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Stolz und frei – zum Tod von Manfred Meyer
An einem Tag wie diesem lässt man – zumal noch von einer Schnee- und Eisschicht überzogen – das Auto stehen, nimmt am Hauptbahnhof die „Kleinbahn“ nach Königstein, guckt hinaus ins noch morgendlich diesige Frankfurter Umland, lässt die Gedanken schweifen und wünscht sich, dass bei Eintreffen auf dem Kelkheimer Hauptfriedhof der Himmel doch ein lichtes Blau zeigen möge. Schon vor dem Eingang auf dem Parkplatz Trauben von Menschen, Polizei und Security, die den Verkehr regeln. Viele Männer in Schwarz, nicht nur von Manfreds Motorrad-Club, den Black Devils MC, sondern befreundete Biker aus ganz Deutschland. Dazwischen Familie, Freunde, Verwandte, Musiker und Veranstalter, Hunderte von Menschen, die Meyer kannte, mit denen er mit seinem aufs Musik-Business zugeschnittenen MM-Security Service über Jahrzehnte erfolgreich zusammen gearbeitet hatte. Sie alle wollten Abschied nehmen von „Manni“, der am 6. Januar an Lungenkrebs gestorben war.
Die Nachricht macht die Runde, wer den Verstorbenen noch mal sehen möchte, möge jetzt in die Trauerhalle gehen. Viele tun es, andere zögern, einige wollen ihn so in Erinnerung behalten, wie sie ihn kannten. Als der Deckel dann geschlossen war, zierten die Totenkopfflagge der Toten Hosen und Manfreds Biker Clubweste den Sarg. Der Clubsong der Black Devils wird gespielt. „Stolz und frei“. Dann die Ansprache des Pfarrers für den ganz besonderen und bei allen beliebten Menschen Manfred Meyer. Immer wieder betont er, dieses bewegte Leben könne man nicht in der Kürze der Zeit beschreiben. Und versucht es dennoch, erzählt von Manfreds Leidenschaften, Erfolgen, weltweiten Kontakten (siehe auch Blog-Beitrag In Memoriam Manfred Meyer, ein Portrait, das das JOURNAL FRANKFURT zum Batschkapp-Jubiläum vor zwei Jahren druckte), seinen zwei Familien, neben der Familie seine Brüdern des MC, und den Toten Hosen. Neben mir atmet Campino (großes Foto mit Wollmütze) schwer, erst recht, als ihr „Weil wir Freunde sind“ erklang – nicht nur für mich das erste Mal, dass ein Hosen-Song richtig Sinn machte.
Es bleibt bei dieser einen Ansprache. Einige hatten mit „persönlicheren Reden“ gerechnet. Von den Hosen etwa, dem Batschkapp-Chef Ralf Scheffler, einem Black Devil. Aber niemand reißt sich um solche Ansprachen. Zur eigentlichen Beisetzung in Fischbach fährt der engere Kreis von Familie und Freunden mit Polizei-Konvoi, alles professionell organisiert, wie man es von Meyer und seiner Crew gewohnt war. Alle anderen fahren schon vor zum Leichenschmaus (so heißt das ja offiziell) in die Stadthalle Hofheim. Hier findet die Trauerbewältigung noch in Einzelgesprächen statt: Campino und Rod von den Ärzten (Foto rechts, siehe auch LEUTE-Seiten im aktuellen JOURNAL, Ausgabe 3) sitzen zusammen, von Konkurrenzgehabe, gar Feindschaft keine Spur. Die Stimmung wird gelöster. Ralf Scheffler entdeckt die Guckkasten-Bühne. „Hier hätte man auch spielen können...“. Klar – eine gemeinsame Session der Terrible Noises, Schefflers Band, mit den Hosen zu Ehren Manfreds. „Die Hosen wissen ja auch was Rock’n’Roll ist....“. „Nö“, kommentiert Scheffler trocken.
Detlef Kinsler
Gesehen bei der Trauerfeier: Die Toten Hosen, Patrick Orth (Geschäftsführer von Jochens kleine Plattenfirma), Willy Ehmann (Sony BMG, Senoir Vice President Domestic Division), Rod (Die Ärzte), Ralf Scheffler und das Batschkapp-Team, Oskar Hoppe und seine Mitarbeiter von Wizard Promotion, Scumeck Sabottka (MCT Agentur), Dieter Bös (KoKo Entertainment), Ole Bischoff (Warner Music), Matthias Grein (Allstar Music Productions), Conny Wynen und Harald Scherbach (Brotfabrik), Reiner Pfisterer (Fotograf), Rudi Link (Sinkkasten), Irmgard Tennagels (Referentin für Popularmusik der Stadt Frankfurt) u.v.a.m.
Fotos: Detlef Kinsler
16. Januar 2009, 15.40 Uhr
Detlef Kinsler
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