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Theater-Highlight
Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ im Lazarett
Das Theater Willy Praml zeigt Kleists Drama „Prinz Friedrich von Homburg“ als Gedankenspiel zwischen fünf Kriegsversehrten. Dabei bewegt sich das Stück wie die Vorlage zwischen Traum und Realität. Der Theater-Tipp aus dem JOURNAL.
Ein Kriegslazarett – hier siedelt das Theater Willy Praml seine Inszenierung von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ an. Fünf Krankenbetten stehen vor den Fenstern. Fünf Kriegsversehrte liegen darin. Eine Krankenschwester kümmert sich um sie. Was genau den Patienten passiert ist, weiß man nicht. Man sieht nur die Folgeerscheinungen.
Die fünf Patienten tragen Wundverbände, sie hängen am Tropf und haben Sauerstoff-Schläuche in der Nase. Vor allem aber sieht man ihre psychischen Verletzungen – diese bilden sogar die Grundlage der Inszenierung. Denn Kleists Drama entsteht hier als ein Fiebertraum der Kriegsversehrten.
Ein Fiebertraum der Kriegsversehrten
Zunächst fängt nur eine einzelne Patientin an, Kleists Prinzen zu simulieren. Doch schnell werden auch die Mitpatienten in das Drama hineingesogen. Gemeinsam beschreiben sie die Schlacht bei Fehrbellin, in der Prinz Friedrich von Homburg seinen Nichtangriffsbefehl missachtet und genau dadurch einen Sieg erringt.
Sie schlüpfen in die Rolle des Kurfürsten, der den Prinzen nicht etwa für seinen Triumphsieg ehrt, sondern ihn wegen Befehlsverweigerung zum Tode verurteilt. Und sie spielen die Prinzessin Natalie, die sich für eine Begnadigung des Prinzen einsetzt. Doch nicht nur Kleists Bühnendialoge sprechen die Patienten. Sie sprechen sogar Kleists Regieanweisungen. Ganz bewusst erschaffen sie sich damit eine Bühnenwelt – als Realitätsflucht oder Traumabewältigung.
Zwischen Realitätsflucht und Traumabewältigung
Schon Kleist siedelte sein Drama zwischen Traum und Wirklichkeit an. Ob das Geschehen in der echten Welt stattfindet oder nur ein Traum des Prinzen ist, bleibt unklar. Und dieses Spiel greift das Theater Willy Praml auf. Als ein Stück in einem ungespielten Stück verbindet sich „Prinz Friedrich von Homburg“ hier also mit Kleists Autorenintention – und mit unserer Wirklichkeit.
Das Schauspiel feiert am 25. August um 20 Uhr im Theater Willy Praml in der Naxoshalle Premiere. Weitere Termine sind vom 26. bis 27. sowie am 31. August. Tickets kosten 20 Euro, ermäßigt 14 Euro. Informationen zu weiteren Terminen und Tickets sind hier erhältlich.
>> Dieser Text erschien zuerst in der August-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT (8/23).
Die fünf Patienten tragen Wundverbände, sie hängen am Tropf und haben Sauerstoff-Schläuche in der Nase. Vor allem aber sieht man ihre psychischen Verletzungen – diese bilden sogar die Grundlage der Inszenierung. Denn Kleists Drama entsteht hier als ein Fiebertraum der Kriegsversehrten.
Zunächst fängt nur eine einzelne Patientin an, Kleists Prinzen zu simulieren. Doch schnell werden auch die Mitpatienten in das Drama hineingesogen. Gemeinsam beschreiben sie die Schlacht bei Fehrbellin, in der Prinz Friedrich von Homburg seinen Nichtangriffsbefehl missachtet und genau dadurch einen Sieg erringt.
Sie schlüpfen in die Rolle des Kurfürsten, der den Prinzen nicht etwa für seinen Triumphsieg ehrt, sondern ihn wegen Befehlsverweigerung zum Tode verurteilt. Und sie spielen die Prinzessin Natalie, die sich für eine Begnadigung des Prinzen einsetzt. Doch nicht nur Kleists Bühnendialoge sprechen die Patienten. Sie sprechen sogar Kleists Regieanweisungen. Ganz bewusst erschaffen sie sich damit eine Bühnenwelt – als Realitätsflucht oder Traumabewältigung.
Schon Kleist siedelte sein Drama zwischen Traum und Wirklichkeit an. Ob das Geschehen in der echten Welt stattfindet oder nur ein Traum des Prinzen ist, bleibt unklar. Und dieses Spiel greift das Theater Willy Praml auf. Als ein Stück in einem ungespielten Stück verbindet sich „Prinz Friedrich von Homburg“ hier also mit Kleists Autorenintention – und mit unserer Wirklichkeit.
Das Schauspiel feiert am 25. August um 20 Uhr im Theater Willy Praml in der Naxoshalle Premiere. Weitere Termine sind vom 26. bis 27. sowie am 31. August. Tickets kosten 20 Euro, ermäßigt 14 Euro. Informationen zu weiteren Terminen und Tickets sind hier erhältlich.
>> Dieser Text erschien zuerst in der August-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT (8/23).
16. August 2023, 11.09 Uhr
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun, geboren 1993, studierte Englisch und Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2020 leitet er das Theater-Ressort des Journal Frankfurt. Mehr von Julian
Mackenthun >>
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