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Jazz Montez presents und Holiday Deluxe

Die Sehnsucht nach Konzerten war zu groß geworden

Der Verein Jazz Montez kann wieder Konzerte veranstalten: Ab 9. Juli bis 12. September gibt es „Holidays Deluxe“ vor dem Kunstverein Familie Montez. Parallel dazu erscheint auch das Vinyl-Album „Jazz Montez presents Vol. I“. Wir sprachen mit John Steinmark und Lorenzo Dolce.
JOURNAL FRANKFURT: Um viele war es merklich ruhiger in den Shutdowns, dafür passierte vieles hinter den Kulissen. Ihr habt die Zeit u.a. dazu genutzt, eines eurer wichtigsten Projekte konsequent zu Ende zu führen – das Album „Jazz Montez Presents Vol. 1". Ganz wichtig war euch dabei, dass das Gesamtpaket stimmt: Musikauswahl, Aufnahme-Qualität, Produktion und Mix, Präsentation mit Booklet und und und ... Kann man nur so, mit Deluxe-Produkt sozusagen, noch Aufmerksamkeit erheischen statt mit einer normalen CD-Veröffentlichung – zumal in der Pandemie – unterzugehen?
John Steinmark: Obwohl unsere Platte bestimmt eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, war das nicht unser Kalkül. Uns ging es vorrangig darum, in jeglicher Hinsicht die größtmögliche Qualität für unser Produkt sicherzustellen. Der Ausgangspunkt sind die fantastischen Bands, die wir ins Studio Lotte Lindenberg eingeladen haben, wo sie einen Track bei Wolfgang Gottlieb und seinem Team aufgenommen haben. Dann kam die Drum 'n Bass-Legende Kabuki alias Jan Hennig ins Spiel, der die Aufnahmen abgemischt hat. Und schließlich war es uns sehr wichtig, die Musik auch anständig zu verpacken, in einem öko-freundlichen Bagasse-Gatefoldcover inklusive Booklet mit eigenem Comic und vielen Texten, aufwendig mit eigenen Illustrationen gestaltet von Clara Sipf. Die Qualität des Endprodukts spiegelt die Hochachtung wieder, die wir der Musik auf „Jazz Montez Presents Vol. I“ entgegenbringen.

Wichtige Stichworte sind dabei sicher auch Haltung, Leidenschaft, Ästhetik ... Hat man – auch über die Konzertreihen – ein Publikum gefunden, das dieselbe Sprache spricht?
Lorenzo Dolce: Wir sind sehr froh darüber, dass unserem Publikum die Musik gefällt, die wir ihnen präsentieren. Dabei spielt bestimmt auch das Ambiente eine Rolle, das bei uns immer etwas anders - freier und intimer - ist, als bei den meisten anderen Musikveranstaltungen. Aber wir sprechen bestimmt nicht alle dieselbe Sprache, was ja auch sehr schön ist. Die Hauptsache ist, dass wir alle dieselbe Sprache wertschätzen, und zwar die der Musik.

Ihr werbt selbstbewusst mit einer „Momentaufnahme der jungen deutschen Jazzszene". Einmal mehr die Frage (vielleicht ändert sich die Wahrnehmung ja über die Jahre) – was macht jungen deutschen Jazz aus?
JS: Die Musikerinnen und Musiker auf dem Album zeichnen sich durch ein großes musikalisches Talent und Knowhow aus, das die meisten auch an Musikschulen und -hochschulen ausgebildet haben. Gleichzeitig sind sie aber nicht in einer bestimmten Spielart des „akademischen Jazz“ gefangen, sondern offen für eine Vielzahl an zeitgenössischen Musikrichtungen. Was einen Großteil der Bands eint, ist ihr Interesse am Groove, das sowohl von Hip Hop beeinflusst sein kann, als auch von Afrobeat, Elektro, Funk, Rock oder dem „Klassischen Jazz“ der 50er und 60er Jahre.

Let’s make jazz great again! Das gilt für eure Arbeit auf allen Gebieten/Ebenen ... Fast zeitgleich könnt ihr eure diesjährige „Holidays“-Reihe starten und das gleich in einer Deluxe-Version. Wann war für euch klar, dass ihr die Open Airs Corona zum Trotz realisieren könnt und wie werdet ihr die organisieren? Im vergangenen Jahr wart ihr ja noch sehr vorsichtig und habt betont, ihr könntet euch schwer vorstellen, wie das auf der Treppe mit dem geforderten Abstand möglich sein könnte. Was macht euch mutiger in diesem Jahr?
LD:
Als Gesellschaft haben wir in den letzten anderthalb Jahren viel dazu gelernt, was den Umgang mit der Pandemie betrifft. Einerseits hat sich die Situation durch den großen Anteil an geimpften und genesenen Menschen verändert. Andererseits verstehen wir heute, dass Ansteckungen unter freiem Himmel eher rar sind. Außerdem ist die Sehnsucht nach mittlerweile sechzehn Monaten ohne eigene öffentliche Events bei uns einfach so groß geworden, dass wir alles daran gesetzt haben, wieder Konzerte organisieren zu können. Und zwar nicht nur ein paar Konzerte über den Sommer verteilt, sondern zehn Wochenenden lang non-stop volles Programm. Damit wollen wir ein weithin sichtbares Zeichen setzen, dass Kultur lebt und unbedingt in den öffentlichen Raum gehört.

Wie habt ihr euer Programm diesmal zusammengestellt und welche finanzielle Hilfe bekommt ihr dafür? Wenn ich es recht verstanden habe, läuft es ja auch im Rahmen der „Ins Freie!"-Aktion des Landes Hessen?
JS: Ja, „Holidays Deluxe“ wird im Rahmen von „Ins Freie!“ durch das Land Hessen gefördert. Außerdem unterstützen uns der KulturFonds Frankfurt RheinMain sowie die Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Diese Mittel haben es uns erlaubt, eine aufwendige Infrastruktur auf die Beine zu stellen, sodass unsere Gäste sorgenfrei und entspannt Livemusik genießen können. Die Bands und Künstler:innen kommen vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, damit uns Reisebeschränkungen keinen Strich durch die Rechnung machen können. Sie sind mit das beste, was es in unserer Ecke der Welt derzeit zu hören gibt und spiegeln eine große künstlerische Vielfalt und Freiheit wieder. Mit dem Programm, das von jungen, zeitgenössischen Jazzbands, R&B-, Hip Hop- oder Afrobeat-Artists, über die hr Bigband, das Ensemble Modern, bis hin zu großartigen DJs reicht, wollen wir eine Brücke zwischen verschiedenen Altersgruppen und Genres schlagen. Dadurch wollen wir zusammenbringen, was in unserer Gesellschaft zusammengehört: Menschen mit unterschiedlichsten Biografien und Geschmäckern, die gemeinsam Musik und Kultur erleben und genießen.

>> Holidays Deluxe, Open Air im Hafenpark, 9.7.-12.9., Ffm., Kunstverein Familie Montez. Erstes Konzert: Wanubalé, 9.7., 20 Uhr, Eintritt: 5 Euro




Wanubalé © Andrea Oster
 
Fotogalerie:
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7. Juli 2021, 10.55 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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