, wenn die Kurse mal nicht ganz voll sind, weil wir trotzdem unsere Rechnungen bezahlen können. Für uns ist das sehr wichtig – denn auch Yoga kann sonst in Stress ausarten“, sagt Boscarino.
>> Wohnzimmerkonzert mit Marie Antoinette und Richard Holzmann am 10. April ab 16 Uhr im "Yoga Souls", Bernanrdstr. 5a Offenbach. Eintrittspreis auf freiwilliger Basis
>> Yoga-Stunden können über die Website oder vor Ort gebucht werden. Eine Einzelstunde kostet 17 Euro; ein Monatskurs mit zehn Stunden 120 Euro