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Kreative als Standortfaktor
Schön. Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat also beschlossen, ein Fünf-Jahres-Förderprogramm "Leerstehende Räume für Kreative" aufzulegen. Weil der "Kreativsektor", so heißt es gleich im ersten Absatz der Verlautbarung, "einer der bedeutendsten Faktoren künftiger stadtökonomischer Entwicklung" sei. 1,35 Millionen Euro im Jahr werden bereitgestellt, nach welchen Kriterien diese vergeben werden ist indes noch nicht klar. Eine Arbeitsgruppe soll gegründet werden, eine Leerstandsagentur hernach die Stadt nach möglichen Lücken erkunden. Die Wirtschaftsförderung soll dabei helfen. Klar, ist also noch nichts, aber der Vorstoß kommt zur rechten Zeit. Vor einigen Wochen hat zum Beispiel die Bright Tradeshow angekündigt, künftig in Berlin residieren zu wollen. Die Skatermesse kam bisher Jahr für Jahr im alten Polizeipräsidium unter (siehe unsere Fotos), und zeigte dort, was man mit den alten Behördenhallen so anstellen kann. Doch auch die Zeiten dieses leerstehenden Gebäudes sind (angeblich schon im September) gezählt, das hessische Immobilienmanagement hatte die Mieten ohnehin kräftig angezogen, damit dort nicht so viel Quatsch gemacht wird. Gleich um die Ecke, in der Hohenstaufenstraße, wurde für den neuen Turm von PricewaterhouseCoopers schon mal die Hälfte des Atelierfrankfurt abgerissen, der Rest der Künstlerräume folgt dann in ein paar Jahren, um Platz fürs Entrée zum Europaviertel zu schaffen.
Kreativität als Wirtschaftsfaktor? Klar, aber erst sind Unternehmensberater und Immobilienfirmen dran. Die christdemokratishen Dezernenten für Stadtplanung, Kultur und Wirtschaft feiern sich dennoch schon mal. Planungsdezernent Edwin Schwarz: "Städte stehen inzwischen in einem weltweiten Wettbewerb um die kreativsten Köpfe." Kulturdezernent Felix Semmelroth: "Künstler in ihren oft prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen sind der Nukleus für die kreativen Berufe, denn sie stehen im Zentrum der schöpferischen Prozesse. Die Arbeitsbedingungen dieser Künstler zu fördern und unterstützen, muss daher Ziel der Stadt sein." Wirtschaftsdezernent Markus Frank: "Kreativität wirkt sich entscheidend auf die Lebensqualität einer Stadt aus und ist daher ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmensansiedelungen und für die Gewinnung von hochqualifizierten Arbeitskräften."
Übersetzt heißt das: Frankfurt lässt sich sein Prekariat etwas kosten!
Fotos: Judith Christina
25. Januar 2010, 06.56 Uhr
Nils Bremer
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