Kultladen kapituliert in Zeiten des Streamings

Zweitausendeins schließt im März

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Der Zweitausendeins-Laden am Kornmarkt hat Kultstatus. Hier stöberte schon die 68er-Generation nach Büchern und CDs. Doch der Markt hat sich im digitalen Zeitalter gewandelt. Im März hört Zweitausendeins auf.

Nicole Brevoord /

Spannende Bücher, CDs und DVDs, teils zu Schnäppchenpreisen aber immer mit kompetenter Beratung: Der Laden des 1969 in Frankfurt gegründeten Versandhandels und Verlags Zweitausendeins war immer eine Fundgrube für die kulturinteressierten Kunden. Es wundert daher nicht, wenn Robert Egelhofer – seit 1977 bei Zweitausendeins beschäftigt und seit 2013 selbständig – nun sagt: „Es gibt schon Kunden bei uns mit Tränen in den Augen.“ Denn das letzte Geschäft von Zweitausendeins wird im März für immer schließen. „Wir kommen zum 31. März aus dem Mietvertrag bei der ABG Frankfurt Holding raus“, sagt Egelhofer, der einen Drei-Jahres-Vertrag hatte. Die ABG habe angeboten, die Miete zu senken, um den Laden zu erhalten, doch das sei keine Option gewesen. „Dann hätte man die Miete schon halbieren müssen“. Denn: Allein im Dezember, wo normalerweise in den Läden das Weihnachtsgeschäft brummt, habe man beim Umsatz Einbußen von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen müssen. „Das hat sich das ganze letzte Jahr schon abgezeichnet“, sagt der Ladenbetreiber.

Aber warum? „Es gibt nicht die eine Entwicklung, es sind mehrere“, sagt Egelhofer recht nüchtern. „Zweitausendeins ist unattraktiver geworden. Die Angebote sind weniger verlockend, die Preise wurden leicht erhöht. Zweitausendeins ist nicht mehr der günstigste Anbieter.“ Hinzu käme die Konkurrenz im Internet, nicht nur durch Amazon und Co. Auch Streaming habe das Kaufverhalten der Kunden verändert, statt eine CD-Box zu kaufen könne man jetzt ja immer und überall auf die Musik zugreifen. „Der CD-Verkauf ist rapide nach unten gegangen, die Bücher hingegen sind stabil gewesen, aber das gleicht es nicht aus.“ Robert Egelhofer sucht jetzt nach einer neuen beruflichen Herausforderung, es müsse nicht unbedingt in Frankfurt sein. Er wirkt gelassen: „Nichts ist so beständig wie die Veränderung.“


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