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Kolumne von Ana Marija Milkovic
Nur die Harten kommen in den Garten
"Die Städtischen Bühnen sind zusammengefasst unsere Frankfurter Antwort auf den sozialdemokratischen Entwurf für die BRD: Bildung für Alle, auf in die Mehrzweckhalle!" Schreibt unsere Kolumnistin.
Frankfurt verfügt über zwei Häuser, die den Namen Oper tragen. Die Alte Oper am Opernplatz ist ein Veranstaltungsort, währenddessen die Städtischen Bühnen das Schauspiel, die Oper und das Ensemble stellen. Ich war kürzlich zu Don Giovanni in die Oper der Städtischen Bühnen eingeladen. Das bot mir wieder die Gelegenheit, die Innenräume zu betrachten.
Seit vielen Jahren wird sehr viel Geld in das Gebäude gesteckt. Genau genommen, seitdem das Bühnenhaus der Oper der Städtischen Bühnen 1987 abgebrannt ist. Die Städtischen Bühnen sind zusammengefasst unsere Frankfurter Antwort auf den sozialdemokratischen Entwurf für die BRD: Bildung für Alle, auf in die Mehrzweckhalle!
So saß ich in der Oper und schaute mich interessiert um. An baulichen Neuerungen entdeckte ich nichts. Das wundert mich, denn die Stadt sicherte in dieser Angelegenheit auf der Liste großer Ärgernisse des Bundes deutscher Steuerzahler für viele Jahre den Klassenerhalt. Es ist also zu erwarten, dass der Zuschauer in Lage versetzt wird, am barocken Lebensgefühl der Stadt teilzuhaben.
Ich bemühe mich, den Entwurf der Städtischen Bühnen zu verstehen. Zum Willi-Brandt-Platz öffnet sich das Gebäude über eine großflächige Verglasung. Dahinter liegt gut zu erkennen das Foyer. Von der Decke hängt ein Kunstwerk mit Wolken aus Metall. Der ungarische Künstler Zoltán Kemény nannte es Goldstaub. Ich behaupte, es sieht es aus wie Blei. Schön ist das nicht.
Die nettesten Momente im Foyer waren sicherlich Veranstaltungen, die dem ursprünglichen Zweck nicht entsprachen. Die Abende hießen Bukovina. Warum das Ganze Bukovina hieß, kann ich nur mutmaßen. Die Musiker und Stücke kamen hauptsächlich aus Serbien, aus der Bukovina dann wohl die Zigeuner. Diese rauschenden Abende im Foyer der Städtischen Bühnen hatten wir dem Musiker Stefan Hantel, besser bekannt als Shantel, zu verdanken.
Die Geschichte geht noch weiter zurück. Der gebürtige Jugoslawe Emir Kusturica fing Ende der 80er an, Filme mit und über Zigeuner zu drehen.Goran Bregovic unterlegte sie mit Musik. So wurden Zigeunern weltweite künstlerische Anerkennung zuteil. Sie denken nun sicherlich an den Film„Schwarze Katze, weißer Kater“. Falls nicht, sollten Sie sich beeilen und den Film ansehen.
An den Städtischen Bühnen ist keine Eile geboten. Dort ist das Kind längst in den Brunnen gefallen. Den Umbau des Gebäudes von Gerkan Marg und Partner lässt sich schwer beschreiben. Mein Unverständnis bildet sich vor Ort selbstredend besser ab. Sie sollten sich das von der Untermainbrücke aus ansehen.
Ich gehe davon aus, dass der Umbau der Städtischen Bühnen nicht im Werksverzeichnis der Architekten Gerkan Marg und Partner, kurz GMP genannt, aufgeführt ist. Vielleicht finden Sie dort den Flughafen BER aber auch nicht. Jedenfalls wären GMP nicht die ersten Architekten, denen einfiele Werksverzeichnisse ihrer Bauten in Frankfurt restlos zu streichen. Mitdem französischen Architekten Jean Nouvel und seinem Entwurf für die Hauptwache 4 wären GMP in dieser Vorgehensweise ebenfalls Primus interPares.
Die Städtischen Bühnen sind nun einmal misslungen, dass nur Unkenntnis in der Sache und die völlige Konzentration auf Schauspiel und Oper dem Besucher helfen, den Ort vergessen zu lassen. Dieses Konzept hat sich übrigens für vieles in Deutschland effizient auf Kosten von Ressourcen durchgesetzt.
Seit vielen Jahren wird sehr viel Geld in das Gebäude gesteckt. Genau genommen, seitdem das Bühnenhaus der Oper der Städtischen Bühnen 1987 abgebrannt ist. Die Städtischen Bühnen sind zusammengefasst unsere Frankfurter Antwort auf den sozialdemokratischen Entwurf für die BRD: Bildung für Alle, auf in die Mehrzweckhalle!
So saß ich in der Oper und schaute mich interessiert um. An baulichen Neuerungen entdeckte ich nichts. Das wundert mich, denn die Stadt sicherte in dieser Angelegenheit auf der Liste großer Ärgernisse des Bundes deutscher Steuerzahler für viele Jahre den Klassenerhalt. Es ist also zu erwarten, dass der Zuschauer in Lage versetzt wird, am barocken Lebensgefühl der Stadt teilzuhaben.
Ich bemühe mich, den Entwurf der Städtischen Bühnen zu verstehen. Zum Willi-Brandt-Platz öffnet sich das Gebäude über eine großflächige Verglasung. Dahinter liegt gut zu erkennen das Foyer. Von der Decke hängt ein Kunstwerk mit Wolken aus Metall. Der ungarische Künstler Zoltán Kemény nannte es Goldstaub. Ich behaupte, es sieht es aus wie Blei. Schön ist das nicht.
Die nettesten Momente im Foyer waren sicherlich Veranstaltungen, die dem ursprünglichen Zweck nicht entsprachen. Die Abende hießen Bukovina. Warum das Ganze Bukovina hieß, kann ich nur mutmaßen. Die Musiker und Stücke kamen hauptsächlich aus Serbien, aus der Bukovina dann wohl die Zigeuner. Diese rauschenden Abende im Foyer der Städtischen Bühnen hatten wir dem Musiker Stefan Hantel, besser bekannt als Shantel, zu verdanken.
Die Geschichte geht noch weiter zurück. Der gebürtige Jugoslawe Emir Kusturica fing Ende der 80er an, Filme mit und über Zigeuner zu drehen.Goran Bregovic unterlegte sie mit Musik. So wurden Zigeunern weltweite künstlerische Anerkennung zuteil. Sie denken nun sicherlich an den Film„Schwarze Katze, weißer Kater“. Falls nicht, sollten Sie sich beeilen und den Film ansehen.
An den Städtischen Bühnen ist keine Eile geboten. Dort ist das Kind längst in den Brunnen gefallen. Den Umbau des Gebäudes von Gerkan Marg und Partner lässt sich schwer beschreiben. Mein Unverständnis bildet sich vor Ort selbstredend besser ab. Sie sollten sich das von der Untermainbrücke aus ansehen.
Ich gehe davon aus, dass der Umbau der Städtischen Bühnen nicht im Werksverzeichnis der Architekten Gerkan Marg und Partner, kurz GMP genannt, aufgeführt ist. Vielleicht finden Sie dort den Flughafen BER aber auch nicht. Jedenfalls wären GMP nicht die ersten Architekten, denen einfiele Werksverzeichnisse ihrer Bauten in Frankfurt restlos zu streichen. Mitdem französischen Architekten Jean Nouvel und seinem Entwurf für die Hauptwache 4 wären GMP in dieser Vorgehensweise ebenfalls Primus interPares.
Die Städtischen Bühnen sind nun einmal misslungen, dass nur Unkenntnis in der Sache und die völlige Konzentration auf Schauspiel und Oper dem Besucher helfen, den Ort vergessen zu lassen. Dieses Konzept hat sich übrigens für vieles in Deutschland effizient auf Kosten von Ressourcen durchgesetzt.
23. Juli 2015, 11.40 Uhr
Ana Marija MIlkovic
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