Das inzwischen auf elf Tage ausgedehnte Fantasy Filmfest im Cinestar Metropolis zählt zu den festen Adressen für vielseitiges Genrekino zwischen düsteren Arthouse-Dramen und harten Horrorschockern. Unser Autor hat sich auf dem Festival umgesehen.
Gregor Ries /
Einige der besten Arbeiten, etwa das australische Serienkiller-/Entführungskammerspiel „Hounds of Love“ oder die französische Studie einer vom Kannibalismus befallenen Studentin „Raw“ („Grave“) bewiesen, dass man für das Erzeugen allmählicher Beklemmung keine Blutströme benötigt.
Als (blut-)roter Faden zog sich das Thema „Coming of Age“ durch viele der gezeigten Filme. Oftmals dienen die makaberen Initiationen als Metapher für die erwachende Sexualität der Protagonistinnen, etwa die Lust auf Menschenfleisch in „Raw“ oder die paranormale Besessenheit im durchschnittlichen spanischen Teufelsschocker „Veronica“. Im israelischen „Land of the Little People“, der verdientermaßen auf Platz drei beim „Fresh Blood“-Erstlingswettbewerb landete, sorgte die Abwesenheit der ihren Militärdienst ableistenden Väter dafür, dass sich ihr allein gestellter Nachwuchs zu kleinen Teufeln entwickelte.
Während das ruhige, atmosphärische italienische Centerpiece „Sicilian Ghost Story“ über ein verschwundenes Kind beim Voting Platz zwei errang, schloss sich das Frankfurter Publikum beim ersten Rang den restlichen Städten an. In der Tat wies der isländische Hit „I Remember You“ viele Stärken des skandinavischen Kinos auf: Die düstere Adaption des Spukromans „Geisterfjord“ der auch hierzulande beliebten Krimiautorin Yrsa Sigurðardóttir verfolgt seinen fesselnden Plot um einen verschollenen Jungen und eine mysteriöse Mordserie auf zwei Ebenen samt Rückblenden. Die atemberaubende Landschaft einer abgelegenen Insel erwies sich als weiterer Hauptdarsteller. Im Januar steht der DVD-Release an, aber solche Bilder gehören eben auf die große Leinwand.
Indie-Produzent Bob Portal stellte drei seiner Filme in Frankfurt vor, im Schlepptau seine Regisseure Trent Haaga und Marko Mäkilaakso. Beide entwickelten zusammen den Monsterspaß „It Came from the Desert“ als Hommage an die Gruselstreifen der Fünfziger und das gleichnamige Amica-Game. Die Low Budget-Produktion konnten Mäkilaakso in einer alten spanischen Goldmine drehen, die schon als Kulisse für den Blockbuster „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ diente. Aus Budgetgründen musste er allerdings vieles aus dem Drehbuch wieder streichen.. Da die Klassiker-Huldigung am Ende zu kurz ausfiel, kommt der Zuschauer während des Nachspanns zum direkten Vergleich in den Genuss von Bildern aus dem Videospiel.
Trent Haaga bekannte, dass das Filmemachen eben eine teure Angelegenheit sei. Deshalb müsse er seinen Unterhalt eher mit Games wie „The Evil Within“ verdienen, für das weitaus ausführlichere Skripts notwendig seien. In seiner neusten Regiearbeit, der Pulp-Adaption „68 Kill“, zeige er bewusst die schmutzige Seite von Louisaanna. Die wahren Drehorte des überdrehten Krimis über einen Loser, der stets an die falschen Frauen gerät, übersteige mit Überschwemmungen, Ungeziefer und Armut allerdings noch die dargestellte schwarze Atmosphäre. Daher habe er versucht, im Plot zumindest etwas mehr Romantik unterzubringen. In Frankfurt kam der Genrespezialist damit bei den Genrefans bestens an, die Haaga im Anschluss Poster und Blu-rays seiner früheren Werke wie „Chop“ zum Signieren reichten.