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Rundgang 2018
Schöne Aussichten für die Städelschule
Der traditionelle Rundgang lockt noch bis zum Sonntag in die Städelschule. Und Rektor Philippe Pirotte kann derweil gute Neuigkeiten berichten – denn die Übereignung ans Land Hessen scheint geglückt.
Das Konzept der Städelschule ist rasch erklärt: "Wenn man interessante Leute zusammenbringt, dann passiert etwas – das ist es eigentlich." Sagt Philippe Pirotte, seit vier Jahren Rektor dieser etwas anderen Kunsthochschule. Kurz vor Weihnachten fand diese Besonderheit der hessischen und wohl auch weltweiten universitären Landschaft Eingang ins Hochschulgesetz. Mit einem zu Beginn nicht unbedingt erwartbaren Ergebnis: "Die Eigenständigkeit ist garantiert", sagt Pirotte.
Nun, zum Rundgang, ist mal wieder zu spüren, was aus dieser Eigenständigkeit alles erwachsen kann. Überraschendes wie Belangloses, große Kunst und kleine Provokationen. Gleich zu Beginn schon das Polizeiauto der Frankfurter Hauptschule, eben noch ein öffentliches Ärgernis im Bahnhofsviertel, jetzt schon Teil der polyglotten Kunstwelt.
Im Rektorenbüro verteilt Philippe Pirotte derweil eine Übersicht, welche Absolventen gerade wo auf der Welt eine Ausstellung eröffnen. Es ist eine beeindruckende Liste mit bekannten Namen und großen Kunsthäusern. "Das ist doch viel interessanter als eine Statistik, wieviele PhDs hier rausgehen." Nein, seinen Doktor kann man hier nicht machen und wer unbedingt einen Master in Kunst machen will, der soll es gerne anderswo versuchen. "Niemand wird durch einen solchen Abschluss ein besserer Künstler", sagt Herr Pirotte. In der Freiheit der Städelschule könne man aber erforschen, ob man überhaupt ein Künstler sei und was für einer und wenn dann am Ende herauskomme, dass man kein Künstler sei, mache man dennoch interessante Karrieren.
Dass so eine Schule mit ihrer 200-jährigen Tradition ausgerechnet in Frankfurt floriert, sei gewiss auch kein Zufall. Klar, man befinde sich in Nähe der Rationalität, der Banken und Finanzen, der gestreamlineden Lebensentwürfe. "Trotz alle dem, hat Frankfurt einen Geist fürs Andersdenken, eine positive Empfindlichkeit fürs Querdenken."
Auch das Städel wurde dieses Jahr integriert, eine Vase von Immanuel Birkert mit einem Strauß Blumen ist auf einem Sims gegenüber zu sehen. Auch ein schönes Symbol für eine teilweise Wiedervereinigung von Städel und Städelschule, die in diesem Sommer stattfinden soll. Während der derzeitige Rundgang einen Querschnitt durch alle Klassen zeigt, wird die Absolventenausstellung nach vielen Jahren im MMK wieder ins Städel ziehen, die fertigen Studenten sollen dafür auch, wie es früher schon Usus war, die dann leergefegte Ausstellungsarchitektur der soeben eröffnen Rubens-Ausstellung nutzen dürfen. "Das Städel bietet auch mehr Platz für größere Werke", sagt Philippe Pirotte, der es als schönen Zufall empfand, dass es mit dem MMK Terminfindungsprobleme gab (dazu kam der Wechsel in der Leitung des Museums), und zugleich Städel-Direktor Philipp Demandt die Wiederaufnahme der Absolventen anbot.
Die Obhut der Städelschule obliegt ab 1. Januar 2019 dem Land Hessen. Schon jetzt ist man von den Rentenzahlungen befreit, die Stadt Frankfurt – der die Schule noch gehört – übernimmt sie. Außerdem hat das Land sechs Millionen Euro für die Ertüchtigung der Schule bereitgestellt – auch wenn die Stadt davon nur drei weitergeben will, immerhin. Anders als die Stadt will das Land außerdem die Inflation ausgleichen, ein Fakt, der die Städelschule in den vergangenen Jahren beständig zwang, zu sparen. Und die Mittel wurden um vier Prozent erhöht. Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) hat also sämtliche Versprechen gehalten und teils auch übertroffen – und der Städelschule auf Jahre hin eine Perspektive gegeben. Im großen Landeshaushalt ist die Schule zudem ein recht kleiner Posten, anders als unter der Führung der Stadt hofft Pirotte deswegen, dass man nicht bei jeder Haushaltsverhandlung auf die Probe gestellt wird von Politikern, denen der Kunstbetrieb eher fern ist (Motto: Was machen die da eigentlich mit dem Geld?).
Die Zukunft des Ausstellungsraums Portikus, in dem am Freitagabend ebenfalls eine neue Schau eröffnet wird, liegt allerdings nach wie vor ein wenig im Ungefähren. Er verbleibt bei der Stadt Frankfurt, sie fördert ihn, doch nach Abzug von Miete und eineinhalb Personalstellen verbleibt ein Minus von 50.000 Euro. Die Miete ist dabei der größte Posten und muss an die gemeinnützige Giersch Stiftung gezahlt werden.
Der Rundgang findet noch bis Sonntag, 11. Februar 2018, statt, täglich von 10–20 Uhr. Nicht nur in der Dürerstraße darf geschaut und gestaunt werden, sondern auch in der Daimlerstraße 32 (und eben im Portikus). Es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm und spezielle Führungen. Die Rundgangparty beginnt am 9. Februar um 20 Uhr in der Daimlerstraße. Weitere Infos unter www.staedelschule.de
Nun, zum Rundgang, ist mal wieder zu spüren, was aus dieser Eigenständigkeit alles erwachsen kann. Überraschendes wie Belangloses, große Kunst und kleine Provokationen. Gleich zu Beginn schon das Polizeiauto der Frankfurter Hauptschule, eben noch ein öffentliches Ärgernis im Bahnhofsviertel, jetzt schon Teil der polyglotten Kunstwelt.
Im Rektorenbüro verteilt Philippe Pirotte derweil eine Übersicht, welche Absolventen gerade wo auf der Welt eine Ausstellung eröffnen. Es ist eine beeindruckende Liste mit bekannten Namen und großen Kunsthäusern. "Das ist doch viel interessanter als eine Statistik, wieviele PhDs hier rausgehen." Nein, seinen Doktor kann man hier nicht machen und wer unbedingt einen Master in Kunst machen will, der soll es gerne anderswo versuchen. "Niemand wird durch einen solchen Abschluss ein besserer Künstler", sagt Herr Pirotte. In der Freiheit der Städelschule könne man aber erforschen, ob man überhaupt ein Künstler sei und was für einer und wenn dann am Ende herauskomme, dass man kein Künstler sei, mache man dennoch interessante Karrieren.
Dass so eine Schule mit ihrer 200-jährigen Tradition ausgerechnet in Frankfurt floriert, sei gewiss auch kein Zufall. Klar, man befinde sich in Nähe der Rationalität, der Banken und Finanzen, der gestreamlineden Lebensentwürfe. "Trotz alle dem, hat Frankfurt einen Geist fürs Andersdenken, eine positive Empfindlichkeit fürs Querdenken."
Auch das Städel wurde dieses Jahr integriert, eine Vase von Immanuel Birkert mit einem Strauß Blumen ist auf einem Sims gegenüber zu sehen. Auch ein schönes Symbol für eine teilweise Wiedervereinigung von Städel und Städelschule, die in diesem Sommer stattfinden soll. Während der derzeitige Rundgang einen Querschnitt durch alle Klassen zeigt, wird die Absolventenausstellung nach vielen Jahren im MMK wieder ins Städel ziehen, die fertigen Studenten sollen dafür auch, wie es früher schon Usus war, die dann leergefegte Ausstellungsarchitektur der soeben eröffnen Rubens-Ausstellung nutzen dürfen. "Das Städel bietet auch mehr Platz für größere Werke", sagt Philippe Pirotte, der es als schönen Zufall empfand, dass es mit dem MMK Terminfindungsprobleme gab (dazu kam der Wechsel in der Leitung des Museums), und zugleich Städel-Direktor Philipp Demandt die Wiederaufnahme der Absolventen anbot.
Die Obhut der Städelschule obliegt ab 1. Januar 2019 dem Land Hessen. Schon jetzt ist man von den Rentenzahlungen befreit, die Stadt Frankfurt – der die Schule noch gehört – übernimmt sie. Außerdem hat das Land sechs Millionen Euro für die Ertüchtigung der Schule bereitgestellt – auch wenn die Stadt davon nur drei weitergeben will, immerhin. Anders als die Stadt will das Land außerdem die Inflation ausgleichen, ein Fakt, der die Städelschule in den vergangenen Jahren beständig zwang, zu sparen. Und die Mittel wurden um vier Prozent erhöht. Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) hat also sämtliche Versprechen gehalten und teils auch übertroffen – und der Städelschule auf Jahre hin eine Perspektive gegeben. Im großen Landeshaushalt ist die Schule zudem ein recht kleiner Posten, anders als unter der Führung der Stadt hofft Pirotte deswegen, dass man nicht bei jeder Haushaltsverhandlung auf die Probe gestellt wird von Politikern, denen der Kunstbetrieb eher fern ist (Motto: Was machen die da eigentlich mit dem Geld?).
Die Zukunft des Ausstellungsraums Portikus, in dem am Freitagabend ebenfalls eine neue Schau eröffnet wird, liegt allerdings nach wie vor ein wenig im Ungefähren. Er verbleibt bei der Stadt Frankfurt, sie fördert ihn, doch nach Abzug von Miete und eineinhalb Personalstellen verbleibt ein Minus von 50.000 Euro. Die Miete ist dabei der größte Posten und muss an die gemeinnützige Giersch Stiftung gezahlt werden.
Der Rundgang findet noch bis Sonntag, 11. Februar 2018, statt, täglich von 10–20 Uhr. Nicht nur in der Dürerstraße darf geschaut und gestaunt werden, sondern auch in der Daimlerstraße 32 (und eben im Portikus). Es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm und spezielle Führungen. Die Rundgangparty beginnt am 9. Februar um 20 Uhr in der Daimlerstraße. Weitere Infos unter www.staedelschule.de
9. Februar 2018, 11.03 Uhr
Nils Bremer
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