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Kolumne von Ana Marija Milkovic

Geister, Geister

Der Fußball wie die Immobilienbranche sind voll sagenhafter Geschichten und mysteriöser Zirkel. Unsere Kolumnistin versucht ein wenig Licht ins Dunkel dieser beiden geheimen Zünfte zu bringen.
Meine Mutter sagt, Jogi Löw benachteiligt die Borussen. Noch dazu kopiert er Guardiolas System. Wenn der Pep den Lahm statt rechts außen im Mittelfeld spielen lässt, folgt ihm Jogi auf dem Fuße. Es wäre ein dämonenhaftes Zeichen, so meine Mutter, sollte in dieser Form die deutsche Nationalmannschaft die Fußballweltmeisterschaft gewinnen. Nicht nur Jogi Löw, auch der DFB könnte das gründlich missverstehen.

Dämonen sind vorwiegend böse Geister. Ich bin in der Mythologie der Dämonen so wenig bewandert wie im Fußball. Nur soviel, prinzipiell dienen Geister Lebenden und das – wie könnte es auch anders sein – vermutlich nicht zu ihrem Besten. Hin und wieder fahren Geister dafür in die Körper Lebender. Zu erwähnen wäre noch, dass Dämonen systematisch geordnet sind. Ihr Verzeichnis wird Dämonologie genannt. Hingegen sind Mythologien Sammlungen sagenhafter Geschichten. Nun ist das Repertoire sagen- und heldenhafter deutscher Fußballgeschichte seit dem Spiel gegen Algerien um Manuel Neuers vielseitigen Einsatz reicher. Welcher Geist in Jogi Löw wiederum gefahren sein könnte, gibt dann sicherlich nicht nur Pep Guardiola zu denken. Hier ließe sich ein Kreis von anderen Beteiligten schließen. Der Borussen zum Beispiel.

Auch die Immobilienbranche ist voller sagenhafter Geschichten und Zirkel, die gleichermaßen Radien schlagen und Kreise ziehen. Wie jede sagenumwobene Geschichte beginnt das Europaviertel in Frankfurt mit "Es war einmal". Ursprünglich war es die Geschichte der Deutschen Bank, die den deutsch-amerikanischen Architekten Helmut Jahn aus Chicago für einen Masterplan beauftragte. Die Überraschung war perfekt. Die Finanzierung schien sicher. Die ehemalige Oberbürgermeisterin Petra Roth war anfänglich hoch erfreut, wenn nicht ein böser, wild gefahrener Geist aus dem einstigen Technischen Rathaus die Oberbürgermeisterin darüber aufgeklärt hätte: Stadtplanung macht in Frankfurt sicherlich nicht die Deutsche Bank. So endete nach einer langwierigen Geschichte das Urban Entertainment Center als Einkaufszentrum "Skyline Plaza". Die Geschäfte im Skyline Plaza laufen schlecht. Auf dem Fuße folgt nun das höchste Wohnhaus Deutschlands.

Die Bruttogeschossfläche (BGF) ist die Summe der Grundflächen aller Grundrissebenen, deren konstruktive Umschließung mit eingerechnet. Das neue Wohnhochhaus soll nun mit einer BGF von 44.000 Quadratmetern hergestellt werden. Aus Erfahrungswerten lässt sich schließen, dass von einem Verlust über vierzig Prozent zur Wohnfläche auszugehen ist. Umgerechnet könnte das bei 40 Stockwerken einen verbleibenden Wohnanteil von circa 26.400 Quadratmetern bedeuten. Aufgrund der Versorgungskerne, die bei dieser Höhe auch proportional im Querschnitt steigen, werden keine durchgesteckten Wohnungen möglich sein. Das bedeutet wiederum, die Wohnungen lassen sich nicht als Nord-Süd- oder Ost-West-Wohnungen vermarkten. Klassische Wohlfühlargumente wie Lage, Balkone, wenige Mietparteien können in einem Wohnhaus dieser Lage und Höhe sicherlich nicht die Verkaufskriterien sein. Auch der Vergleich eines auf das Luxussegment spezialisierten Maklers zum Skyline Plaza an der Stephanstraße hinkt. Der 66 Meter hohe Turm des Skyline Plazas entstand in der Zeit des Booms des Investmentbankings fußläufig zur Alten Oper, Börse, Zeil. Dagegen steht das untere Drittel des zukünftig höchsten Wohngebäudes Deutschlands inmitten von Einkaufszentrum, Blockbebauung, im sogenannten fußläufigen Off. Die höher liegenden Wohnungen teilen sich sicherlich, wenngleich nicht anteilig, die Frankfurter Skyline, aber auch den Blick auf Dachlandschaften von Einkaufszentrum und Messe, dafür dann aber auch den Messeturm und die Ausfahrt West.

Die Immobilienbranche rechnet mit dem Zerbersten der Immobilienblase in den kommenden 24 Monaten. Mit einer Baugenehmigung ist innerhalb diesen Zeitrahmens sicherlich nicht zu rechnen. So bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen gelingt. "Doch droben möcht' ich lieber sein! Schon seh' ich Glut und Wirbelrauch. Dort strömt die Menge zu dem Bösen; Da muss sich manches Rätsel lösen." (Faust, Erster Teil)
 
Fotogalerie:
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2. Juli 2014, 15.32 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
 
 
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