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Foto: © manu_el_ka
Foto: © manu_el_ka

We Are One

Wie ein junges Techno-Kollektiv Frankfurt erobert

Das Kollektiv „We Are One“ bringt frischen Wind in Frankfurts Techno-Szene – von illegalen Raves bis zu etablierten Club-Events in Frankfurt und der Umgebung.
Techno ist schon seit den späten 80er-Jahren in Frankfurt eine feste Größe. Neben Berlin und Detroit gilt die Stadt als eine der Wiegen des Techno in Deutschland und sogar weltweit. Über 35 Jahre später ist der Techno härter und diverser geworden, inzwischen läuft auch wieder Trance in Frankfurter Clubs.

We Are One: ein Kollektiv im Aufwind

Besonders präsent in der Mainmetropole ist derzeit das Kollektiv „We Are One“, gegründet von Max Hafemeister, Thomas Nytz und Jakub Michał Langier. Das Trio sorgt seit einigen Jahren für Wirbel in der Szene mit seinen Veranstaltungen in und um Frankfurt.

Alle drei, zwischen 25 und 27 Jahre alt, trafen sich bei vielen gemeinsamen Nächten im Tanzhaus, wurden Freunde und entwickelten den Wunsch, eigene Events zu veranstalten. „Ich dachte zu Beginn, Raves seien Frankfurter Urgestein-Geschichten, und das gibt es in Wirklichkeit gar nicht“, sagt Langier mit Blick auf die mittlerweile geschlossenen Clubs der Frankfurter Techno-Hochzeit.

Von illegalen Raves bis zum ersten Club

2019 begannen die ersten Vorbereitungen für einen „Rave“, also eine Veranstaltung, die oft nicht offiziell angemeldet sind und unter dem Radar der Behörden stattfinden. Dafür werden zumeist abgeschiedene Orte gesucht, etwa in Wäldern oder Industriegebieten. Das Trio fand einen geeigneten Ort, doch bevor es an die Umsetzung gehen konnte, kam 2020 und mit ihm die Pandemie. Ein Tiefschlag für die Drei, denn die Pläne wurden vorerst auf Eis gelegt.

Der erste Rave konnte schließlich im darauffolgenden Sommer in Mainz-Kastel an einer Skatebahn stattfinden – damals noch ohne DJs, nur mit Bluetooth-Boxen, gekauft vom Azubi-Gehalt von Nytz. Es kamen etwa 30 Freundinnen und Freunde. Es folgten zwei Jahre, in denen das Kollektiv nach eigenen Angaben über 50 Raves veranstaltete und sich weiter professionalisierte.

„Tagsüber waren wir arbeiten, und nach der Arbeit suchten wir im Wald nach Orten für Raves. Die fanden überall im Rhein-Main-Gebiet statt – bei Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, bis nach Eltville“, erklärt Hafemeister. Trotz ausgeklügelter Konzepte, um bei Polizeieinsätzen schnell den Ort zu wechseln, zogen die Events Anzeigen nach sich. „Irgendwann kannte die Polizei unsere Vornamen“, erinnert sich Hafemeister.

Es folgte schließlich ein erstes Event in einen Club in Worms und damit auch ins offizielle Veranstaltungs-Business. Später wechselte das Kollektiv in den Frankfurter Club „Konfuzius“ unweit der Galluswarte, der über ein Jahr lang ein stetiger Anlaufpunkt für „We Are One“ war.




Bei „We Are One“ wird getanzt bis in die Morgenstunden © We Are One

Vom Untergrund zu etablierten Clubs

Inzwischen veranstaltet „We Are One“ regelmäßig Techno-Partys in Clubs wie dem K39 im Franfurter Bahnhofsviertel oder dem Schlachthof Wiesbaden. Auch in Mainz, Augsburg, Bremen und sogar Paris waren sie aktiv – ein persönlicher Meilenstein. Dieses Jahr sind noch zahlreiche Veranstaltungen geplant, darunter wird das Kollektiv einen Ausflug nach Gießen machen. Im Mai wird es ein Tagesfestival im Wiesbadener Schlachthof geben, bei dem vier Floors zur Verfügung stehen werden und in der Szene auch namenhafte DJs auftreten werden.

Ein festes Zuhause des Kollektivs bietet inzwischen jedoch das MTW Offenbach, ähnlich wie seinerzeit das Konfuzius im Gallusviertel. Hier entwickeln sich die Veranstalter gerade weiter. Immer bekanntere DJs treten auf und das Trio professionalisiert sich weiter. Neues Equipment wird angeschafft und das Kollektiv wächst. Den Club in Offenbach, mit Blick auf den Main, bezeichnet das Kollektiv inzwischen als ihr Wohnzimmer.

2024 organisierte das Kollektiv über 30 Partys und bespielte sogar eine eigene Stage beim World Club Dome sowie der Nature One, einem der größten Techno-Festivals Deutschlands.

Ein wachsendes Team mit klaren Zielen

Vom Veranstalten allein leben können die drei Gründer noch nicht. Hafemeister, der als einziger Vollzeit für das Kollektiv arbeitet, übernimmt die Organisation – von DJ-Bookings bis zu Safe-Space-Konzepten. Nytz, hauptberuflich Bahntechniker, ist für die Lichttechnik zuständig. Langier, Informatiker, hat den Social-Media-Auftritt aufgebaut, bevor diese Aufgabe Kacy, eine der Resident-DJs des Kollektivs, übernahm, damit Langier sich auf die Kamera- und Videoproduktion zu konzentrieren könne.

Das Team ist inzwischen auf sechs bis sieben feste Mitgliederinnen und Mitglieder und 20–25 Helferinnen und Helfer angewachsen. „Man ist nur so gut wie die Leute um dich herum“, sagt Nytz.

Techno als Lebensgefühl

Die Gründe für die Liebe zum Techno sind bei den drei sehr unterschiedlich. Hafemeister beschreibt Techno als ein Gefühl der Freiheit, ohne verurteilt zu werden: „Man kann tanzen, wie man möchte, ohne dass andere komisch gucken.“ Nytz betont die Bedeutung durchdachter Club-Konzepte mit mehreren Floors. Ein Club müsse ein Abenteuer bleiben, bei dem man immer wieder Runden laufen kann und es nie langweilig wird, erklärt er.

Für Langier wiederum steht die Atmosphäre, stets friedliche Stimmung und die Awareness der Techno-Community im Mittelpunkt. „Ich habe früher schon das Feiern im Hip-Hop-Clubs für mich persönlich abgelehnt“, meint er. Zurückzuführen sei das auf ein seiner Meinung nach hohes „Agressionslevel“ dort.

Herausforderungen und Zukunftspläne

Corona und eine neue Generation haben die Szene verändert, erklärt das Trio. Während der Lockdowns sei Hard-Techno populär geworden und die Musikrichtung in den Mainstream geschwappt. Dadurch habe sich die Szene aber auch verändert, etwa durch die zunehmende Präsenz von Handys während der Veranstaltungen. Früher sei dies für die Szene eher untypisch gewesen. Das Kollektiv versucht, dem entgegenzuwirken, indem es regelmäßig Storys vor den Veranstaltungen postet, die dazu aufrufen, die Handys in der Tasche zu lassen. In der Vergangenheit gab es bereits Events, bei denen Handys abgegeben werden mussten – ein Konzept, das gut ankam.

Ein erklärtes Ziel von „We Are One“ ist es, die ursprünglichen Werte des Techno zu vermitteln. Darunter Gewaltfreiheit, ein funktionierendes Awareness-Team und eine nahezu familiäre Stimmung und eine gemeinsame Liebe zur Musik. „Wir versuchen halt auch, das der jungen Generation mitzugeben“, meint Hafemeister.

Ein eigenes Festival im Fokus

Für 2025 plant das Kollektiv bereits jetzt 17 Veranstaltungen im gesamten Rhein-Main-Gebiet. Neben dem Tagesfestival im Wiesbadener Schlachthof planen sie einen 21-Stunden-Rave im Frankfurter Bahnhofsviertel aber auch zahlreiche Veranstaltungen im Offenbacher MTW.

Das große Ziel bleibt jedoch ein eigenes Outdoor-Festival, wie das Trio erzählt. Obwohl ein erster Versuch in Augsburg im letzten Jahr wortwörtlich ins Wasser fiel, gibt das Kollektiv nicht auf und sucht weiterhin nach einer geeigneten Location – am liebsten im Rhein-Main-Gebiet.

Info
Alle bisher angekündigten Events, Daten und Headliner-DJs im Überblick. Mehr Infos zu We Are One gibt es hier:

7. Februar: And, Hani, MTW, Nordring 131, Offenbach

21. Februar: O.B.I., Ambam, Deguzman, Muk Gießen, An der Automeile 16, Gießen

22. Februar: Politoxic, Roof 175, Rheinallee 175, Mainz

1. März: Mødze, Vendex, MTW, Nordring 131, Offenbach

28. März: Gaaas, Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, Wiesbaden

19. April: Ambam, In Verruf, MTW, Nordring 131, Offenbach

26. April: Caiva, Roof 175, Rheinallee 175, Mainz

30. April: Tanz in den Mai: 4 Floors, über 25 DJs, K39, Kaiserstraße 39, Frankfurt

10. Mai: Ave, Zeuz, MTW, Nordring 131, Offenbach

28. Mai: Schlachthof Festival: Ambam, Fantasm, Neutron, Nikolina, Neon Graveyard, Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, Wiesbaden

8. Juni: Gaaas, Hades, MTW, Nordring 131, Offenbach

21. Juni: Amrtüm, Roof 175, Rheinallee 175, Mainz

4. - 6. Juli: 5 Years We Are One (21-Stunden Rave), über 40 DJs, K39, Kaiserstraße 39, Frankfurt

16. August: KNTRLVRLST, La Penderie Noire, Tanja Miju, MTW, Nordring 131, Offenbach

2. Oktober: Dyen, MTW, Nordring 131, Offenbach

10. Oktober: Komacasper, MTW, Nordring 131, Offenbach
 
Fotogalerie:
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4. Februar 2025, 10.00 Uhr
Till Taubmann
 
Till Christian Taubmann
Jahrgang 1997, Studium in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz, Arbeit als freier Illustrator, seit Januar 2023 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Till Christian Taubmann >>
 
 
 
 
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