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Mehrzad XXL
Hautnah und ganz intim präsentierte sich der DSDS-Gewinner Mehrzad Marashi im Frankfurter Apple Store in der Fressgass. Sein neues Album „New Life“, das erst am 11. Juni erscheint, wollte er auf seinem sage und schreibe zweiten Live-Konzert vorstellen.
Heiß war es im beengten Apple-Tempel, aber das lag weniger an dem iranischen Sänger. Denn auch er kam sichtlich ins Schwitzen – bereits nach dem ersten Lied. Die Texte seiner brandneuen Songs konnte er nicht auswendig und musste sie von einem Zettel ablesen.
Was bei Deutschland sucht den Superstar wohl eher zu folgendem Kommentar Dieter Bohlens geführt hätte: „Entweder Du lieferst voll ab oder Du fliegst raus hier.“ Naja, irgendwie wirkte das ganze aber auch recht menschlich. Mehrzad zeigte sich jedenfalls von seinem Publikum begeistert, was er immer wieder betonte. Praktisch jedes Lied widmete er den kreischenden Teenies, Muttis und zahlreichen Iranern, die ihn wohl als großes Idol anhimmeln. Da wurde uns dann auch klar, warum so viele kleiner Gangster-Kids um uns herumstanden.
Die Songs klangen durch die Bank weg wie „Dieter-Bohlen-Einheitsbrei“ mit extrem simplen Texten, die man selbst nach einer Woche Englischunterricht verstehen kann. Beispiel: „I love you for ever and ever more than words can say“. „When your heart is weak…In my hearts it’s raining raining raining“. Bei diesen Symptomen sollte man wohl lieber einen Kardiologen oder Apotheker fragen und nicht Schnulzenschreiber Dieter Bohlen. Zudem erinnerte einen der Titel „Saturday Night“ melodisch doch etwas an Sexbomb von Tom Jones. Das kommt vermutlich dabei heraus, wenn man Textfetzen und Melodiebruchstücke in einen Mixer schmeißt und dann daraus eine neue Hitplatte zusammenschustert. Musikalisch ist das alles sehr fragwürdig, doch der Erfolg gibt dem Pop-Titan Recht. Schade, dass bei „Sweat“ kein Mark Medlock in Sicht war. Dennoch kämpfte sich Mehrzad tapfer durch die erste Live-Performance seines Albums, an seinem Talent besteht kein Zweifel.
Das Publikum ging ganz gut mit und knippste – mit was wohl? – genau, dem iPhone. Viele Songs hatte „Deutschlands Superstar“ nicht mitgebracht. Nach 45 Minuten war die Show vorbei. Dachten wir und hofften auf frische Luft. Womit wir nicht gerechnet hatten: Das Konzert wurde mitgeschnitten, damit man es nachher bei iTunes runterladen werden kann. Und anscheinend war mit manchen Songs etwas nicht in Ordnung. Statt einer Zugabe sang Mehrzad also noch mal drei der bekannten Titel und animierte das Publikum. Das machte die Lieder aber auch nicht besser. Als Zugabe wünschte sich das Publikum „Fresh“, ein Song mit dem der 29-Jährige in der Castingshow überzeugt hatte. Mehrzad fand das super, doch sein Team nicht. Angeblich konnte die Band da nicht mithalten. Der Iraner versuchte es a-capella, und das muss man ihm lassen, richtig gut. Doch dann wurde ihm das Mikro abgedreht. Das Konzert hatte anscheinend schon lang genug gedauert. Immerhin eine Stunde, da will man es ja nicht gleich übertreiben.
Text: Nicole Brevoord und Julia Lorenz
Fotos: Nicole Brevoord
2. Juni 2010, 16.48 Uhr
Redaktion
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